Mit der neuen S-Bahn-Station in Stettfeld haben die Ubstadt-Weiherer mehr Haltepunkte pro Kopf als die Karlsruher
Bürgermeister konfrontiert Verkehrsminister mit unverhältnismäßigen finanziellen Belastungen
Es ist geschafft. Die S-Bahn rauscht künftig nicht mehr am Ubstadt-Weiherer Ortsteil Stettfeld vorbei, sondern hält auch am brandneuen Haltepunkt um Fahrgäste aus- oder zusteigen zu lassen. Wie zum Beispiel den baden-württembergischen Vekehrsminister Winfried Hermann, der am Freitag eigens mit der Regionalbahn nach Stettfeld reiste, um der offiziellen Eröffnung des neuen Haltepunktes beizuwohnen. Mit den per Brücke und Aufzügen verbundenen 210 Meter langen Bahnsteigen am Ortsrand von Stettfeld, konnte die zweite Ausbaustufe der S-Bahn Rhein-Neckar abgeschlossen und vervollständigt werden.
Ende gut, alles gut, könnte man angesichts der Tatsache vorbringen, dass die Stettfelder sich besagten Stop schon seit Achtzehnhundert-ungrad wünschen. Obwohl die bereits im Dezember erfolgte Inbetriebnahme des neuen Haltepunktes selbstredend vorwiegend auf ein positives Echo aller Beteiligten stößt, wurden doch im Zuge der freitäglichen Festlichkeiten auch Worte der Kritik laut. Ubstadt-Weihers Bürgermeister Tony Löffler konfrontierte bei seiner Ansprache den anwesenden Verkehrsminister Winfried Hermann mit den massiven Planungskosten, die die Gemeinde unterm Strich zu schultern hatte.
Tatsächlich musste Ubstadt-Weiher von 8,3 Millionen Euro Gesamtkosten rund 2,6 Millionen Euro komplett alleine tragen – trotz der im Grunde hoheitlichen Aufgabe des Landes, gerade im Zuge der Klimaschutz-Debatte, in den Nahverkehr zu investieren und diesen auszubauen.
Zwar sind neuerdings die Planungskosten für solche Projekte umlagefähig, die Novelle kommt für die bereits erfolgten Investitionen seitens Ubstadt-Weiher allerdings zu spät, da half auch Tony Löfflers augenzwinkerndes Angebot, den Haltepunkt oder die Zufahrtsstraße nach dem Minister zu benennen – sollte dieser sich finanziell im Nachgang weiter beteiligen, am Ende nicht weiter.
Mit dem neuen Haltepunkt ist Ubstadt-Weiher in Sachen Infrastruktur jedenfalls exzellent aufgestellt, kann sich dabei sogar mit den großen Metropolen im Umkreis messen lassen.
Mit der festlichen Einweihung endeten die Feierlichkeiten an diesem Freitag aber noch nicht. Im nahe gelegenen Restaurant Abseits unterzeichneten Minister, Landräte und Bürgermeister im Anschluss eine Kooperationsvereinbarung, welche die Beibehaltung des “Karlsruher Models” auch nach dem Fahrplanwechsel im Dezember 2022 vorsieht. Gemeinsam bekräftigte man mit den Unterschriften, weiterhin auf das bewährte und weltweit als Vorbild dienende System setzen zu wollen.