“Wenn du wirklich etwas ändern willst, ist es leicht”

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Im ländlichen Kronau betreibt Samy mit Ihrer Familie ein komplett veganes “Diner Cafe”

Das Hügelland und Veganismus… diese Beziehung ist – formulieren wir es diplomatisch – noch ausbaufähig. Vereinzelt finden sich auf den Speisekarten der Restaurants und Gasthäuser zwar vegetarische Gerichte, wirklich vegane Angebote sind aber noch eher die Ausnahme als die Regel. Es gibt zwar dankenswerterweise auch ein paar Pioniere, wie beispielsweise das Sea Salt Café in Weiher, aber meist bleibt aufrechten Veganern nur die Fahrt nach Heidelberg oder Karlsruhe, um einmal richtig, abseits von Beilagen essen gehen zu können. Viele haben den Unterschied noch nicht vollständig verinnerlicht – sich vegan zu ernähren bedeutet nicht nur auf Fisch und Fleisch zu verzichten, sondern auf jegliche Lebensmittel tierischen Ursprungs, beispielsweise auch Milch, Honig oder Eier.

Auch Samy Ebel lebt seit über 10 Jahren vegan, hat also damit angefangen bevor die Lebensmittelindustrie im Sinne des Mainstream auf den Zug aufgesprungen ist und vegane Produkte in die Sortimente der Supermärkte aufgenommen hat. Zum Veganismus hat Samy durch gleich mehrere schwerer Krebserkrankungen gefunden, die sie ursächlich auch auf schlechte Ernährungsgewohnheiten zurückführt. Sie begann zu experimentieren, auszuprobieren was ihrem Körper gut tut und machte sich schließlich daran, eigene vegane Rezepturen zu erfinden. Alleine schon deswegen, weil sie die frei erhältlichen Alternativen in den Reformhäusern und Drogeriemärkten damals allesamt nicht überzeugt haben. Schon als Kind hat ihr ihre Mutter damals Sojawürste nahegelegt, doch die fand Samy einfach scheußlich. “Gehr mit fort damit” lacht sie und schüttelt sich.

Nachdem sie durch komplizierte familiäre Umstände in den Kraichgau gekommen war, hat die studierte Eventmanagerin und Ernährungswissenschaftlerin ihre Kreationen und Gerichte zuerst über einen Foodtruck auf dem Wochenmarkt angeboten, zwischenzeitlich aber in einem ehemaligen Fahrradgeschäft am Kronauer Einkaufszentrum einen festen Hafen gefunden. Hier produziert und vertreibt sie vegane Lebensmittel, beispielsweise vegane Burger-Patties, die sie , wie sie uns erzählt, schon zu einer Zeit entworfen hat, als dieses Segment im Supermarkt noch völlig unbekannt war.

Für Veganer aus der ganzen Region besonders spannend: Samy und ihre Familie betreiben hier auch ein veganes Diner Café, wo man entweder in der Besenwirtschaft im Parterre oder im Biergarten vegan frühstücken, vespern, kaffeetrinken und auch zu Mittag oder zu Abend essen kann. Im Lupikuss, das seinen Namen einer von Samy erfundenen Süßspeise verdankt, werden selbstredend ausschließlich vegane Gerichte serviert. Besonders beliebt sind die deftigen Burger, die Sammy in unterschiedlichen Varianten auf der Karte hat. Zum Nachtisch gehen die hausgemachten Donuts weg wie warme Semmeln. Über die sozialen Netzwerke und Google vergeben die Gäste im Schnitt 4,8 von 5 Sternen, das spricht für sich. Gelobt wird neben dem veganen Angebot an sich, auch die lockere Atmosphäre und die sehr authentische Chefin.

Das kann man tatsächlich unterschreiben. Wer Samy einmal gesehen hat, hat sie trotz ihrer spürbaren Ecken und Kanten irgendwie gleich gerne. Ursprünglich in München geboren, kann sie auf eine bewegte und nicht immer leichte Biografie zurückblicken, in der sie nichts, aber gar nichts ausgelassen hat. Gegen alle Widerstände hat sie damals im konservativen und erzkatholischen Bayern als Mädchen leidenschaftlich gern Fußball gespielt, einen Kampfsport erlernt und später die schnellen Maschinen für sich entdeckt. Motorradfahren, das war lange Zeit ihre Leidenschaft, doch nach einem schweren Unfall musste sie ihrer Familie versprechen, fortan auf den schnellen Reifen zu verzichten. Biker sind im Lupikuss trotzdem immer gerne gesehen, diese Leidenschaft vergeht nie. Eine kämpfende, fußballspielende, motorradfahrende Veganerin… Eine Mutter von zwei Kindern, die nichts zu Fall bringen kann, oder wie Samy von sich sagt: Ich bin eben ein kleiner Rebell. Wir sagen: Man muss sie kennengelernt haben und ihre Gerichte ebenso.

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