Hackschnitzel, Schlauchboot, Einkaufswagen und Rock and Roll – Mehr braucht man in Elsenz nicht, um glücklich zu sein. Lang lebe das Gaudi Turnier Elsenz
Egal wie mies ihr erstes Halbjahr auch gelaufen sein mag, es gibt einen Termin, der holt sie sofort aus jedwedem Loch zuverlässig wieder heraus. Ein Fest, wie es in der Region nur eines gibt. Ein Fest, das sich nicht ernst nimmt, nicht einmal ein bisschen. Ohne Spargel und Riesling wie in Bruchsal, ohne schicksalsschwere Geschichte wie in Bretten, ohne folkloristische Einlagen aus dem Partnerstädten wie in Eppingen… Nein, in Elsenz zieht man den Bauarbeiterausschnitt auf Halbmast und stürzt sich grölend auf seeuntauglichen Schlauchbooten oder in klapprigen Einkaufswagen in die Schlacht. Das mag vielleicht nicht ganz im Sinne deutscher Hochkultur sein, in jedem Fall ist es aber eines: Eine spaßgeladene Gaudi vom Anfang bis zum Ende.
Eine Gaudi die in Elsenz Tradition hat, immerhin wird das berühmte Gaudi Turnier bereits seit 1994 veranstaltet. Dafür braucht es jede Menge Sitzfleisch und Improvisationsgabe…auch in diesem Jahr. Weil es die Tage zuvor so ausgiebig geregnet hatte, so dass sich der kleine Elsenzer See in ein verschlammtes, subtropisches Delta verwandelt hatte, karrte das veranstaltende Hallo-Team zur Befestigung des Untergrundes und zur Vermeidung eines veritablen Schlammageddons einen großen Hänger Hackschnitzel aus Neuenbürg heran. Wie sie die ganze, fest in den Untergrund gestampfte Holzschnitzelei wieder wegbekommen wollen, möchten wir wissen… aber Ortsvorsteher und Ober-Hallo Mike Frank winkt nur lachend ab: “Darum kümmern wir uns erscht morgen”. Recht hat er und nichts anderes wäre im Geiste des Gaudi Turniers als ein völlig kompromissloses “Carpe diem” – einfach für den Moment leben. In Zeiten äußerst pessimistischer Zukunftsprognosen vermutlich die einzige Medizin im Kampf gegen Resignation und Perspektivlosigkeit.
Wenn Elsenz für den Moment lebt bedeutet das im Wesentlichen, sie machen Quatsch, sie trinken den ein oder anderen über den Durst und hören sich dazu lautstark Musik an. Quatsch kommt beim Gaudi Turnier ohnehin nicht zu kurz, beispielsweise bei der legendären Überraschungsdisziplin am Sonntagmorgen. In diesem Fall galt es die Teamkollegen mit Einkaufswagen möglichst schnell von A nach B zu bewegen. Um 14:30 Uhr startet dann stets das nicht weniger legendäre Bootsrennen, und da Elsenzer Uhren kategorisch mindestens 45 Minuten nachgehen, reicht es auch noch “vierddel nach” vor Ort zu sein. In diesem Jahr musste das Publikum allerdings eine dicke Kröte schlucken, denn die schrägste Regatta der Region spielte sich in diesem Jahr nicht an Bord selbstgebauter Vehikel sondern meist auf schnöden Schlauchbooten ab. “Das ist schade, war aber eine pragmatische Entscheidung“, erklärt Mike. In den letzten Jahren wurden immer weniger selbstgebaute Boote an den See gebracht, die vorhandenen wurden dagegen wild zwischen den Teams getauscht. Die Zeiten von spektakulären Konstruktionen wie dem seetauglichen U-Boot aus der Werft Ackermann scheinen zu Ende zu sein. Zudem hätten viele Mannschaften gerne mitgemacht, hatten aber entweder nicht die Zeit, die Lust oder die Fähigkeit, ihr eigenes Boot zu konstruieren. Daher nun die Entscheidung zugunsten der Seefahrzeuge von der Stange.
Exklusives Interview mit den Triple-Mallorca-Reisegewinnern. Hinweis: enthält extrem viel schlecht kaschierte Schleichwerbung
Jedwede Befürchtungen, der Spaß könnte dadurch getrübt werden, zerschlugen sich dann aber direkt nach dem Start des Rennens quasi augenblicklich. In atemberaubender Teamleistung ging es entweder routiniert um die Bojen vom Start zum Ziel, oder aber es wurde gekentert, gegrölt, abgedriftet und gesunken. Alle waren sie wieder mit dabei, all die großen Namen die dem Turnier schon so lange die Treue halten. Die Klabusterbärle, die Wicked Awesome Superdudes, Gymnastik Fantastic, die Seebienen… und wie sie sonst noch alle heißen. Sie alle stachen wieder in See und hatten sichtlich Spaß dabei. Die alljährlich ausgelobte Reise nach Mallorca, wohin sonst, gewann in diesem Jahr das Team um „Alle gegen Laura“.
Zu guter Letzt sei natürlich noch die gigantisch gute Bühnenshow am Samstagabend erwähnt. Hier fährt das Hallo-Team immer große Geschütze auf, um Elsenz bestmöglich bis in den frühen Morgen zu unterhalten. Nach der genialen Vorhut der „Tube Creeks“ stand in diesem Jahr als Hauptact die Showband „Snow“ auf der Seebühne. Und auch wenn es gegen Mitternacht in Elsenz einmal mehr zu regnen angefangen hat… die Wiese war voll, der See bebte. Im nächsten Jahr darf man sich auf das große Runde 30-jährige Jubiläum freuen, wir sind sehr gespannt ob es dem Hallo-Team gelingt noch etwas mehr Gaudi in das schon randvolle Fass zu schütten.
Oh Gott, der arm See! Hoffentlich erholter sich wieder!!!
Dem See geht’s gut, keine Angst. Ein paar Schlauchboote können dem nichts anhaben…
Alla, ich war vorhin dort…der See gibst noch. Un sieht gut aus!