Wiedersehen auf dem Schicksalsberg

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Beliebtes „Anti-Fruschd“-Festival in Oberacker bot musikalische Vollbedienung

12 Formationen bei hitzigen Temperaturen am Start

Von Hans-Joachim Of – Oberacker wurde am Wochenende zu „Rock-City“ und „Metal County“. Das nach langer Corona-Zwangspause vom Münzesheimer Jugendzentrum „Pfiff“ auf die Beine gestellte „Anti-Fruschd“-Festival bot am Wochenende musikalische Vollbedienung für alle Altersklassen. Man spürte, dass die Musikfans heiß waren auf das mit großer Spannung erwartete Event, das wieder auf dem Sportplatz in Oberacker – manche Menschen sprechen vom „Sckicksalsberg“ – über die Bühne ging. „Endlich wieder – unendlich geil“, hatte das Konzertplakat verkündet. Und das waren keine leeren Worte.

Foto: Hans-Joachim Of

Das bis weit über die Region hinaus bekannte Open-Air-Ereignis und Kraichtaler „Klein-Woodstock“ mit dem Motto „umsonst und draußen“ machte unterm Sternschnuppenhimmel in zwei Vollmondnächten seinem Namen alle Ehre. Party war angesagt. Die Pfiff-Spitze um Joshua Locher, Sarah Kaiser und Martin Schmid hatte zusammen mit zahlreichen Helfern ein tolles Line-up zusammengestellt, wobei nicht weniger als 12 verschiedene Formationen am Start waren. Klar, dass sich viele junge Konzertbesucher besonders auf die Lokalmatadoren aus der Stadt Kraichtal freuten, doch auch wunderbare Bands und Formationen aus anderen Regionen gaben Kostproben ihres Könnens und boten ein Fest für alle Sinne.

Foto: Hans-Joachim Of

Die laute Musikparty war bereits am frühen Freitagnachmittag mit der fünfköpfigen Gruppe „6 Pac“ aus „Minze“, die durch mehrstimmigen Gesang aufhorchen ließen und Songs von den BeeGees, Queen, Jethro Tull oder Stones in bester Manier performten, losgegangen und erste Tänzerinnen wagten sich auf das Parkett. Auch die sonnenbebrillten Musiker von „Dougie and the Blind Brothers“ aus Hockenheim legten los wie die Feuerwehr und gaben tolle Coversongs zum Besten. „Extasy“ aus der Rhein-Neckar-Region, die als Wiederholungstäter in der Vergangenheit bereits ihre Spuren hinterlassen hatten, gaben in der Folge mächtig Gas und boten volle Kost für verwöhnte Metal-Ohren.

Foto: Hans-Joachim Of

Bei der Formation „Charlys Blowjob“, die gleich in Mannschaftsstärke anrollte und neben einer fünfköpfigen Bläsergruppe mit Cindy, Corina, Ingo und Martin gleich vier SängerInnen am Start hatte, gab es kein Halten und vor der Bühne wurde gesungen, geklatscht und getanzt. Sensationell die Performance von Hans Martin Stuck, ein Mann voller Adrenalin, der den umwerfenden Reggae-Sound ins Publikum trug. Wer braucht da nach Wacken? Bei Songs wie „Superior“, „Runaway“, „Israelites“ oder „Iron, Lion, Zion“ kann man einfach nicht stillstehen. Eine tolle Aktion war auch, dass die Band beim Bob Marley-Klassiker „Get Up, Stand Up“ zahlreiche Kids mit auf die Bühne nahm und somit ein farbenprächtiges Bild bot. Musikalische Früherziehung. Dass die „Bad Boys“ bei „Disco Partizani“ nochmals ins obere Regal griffen und alle Dämme brachen, war selbstredend.

Foto: Hans-Joachim Of

Auch „Cola 5“, die nach langer Zeit ihr umjubeltes Comeback feierten und am ersten Festivaltag auftrumpften, boten beste Kost für Auge und Ohr und man sah bei der fulminanten Mitternachtsshow im weiten Rund nur lachende Gesichter. Stücke von „System Of A Down, „Radiohead“ oder „The Prodigy“ setzten sich sofort in der Hirnrinde fest und ein gnadenloser Sound prasselte auf die „Hügelhelden“ herein. Zudem wurde Sänger Ingo Zimmermann, der in dieser Nacht seinen runden, 50-jährigen Geburtstag feierte, mit einer besonderen Aktion überrascht. Als weit nach 1 Uhr in der Nacht die Lichter ausgingen, war einem bewusst geworden: Wie haben wir es nur so lange ohne sie ausgehalten?

Foto: Hans-Joachim Of

Der zweite Festivaltag startete zunächst leise und einfühlsam mit der jungen Singer/Songwriterin Hannah Mannherz, die ihre Wurzeln in Münzesheim hat. Die Formation „Ultramaryn“ mit Sängerin Mareike und Drummer Dave hatte vor kurzer Zeit den „Wieslocher Song-Contest“ gewonnen und bewies auch in Kraichtal mit elektronischen Keyboard-Sounds, dass mit ihr in Zukunft zu rechnen ist. Dies gilt auch für die Kraichtaler Punkrocker „Not 2 Use“ und ebenso für die unbeschreiblichen „No Fruschd about Dave“ mit dem Münzesheimer David Büchner, der eigens für das Festival eine klasse Formation mit Daniel Thomas, Walter Batzler, Dominik Knebel, Dimitrij Troup und Sebastian Tuttas auf die Beine stellte und durch ein immens breites Spektrum an Sounds die Fans glücklich machte.

Foto: Hans-Joachim Of

Die „Boys Of Summer“ hatten nicht nur furiose, eigenwillige Versionen und Klassiker wie „Alive“, „Enter Sandmann“ oder „Thunderstuck“ im Gepäck, sondern zeigten auch bei den finalen Songs „Highway Star“ und „Everlong“ wo der Hammer hängt. Mit der ungarischen Nu Metal Linkin Park-Tribute-Formation „Piknik Park“ aus Budapest, die vor zehn Jahren bereits im Kraichgau aufschlug und die Fans vor der Bühne hüpfen ließ, ging es spätabends in Richtung Zielgerade. Dass die unverwüstlichen „Juttas Brischt“ – beste Judas Priest-Tribute-Formation Süddeutschlands – mit Frontmann Oliver, Bassmann Charly, den Saitenzauberern Maze und Axel sowie Drummer Rudi beim „Heimspiel“ auf die Minute topfit waren, versteht sich von selbst und wer die einmalige Mitternachtsshow verpasste, war selbst schuld.

Foto: Hans-Joachim Of

Fazit: Der Kraichgau wackelte, Fans begeistert, nur fröhliche Menschen unterwegs. Ein angriffslustiger, musikalischer Hochgeschwindigkeitszug mit epischen Hymnen und Gitarrenwänden, der die Körpertemperatur auf 40 und mehr Grad ansteigen ließ. Ein Heavy Metal-Trip wie eine Wanderung durch eine unbekannte Landschaft, die einem doch vertraut vorkommt. Das „Anti-Fruschd 2022“ hatte sein umjubeltes Ende gefunden und jeder Musikfan war auf seinen Kosten gekommen. „Auf Wiedersehen in zwei Jahren“, hieß es bei den Verantwortlichen des Jugendzentrums „Pfiff“, die einmal mehr einen tollen Job machten und mit viel Organisationstalent bewiesen, dass dieses Musikfest in Kraichtal unverzichtbar ist. Hut ab! Josuha Locher am Sonntagabend: „Wir hatten ein tolles Festival mit klasse Bands, vielen Gästen und keine nennenswerten Zwischenfälle. Jetzt sind wir alle K.o.“

Redaktion: Hans-Joachim Of

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1 Gedanke zu „Wiedersehen auf dem Schicksalsberg“

  1. Anti Fruschd immer wieder den Weg wert.
    Super Line Up, fette Stimmung und top organisiert.
    Das nächste Mal gerne Dougie and the blind Brothers bisschen später und dafür 3 Stunden lang oder gleich den ganzen Abend

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