Reine Frauensitzungen zur Fasnacht gibt es kaum noch, dabei feiern Frauen doch viel schöner als Männer
von Stephan Gilliar
Die Tulla-Halle in Oberhausen-Rheinhausen am vergangenen Freitagabend. Das ganze Gebäude vibriert, eine Stimmung wie im Hexenkessel. Bunte Fahnen, Wimpel und Banner hängen unter der hohen Decke, Lichtpunkte rasen über die Wände, sogar ein Männchen – gezeichnet durch bunte Laser – tanzt neben der Bühne virtuell über die Holzpaneele. Dicht an dicht drängen sich die Reihen der Tische von der Bühne bis in den hinteren Teil der Halle. Auf den Seite an Seite drapierten Stühlen sitzen ausschließlich Frauen. Wobei „sitzen“ es nicht ganz trifft – manche stehen auch, es wird geklatscht, gejohlt, geschunkelt und vor allem viel gelacht. Männer sieht man in der restlos ausverkauften Halle an diesem Abend keine, oder fast keine. Die einzigen Besitzer von Y-Chromosomen tummeln sich am Rand, sind heute Abend Teil des stummen Personals, ohne tragende Rolle.
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Reine Frauensitzungen zur Fasnacht – das gab es früher in der Region häufiger, doch heute tatsächlich kaum noch. Auch in Oberhausen-Rheinhausen haben sich zuvor das letzte Mal vor einem stolzen Vierteljahrhundert die Damen der närrischen Szene uffm weiche Bodde zusammengefunden, um ausgelassen zu feiern. Doch mit dem Jahrtausendwechsel schlief diese Tradition zum Bedauern so vieler leider ein. Auch eine Prunksitzung gibt es auf der jährlichen Agenda des Komitee Rheinhäuser Fastnachtsumzug e. V. nicht mehr, Highlight ist hier Jahr für Jahr der große Umzug. Nur im benachbarten Oberhausen wird die närrische Gala noch veranstaltet – in diesem Jahr übrigens im Rahmen des 125-jährigen Jubiläums des TV 1900.
Wieso hier in Rheinhausen an diesem Freitag dennoch unter Frauen gefeiert wird, ist einer Heimgekehrten zu verdanken. Vanessa Oberst, lange Jahre im Kraichtal zu Hause und insbesondere den Menschen in Unteröwisheim als Ogsetzter-Lady während unzähliger Festle in der Kerschdekipperhalle bekannt, konnte das klaffende Loch im Fasnachtsangebot ihrer Heimatgemeinde Rheinhausen einfach nicht länger ertragen. Aus einer Weinlaune heraus, so erzählt sie, hätten eine Freundin und sie beschlossen, der Frauenfasnacht zu einer Renaissance zu verhelfen. Zusammen mit dem Komitee Rheinhäuser Fastnachtsumzug wurde aus Laune ein Projekt und schließlich ein hartes Stück Arbeit, das sich am Ende aber gelohnt haben sollte. Innerhalb kürzester Zeit waren alle Karten vergriffen – Vanessas Idee fand reißenden Absatz.
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So kam es, dass sich am Freitagabend das erste Mal nach 25 Jahren wieder ein ausschließlich weibliches Publikum zusammenfand, um gemeinsam Fasnacht zu feiern. Und eines muss man gleich vorwegschicken: Es war eine Freude, dabei zu sein und zu erleben, wie Fasnacht sein kann, wenn die männliche Komponente auf nahe Null reduziert wird. Was soll ich sagen, liebe Männer, man möge es mir nicht als Verrat am eigenen Geschlecht ankreiden, aber Frauen feiern besser als wir Kerle der Schöpfung. Kein Massensaufgelage, keine Schlägereien zu später Stunde, keine stocksteifen Senioren, die mit versteinerten Gesichtern mehr aus Traditionsbewusstsein als aus Spaß in der Halle sitzen, keine Übergriffigkeiten und auch keine Fleischbeschau.
Was am Ende des Abends festzuhalten bleibt: Frauen feiern fröhlich, sogar etwas wild, aber friedlich. Wenn sie unter sich sind, ist die Stimmung auf befreiende Weise losgelöst. Es ist, als ob ein Stück weit jene Anspannung von ihnen abfällt, die mit der Anwesenheit von Kerlen unterbewusst oder vielleicht auch bewusst einhergeht. Es ist schwer zu beschreiben – man muss es erlebt haben. Es geht vielmehr um Gemeinsamkeit. Von kleinen Grüppchen bis hin zu ganzen Frauentrauben wird hier gequatscht und herumgealbert – ganz losgelöst und frei. Und verstehen Sie mich nicht falsch: Es geht hier keineswegs um Sittsamkeit – derber Humor scheint auch unter Frauen hoch im Kurs zu stehen. Sogar die Plattfisch-Gags des Königs von Mallorca alias De Härtschd werden mit Gelächter quittiert. Dabei sollte man meinen, dass Phrasen à la: „Die hott so viel Silikon in de Brüscht, domit könnt ma a ganzes Bad abdichten …“ eher maskuline Schenkelklopfer sind.
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Dass Comedy aber auch aus der weiblichen Sichtweise heraus treffsicher sitzen kann, zeigte Vanessa Oberst nach dem Auftritt des Tanzmariechens. Ihr in breitem Dialekt zelebrierter Besuch einer H&M-Filiale zeigte pointiert die in unserer Gesellschaft immer noch unvermindert bestehende Body-Shaming-Problematik und die schwierige Selbstwahrnehmung vieler junger Mädchen auf. Zotig, derb und herrlich schandmaulig – Vanessa ließ es krachen bis hin zur schönen „Ihr seid gut so, wie ihr seid“-Botschaft am Ende der Nummer.
Und sonst? Nun ja, Fastnacht eben. Schunkelrunden, viel Tanz, Ballett, Musik und Comedy. Dazu augenfällig viele Mineralwasserflaschen auf den Tischen und Becher gefüllt mit bunten Getränken in allen Farben des Regenbogens – nur Bier sah man keines. Nur eine Sache – man kommt nicht umhin, es zu bemerken – scheint in Wahrheit am Ende kein Klischee zu sein: Frauen gehen tatsächlich in Gruppen auf die Toilette. Warum? Das geht mich nichts an, bedanken möchte ich mich aber für den entspanntesten Fasnachtsabend seit langer Zeit.
Das war eine tolle Veranstaltung, Gratulation an Vanessa Oberst und ihrem Team, und viele Grüße von Tobbmaster Fitsch and the fabulous Fernando Horns
War ne Mega Party mit euch Tollen netten Frauen. Ihr wart der Hammer!!!Gruß euer Dj Remy
Es war ein wunderschöner Abend.
Wir haben viel gelacht und getanzt.
Vielen herzlichen Dank an die Organisatoren.
Ich finde es toll, wieder eine Frauenfasenacht in den Ortschaften zu haben.
Viele herzliche Grüße