Die Neuen in der numero due
Es ist wieder Leben eingekehrt in das italienische Restaurant zwischen Bruchsaler Innenstadt und Schloss. Ein Besuch bei Ionut und Madelina.
von Stephan Gilliar
Was soll ich sagen, ich kann nicht anders – man muss die beiden sofort gerne haben. Schon nach wenigen Monaten, fühle ich mich wohl in Gegenwart der beiden. Obwohl sie schon so viele Jahre zusammen sind, scherzen und necken sie sich noch wie Frischverliebte. Kennengelernt haben sich Madelina und Ionut, die beide ursprünglich aus Rumänien stammen, in Italien. Übers Internet, ganz modern über eine der vielen, auch in Italien populären Dating-Plattformen. Nach unzähligen E-Mails und Chatnachrichten setzte sich Ionut schließlich in sein Auto und fuhr die über 800 Kilometer von seinem kleinen Heimatort nahe Pompeji bis an den Gardasee, wo Madelina lebte. “Dort ist er dann geblieben” lacht Madelina, lacht und nimmt die Hand ihres Mannes in ihre. In der Gastronomie arbeiten die beiden, seit sie überhaupt denken können. Ionut ist gelernter Pizzabäcker, hat seine Ausbildung in Italien am Gardasee absolviert, Madelina hat schon immer im Service gearbeitet. Zusammen bezogen sie eine kleine Wohnung in Riva del Garda am Nordufer des Gardasee. Ein wunderbares Stückchen Erde, wer sich die Fotos der Uferpromenade mit dem Torre Apponale ansieht, bekommt unweigerlich Fernweh.
Doch so schön die Aussicht auf den türkisblauen Gardasee auch sein mag, die Arbeitsbedingungen in der Gastronomie entlang der touristisch beliebten Region sind schwierig. Die meisten Angestellten arbeiten als Saisonkräfte, verdienen nur während den Sommermonaten, im Winter ist die Arbeitslosigkeit groß. Über eine Agentur fand Ionut schließlich Arbeit in Deutschland und kam so nach Untergrombach, Madelina folgte ihm kurze Zeit danach. Gemeinsam arbeiteten sie jahrelang in einer Trattoria, zuerst in Anstellung, später übernahmen sie das kleine Restaurant. In Bruchsal hat es beiden sofort gut gefallen, Ionut meint sogar, hier sei es schöner als in Italien. So richtig viel von der Region gesehen hat er aber noch nicht, dafür fehlt ihm einfach die Zeit. “Er ist ein richtiger …wie sagt man… Workaholic”, lacht Madelina.. „Er kann keine fünf Minuten still sitzen bleiben”.
Tatsächlich bleibt ganz objektiv für das Herumsitzen auch kaum Luft, schließlich tanzten Ionuta und Madelina in den letzten Monaten, wie man so schön sagt, auf zwei Hochzeiten gleichzeitig. Im Februar haben die beiden zusätzlich zu ihrer Trattoria in Untergrombach das leerstehende Restaurant in der Bruchsaler Friedrichstraße Nummer 2 übernommen. Bislang hat unter dieser Adresse mit bestem Blick auf die Bruchsaler Schlossachse, Mirco de Sal in seinem nun nach Östringen gezogenen Restaurant “da Gianni“ gekocht, seit Februar wirbeln hier nun Ionuta und Madelina den Pizzateig durch die Luft. Ihr Start in Bruchsal stand dabei aber unter einem ungünstigen Stern. Nur zwei Tage nach der Eröffnung starb Madelinas Papa, weshalb sie alles stehen und liegen lassen musste, um nach Hause zu fliegen. Da Ionut in Untergrombach ausgelastet war, mussten Hilfskräfte die erste Woche überbrücken, keine gute Voraussetzung für eine Neueröffnung.
Zwischenzeitlich haben sich die Dinge eingependelt und beide Eheleute arbeiten nun zusammen und ausschließlich in Bruchsal. Vor wenigen Tagen endete ihre Zeit in Untergrombach, nun können sie sich ganz auf ihr “Un Po‘ Diverso” – zu deutsch: “Ein bisschen anders” konzentrieren. Darüber sind beide sehr glücklich. “Wir funktionieren einfach besser, wenn wir zusammen sind“, sagt Ionut und drückt die Hand seiner Frau noch etwas fester. Zwar werden viele ihrer bisherigen Untergrombacher Stammgäste den beiden sicher die Treue halten, doch in Bruchsal muss sich erst herumsprechen, dass in der Friedrichstraße Nummer 2 wieder die Lichter brennen. Gekocht wird im “Un Po‘ Diverso” bodenständig und herzhaft. Als gelernter Pizzabäcker aus Italien beherrscht Ionut diese Kunst natürlich besonders gut. Tatsächlich ist seine Pizza definitiv eine der besten, die wir jemals gegessen haben. Das ist keine wohlfeile Übertreibung, das ist unsere offene und ehrliche Meinung nach einem – wie immer bei unseren Restaurantkritiken – komplett selbst bezahlten Testessen. Die Pizza ist hauchdünn, der Belag saftig und aromatisch, Rand und Boden knusprig – genauso, wie es sein muss.
Das “Un Po‘ Diverso” möchte auch kein Restaurant für die Bruchsaler Oberschicht sein, Ionut und Madelina wollen gute Gastgeber für wirklich alle in der Stadt sein. “Wir haben am Anfang überlegt, ob wir uns auf die gehobene Küche spezialisieren sollen, aber das sind wir nicht, das wollen wir nicht” sagt Madelina und bindet sich lachend eine imaginäre Fliege um den Hals. Freilich muss sich der Neustart hier in Bruchsal erst herumsprechen, noch ist es zu oft zu leer in den komplett umgestalteten Räumlichkeiten zwischen Schloss und Innenstadt. Klappen muss das ganze einfach, denn die beiden haben ihre gesamten Ersparnisse in das neue Restaurant investiert, sind wie man beim Poker sagt All-In gegangen. Es lohnt sich aber definitiv, das “Un Po‘ Diverso” und die Spezialitäten des Hauses auszuprobieren. Besonders stolz ist Ionut auf seine hausgemachten Gnocchi, die Carbonara nach altem italienischem Rezept oder die Strozzapreti – ein Nudelgericht, das übersetzt den schrägen Namen “Priesterwürger” trägt. Wenig überraschend ein Name, der auf überlieferte Kritik an der in Italien traditionell starken katholischen Kirche zurückgeht.
Wer also Lust hat auf gute italienische Küche und dazu zwei wirklich liebenswerte Gastgeber kennenlernen möchte, dem sei das “Un Po‘ Diverso” guten Gewissens ans Herz gelegt – wir kommen auf jeden Fall gerne wieder.
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Kann man nur empfehlen!Beste Pizza weit und breit und alles andere auch sehr gut. Sehr freundliche liebenswerte Gastronomen.
Ich wünsche euch viele Gäste, ihr habt´s verdient!
Vermissen unser Severin jetzt schon 😫
Baby come back
Sehr zu empfehlen — alles frisch und mit Liebe zubereitet !
Ich wünsche Euch viel Glück und Erfolg – Ihr seid ein tolles Team !
Hallo ihr Beiden,
ich lebe in der Nähe von Göttingen und kann nicht mal eben bei euch reinschauen.
Im September allerdings ist ein Besuch meiner alten Heimat (geboren wurde ich in Bruchsal!) geplant und dann werde ich mit einigen Familienmitgliedern bestimmt in eurem Lokal Platz nehmen.
Ich wünsche euch alles Gute und viele neugierige Gäste.