Quellen als Lebensadern unserer Dörfer
“Wenn der Brunnen trocken ist, schätzt man erst das Wasser”, so lautet ein uralter Aphorismus aus Arabien. Es ist noch gar nicht lange her, da hätten auch die Menschen in unserer Region dazu ernst und wissend genickt. Wasser bedeutet Leben und wo kein Wasser ist, kann nichts und niemand überleben. Heutzutage haben die Menschen in unseren Breitengraden jedoch kein Gespür mehr für die Wichtigkeit des Wassers. Man dreht einfach den Wasserhahn auf und das Lebenselixier sprudelt in beliebiger Menge hervor – das auch noch zu einem Spottpreis.
Doch noch unsere Urgroßeltern wussten wie wichtig eine frische Wasserquelle für das Gedeihen einer Gemeinde ist. Früher gab es noch keine direkten Wasserleitungen in die Häuser, oder gar Fernleitungen die das Wasser des Bodensees über hunderte Kilometer hinweg zu uns befördern. Damals war ein Dorf auf Gedeih und Verderben abhängig von den örtlichen Quellen, die das Wasser aus der Tiefe unseres Kraichgauer Hügellandes förderten. Artesische Brunnen oder Tiefbrunnen deren kostbares Nass mit Hilfe von Schwengelpumpen ans Tageslicht gefördert wurde, waren damals aus dem dörflichen Leben nicht wegzudenken.
Was viele nicht wissen, die uralten Quellen die unsere Heimat-Dörfer über Generationen hinweg am Leben hielten, sprudeln teilweise immer noch – wenn auch mitunter im Verborgenen. Der wunderschöne alte, in die Jahre gekommene Dorfbrunnen in Bahnbrücken beispielsweise, wird gleich von drei immer noch aktiven Quellen gespeist. Noch heute entnehmen die Landwirte hier mitunter Wasser für ihre Betriebe.
Quellen sind von jeher magische Orte – in jeder Mythologie finden Sie sich als energetische Hotspots wieder. Wer dies selbst erfahren möchte, der sollte unbedingt auf eine Wanderung rund um den Kraichtaler Stadtteil Unteröwisheim aufbrechen. Auf dem Drei-Quellen-Rundweg können Sie in liebevoller Kleinarbeit sanierte und aufbereitete Quellen entdecken und erkunden.
Der Kindlesbrunnen, der Gemerich-Brunnen und der Gwillichenbrunnen waren früher die drei Lebensadern für Unteröwisheim. Sie speisten Brunnen am Friedrichsplatz, am alten Schulhaus und am Schloss. Heute unvorstellbar, wurde ihr Wasser mit hölzernen Leitungen bis in den Ort geleitet. Dabei handelte es sich in der Tat um entkernte Baumstämme in denen das Wasser hangabwärts floss.
Der Kindlesbrunnen oberhalb der Eisenhutschule feiert in diesem Jahr bereits seinen 161 Geburtstag. Entdeckt wurde die Quelle demnach im Jahr 1859, geriet später in Vergessenheit und wurde 2004 von den tatkräftigen Helfern des Schuljahrgangs 1940 in Unteröwisheim restauriert und wieder zum Leben erweckt. Heute kann man dort verweilen, auf der Bank Platz nehmen und die Fernsicht bis nach Oberöwisheim genießen.
Auch die beiden anderen Brunnen wurden mit viel Liebe zum Detail und großer Sorgfalt wieder aufbereitet und bilden seither beliebte Rast-Stationen für Wanderer und Spaziergänger. Es ist an dieser Stelle unbedingt hervorzuheben, dass ein jeder der dort zu Gast ist, sich auch wie ein solcher benimmt und jegliche Hinterlassenschaften wieder mit sich nimmt. Auf dass sie niemals versiegen mögen, die Quellen zu Unteröwisheim.