Roman aus Helmsheim mixt Cocktails mit Hightech-Hardware
Roman steht auf Maschinen – das tut er wirklich. In sein Häuschen, das er zusammen mit seiner Frau gerade in Sulzfeld errichtet, packt er jede Menge von ihnen… besonders in der Küche. Da gibt es eine Bierzapfanlage, einen Dönergrill und sogar eine Slusheis-Maschine und wenn sie jetzt denken, mein Gott, die Partys bei diesem Burschen müssen genial sein, dann liegen sie vermutlich auch goldrichtig. Mit Partys kennt er sich aus, das bringt das kleine Nebengewerbe, das er 2019 auf die Beine gestellt hat, zwangsläufig mit sich. Seit fünf Jahren ist Roman ein fliegender Barmann, sorgt für Cocktails in allen Farben und Geschmacksrichtungen auf Firmenfesten, Vereinsfeiern und vereinzelt auch auf privaten Partys. Sollten Sie jetzt allerdings das klassische Bild des Barkeepers mit Weste, Fliege und hoch über dem Kopf geschwenkten Edelstahl-Shaker im Kopf haben, müssen wir sie enttäuschen – Romans Job hinter der Theke fällt, wenn erst einmal alles aufgebaut ist, deutlich einfacher aus. Im Grunde drückt er eigentlich nur ein paar Mal auf ein Display und wenige Sekunden später fließt der gewünschte Cocktail in das Glas. Den Rest erledigt die Maschine.
Eine Maschine, die in der Lage ist, Dutzende unterschiedlicher Cocktails in Sekundenschnelle zuzubereiten, nach fest im Vorfeld definierten Rezepten. 31 davon hat Roman aktuell in den Speicher des Hightech-Barkeepers geladen, darunter alles was schmeckt und Laune macht von A wie Alabama Slammer bis Z wie Zombie. Natürlich aber in erster Linie Klassiker wie einen Cuba Libre, einen Caipirinha, Sex on the Beach oder die sommerliche Piña Colada. Alles, was Roman noch zu tun hat, ist ein Glas mit Eis bereitzustellen, vielleicht ein paar Limetten klein zu schneiden und einen Strohhalm hinzugeben, alles andere wird mechanisch im Inneren des thekengroßen Apparates geregelt. Dort stehen mehrere Kanister mit unterschiedlichen Säften und Spirituosen, die ganz einfach im Plug und Play Verfahren angeschlossen werden und mittels lebensmittelechter Schläuche das Herzstück der Maschine mit allen nötigen Drink-Zutaten versorgen. Was die Rezeptur angeht, so hat Roman über die Jahre deren Zusammensetzung immer weiter verfeinert, ganz selbstlos in nächtelangen, endlosen Versuchsreihen mit zahlreichen Freunden, erzählt er lachend.
Dass Roman diesen Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat, verwundert bei seiner Biografie keineswegs. Er ist gelernter Automatenfachmann, hat bei Coca-Cola das Handwerk von der Pike auf gelernt, kümmert sich im Außendienst um Schankanlagen, Kühlschränke und eben auch Automaten. Auf diese Art und Weise stieß er dann auch irgendwann auf eine Cocktailmaschine, war begeistert über deren endlose Möglichkeiten. Tatsächlich kann man an eine solche Maschine mittlerweile sehr viel Arbeit übergeben, Arbeit die beispielsweise im gastronomischen Alltag durch die immer prekärere Personaldecke oft Mangelware ist. Einen Cocktail von Hand herzustellen braucht Zeit, Zeit, die nicht immer in Hülle und Fülle zur Verfügung steht. Zwar mag eine Cocktailmaschine nicht über die gleichen Fertigkeiten verfügen wie ein ausgebildeter Bartender, aber einen gewissen Grundstandard beherrscht sie durchaus. Mittlerweile lassen sich auch beliebte Sommerdrinks wie zum Beispiel der Aperol Spritz per Knopfdruck herstellen. Sekt oder Soda kommen dabei aus dem Fass, Saft und Sirup aus dem Kanister, das Endergebnis sieht nicht nur gut aus, sondern schmeckt auch gut, davon konnten wir uns selbst schon überzeugen. Solche Geräte sind übrigens längst in der Systemgastronomie im Einsatz, auch im Kraichgau finden sich zahlreiche, von Bruchsal über Bretten bis Sinsheim.
Mehrere zehntausend Euro kostet eine Cocktailmaschine, doch Roman überlegte nicht lange und investierte in ein Gerät. Der Zeitpunkt war allerdings rückblickend eher suboptimal, der Start in die Selbstständigkeit Ende 2019 fiel quasi direkt in die Ouvertüre der Pandemie mit all ihren bekannten Folgeerscheinungen. So ging zwei Jahre lang im Grunde gar nichts, erst in den zahlreichen “Back to Life – Partys” im Kielwasser von Captain COVID, gelang schließlich der Durchbruch. Seither werden Roman und seine Maschine fast jedes Wochenende irgendwo in der Region gebraucht. Übrigens nicht zwangsläufig in dieser Kombination, Roman verleiht den mechanischen Cocktailmixer auch komplett ohne Personal, denn die Bedienung ist kinderleicht. Man gibt über den Bildschirm den gewünschten Cocktail ein, drückt auf Start, und das war’s auch schon. Für Vereine ist das zum Beispiel eine prima Angelegenheit, denn so sparen Sie sich Kosten, da sie meist selbst genügend Manpower für die Arbeit hinter der Theke aufbieten können. Firmen buchen dagegen häufig Roman oder weitere Helfer hinzu, quasi alles aus einer Hand und ein Rundum-Sorglos-Paket.
Auf privaten Festen kommt Roman eher selten zum Einsatz, denn der einzige Knackpunkt seines Konzeptes ist die Abnahmemenge. Damit sich der Einsatz der Maschine lohnt, liegt diese im niedrigen dreistelligen Bereich, eine solche Zahl an Cocktails kommt bei privaten Feiern eher nicht immer zusammen, bei größeren Festen dagegen problemlos. Dafür können die Cocktails aber eben auch sehr günstig hergestellt werden, die Stückpreise beginnen bereits ab wirklich schmalen 2,50 € – dafür zuckt in einer regulären Cocktailbar der Barkeeper noch nicht mal mit der Augenbraue. Klar, das lässt sich nicht eins zu eins vergleichen, aber für Straßenfeste und größere Events ist die Qualität nicht nur ausreichend, sondern wirklich auch gut. Bei unserer Testverkostung (was wir nicht alles für unsere Leserinnen und Leser tun) konnten wir keine großen Unterschiede zu – sagen wir Kneipencocktails entdecken. Dass ein ausgebildeter Bartender in einem Sternehotel deutlich mehr zustande bringt, versteht sich von selbst, doch das wäre so, als ob man Birnen mit Äpfeln vergleicht… beides völlig unterschiedliche Anwendungsgebiete.
Für Roman jedenfalls funktioniert sein auf Hightech ausgerichtetes Cocktailkonzept hervorragend. Der ganze Sommer ist bereits so gut wie verplant, an diesem Wochenende steht er auf einem Vereinsfest in Weingarten, am kommenden bereits auf dem Kelterfest in seinem Heimatort Helmsheim. Derzeit denkt er sogar darüber nach, in eine zweite Maschine zu investieren. Noch ist das alles Arbeit im Nebenerwerb, doch wer weiß, wenn es weiter so gut läuft, wird er vielleicht wirklich in der ganzen Region als Mister Mechanic Mojito bekannt. Den Namen haben übrigens wir erfunden, nur um das mal festzuhalten – Patentanmeldung läuft ;-)