Die Neibsheimer Handwerksbäckerei Thollembeek eröffnet ein neues Bäckerei-Café in Helmsheim
Wenn es etwas Neues gibt, dann muss man schon mal schauen kommen oder wie man hier in Helmse sagt: Mol gugge. Zum Gugge kommen an diesem heißen Juli-Mittwoch zahlreiche Menschen aus dem Bruchsaler Stadtteil Helmsheim, die letzte große Neueröffnung in dem kleinen 2400-Seelen-Dorf ist vermutlich schon eine ganze Weile her. “I komm jetzt jeden Tag zu euch, da gfallt mas” ruft ein älterer Herr in kurzen Hosen und mit Datschkapp herüber, winkt und marschiert mit einem Päckchen voller Kuchen zurück Richtung Ortsmitte. Die ist nur 5 Minuten entfernt, hier hätten sich viele Menschen in Helmsheim das neue Bäckerei-Café gewünscht, doch ein wirtschaftlicher Betrieb dürfte dort – abseits des großen Stromes der B35 – unmöglich sein, daher ist die Lage der neuen Thollembeek-Filiale an der Ecke Kurpfalzstraße und Bundesstraße ein guter Kompromiss. Aus dem Ort gut zu Fuß zu erreichen, aber auch sichtbar für den Durchgangsverkehr, so haben alle etwas davon. 20 Parkplätze stehen zur Verfügung, direkt daneben eine große Terrasse mit Sonnensegel und darunter unzählige Tische und Stühle zwischen bunten Blumenbeeten.
Auf einem dieser Stühle sitzt Marc Thollembeek, Inhaber der Familienbäckerei aus dem Brettener Stadtteil Neibsheim und hat augenfällig Hummeln im Hintern. Die Eröffnung des neuen Bäckerei-Cafés war einmal mehr eine enge Kiste, Spitz auf Knopf könnte man sagen. Während vorne zum Haupteingang die ersten Kunden hineinströmen, gehen die letzten Handwerker quasi zeitgleich zur Hintertür hinaus. Während unseres Interviews schnellt der Kopf des dreifachen Familienvater immer wieder hin und her, schaut, wo noch etwas gebraucht wird, wo noch nachjustiert werden muss. Im Vordergrund hält sich Marc Thollembeek ohnehin nicht sehr gerne auf, das Rampenlicht liegt ihm nicht. Ein “Soft Opening”, wie jenes hier in Helmsheim mag er daher gerne, wenn alles ganz allmählich zu fließen beginnt. Dass er heute hier ist hat sich trotzdem in Windeseile im Dorf herumgesprochen, der Flurfunk funktioniert in Helmsheim gewohnt tadellos, und so kommen immer wieder Einheimische an seinen Tisch, haben eine Frage, einen Wunsch oder wollen einfach nur ein bisschen Smalltalk halten. Ein älteres Ehepaar komplett in Radfahrer-Montur sucht zum Beispiel einen Ständer für ihre E-Bikes, die Spezialanfertigung speziell für den Standort ist allerdings nicht ganz rechtzeitig zur Eröffnung fertig geworden. “Der kommt spätestens nächste Woche“, versichert Marc Thollembeek und die beiden setzen sich zufrieden an den Nachbartisch.
Schön ist es geworden, das neue Café mit seiner großen Glasfront, den gemütlichen Sesseln, den vielen Pflanzen und den bernsteinfarbenen Edison-Glühbirnen, die in groben Seilen aus dem Dunkel der Decke herabhängen um die vielen lauschigen Nischen in einen warmen Lichtschein zu tauchen. In einer davon sitzen zwei Schulmädchen, lassen die Füße baumeln und teilen sich ein Stück Sahnetorte. Einen Tisch weiter sitzen drei ältere Damen und tun das gleiche, wenn auch die beiden Gruppen ein paar Jahrzehnte trennen. Ja, Helmsheim freut sich sichtlich über ein neues Plätzchen, in dem man sich treffen und miteinander in Kontakt kommen kann. Von den früheren fünf Gasthöfen im Dorf hat kein einziger den Wandel der letzten Jahrzehnte überlebt, eine Bäckerei oder ein Café gibt es im Ort ohnehin nicht. Lediglich die Dorfschänke, entstanden in einer alten Schlosserei am Ortsrand, ist die letzte brennende Fackel der Helmsheimer Gastronomie – sie findet sich ganz in der Nähe des ehemaligen Restaurants Feldenguts, das vor vielen Jahren den Flammen zum Opfer gefallen ist.
Auch Bernhard, einer der Helmsheimer Dorfältesten, ist zur “Inspektion” erschienen, schaut sich zufrieden um und begrüßt immer wieder bekannte Gesichter. Ein Pärchen ist sogar aus dem Nachbarort rübergelaufen und wird von Bernhard gleich mit freundschaftlichem Gefrozzel begrüßt. “Schau mal an, sogar die aus Heidelse kumme riwwer”. Die treffsichere Replik lässt nicht lange auf sich warten: “Ha jo, mir bereichern halt eier Dorf, a echte Uffwertung zur Weltstadt”. Gelächter, Schulterklopfen, oifach schee!
Genau so sehe ich das auch. LEIDER hat ich den Tag verpasst, sonst wäre ich auf der Bildfläche erschienen. Zu einem Kaffetscherl und einem Stückerl Kuchen, das geht immer.!
Wir haben sehnsüchtig auf die Eröffnung gewartet! Klar wären wir mit dabei gewesen, wenn wir es gewusst hätten! Ich dachte es kommt bestimmt ein Flyer oder steht im Amtsblatt. Jetzt lese ich es heute hier.
Oifach schee das der Bäcker offe hat freit mi richtig