Was geschieht mit der “Tub”? Linhardt zieht sich aus Hambrücken zurück

|

Verpackungsspezialist will Werk in Hambrücken verkaufen – Produktion und Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben.

Es sind tiefgreifende Veränderungen, die sich laut Geschäftsführung des Verpackungsspezialisten Linhardt aus dem bayerischen Viechtach gerade für dessen zweitältesten Standort in Hambrücken abzeichnen. Da man sich künftig strategisch auf die Produktion von Aluminiumtuben konzentrieren möchte, sei nun die Entscheidung gefallen, das Werk in Hambrücken an einen neuen Besitzer zu verkaufen, so Johannes Schick, CEO der Linhardt Group gegenüber hügelhelden.de. Bislang werden in Hambrücken, wo die Linhardt-Gruppe erst im vergangenen Jahr das 75-jährige Jubiläum des Standorts mit einem großen Festakt begangen hat, hauptsächlich Kunststofftuben hergestellt. Innerhalb der Linhardt-Gruppe spielt Kunststoff aber faktisch bereits eine untergeordnete Rolle, weit über 80% der hergestellten Verpackungen werden bereits aus anderen Materialien gefertigt – insbesondere Aluminium.

Um sich international besser aufzustellen, sei es notwendig gewesen, sich zukünftig auf einen Werkstoff auszurichten und das sei eben Aluminium, so Johannes Schick im Interview. Für den Standort Hambrücken markiert diese Entscheidung eine Zeitenwende, bedeutet er doch in letzter Konsequenz den Rückzug Linhardts nach über einem dreiviertel Jahrhundert. Das Werk in Hambrücken nahm bereits 1947 die Produktion auf.

Johannes Schick, CEO Linhardt / Archivbild

Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bereits vor einigen Tagen über die anstehenden Veränderungen in Kenntnis gesetzt wurden, beginnt nun nachvollziehbarer Weise eine Hängepartie. Die Zukunft der Tube, das betont Johannes Schick nachdrücklich, soll aber ausschließlich in absolut kompetente und vor allem sorgfältig ausgewählte Hände gelegt werden. “Wir sind dankbar für 76 Jahre, die wir in Hambrücken hatten, aber wir glauben, dass es jetzt Marktteilnehmer gibt, die durchaus mit Kunststoff als Kerngeschäft Hambrücken besser und weiter entwickeln könnten, als wir es unter dem Dach der Linhardt-Gruppe könnten.” so der CEO und versichert zur Frage nach der künftigen Sicherung von Standort und Arbeitsplätzen: “Wir werden niemals einen Eigentümer benennen, der das nicht vorhat”.

Im Video: Drei Fragen an Johannes Schick zum Verkauf des Werks Hambrücken

Vimeo

Dieses Video wird von Vimeo eingebettet. Sobald Sie das Video laden, werden Daten zwischen Ihrem Browser und Vimeo ausgetauscht. Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Vimeo.
Mehr erfahren

Video laden

Die Ankündigung habe innerhalb der Belegschaft bislang noch nicht zu echter Beunruhigung geführt, wie uns ein Mitarbeiter im direkten Gespräch bestätigt. “Die meisten nehmen es noch gelassen, wollen erstmal abwarten, was nun passiert“, erzählt er uns, aber auch: “Es könnte schlechter werden, vielleicht aber auch besser”. Aufmerksam beobachtet wird der Gezeitenwechsel auch aus dem benachbarten Rathaus. Bürgermeister Dr. Marc Wagner bedauert den Rückzug Linhardts, fordert die Sicherung der bestehenden Arbeitsplätze : „Die Konsequenzen der für den Standort Hambrücken getroffenen Entscheidung sind natürlich traurig und höchst bedauerlich, weil der Name Linhardt bzw. „die Tub“ seit 76 Jahren untrennbar mit unserer Gemeinde verbunden ist. Trotz der strategischen Neuausrichtung ist bei den anstehenden Verhandlungen nunmehr alles daran zu setzen, dass die Arbeitsplätze vor Ort langfristig gesichert und erhalten werden.“

Hambrückens Bürgermeister Dr. Marc Wagner / Bild: Gemeinde Hambrücken

Das Linhardt den Wechsel verantwortungsvoll vollziehen möchte, dafür spricht auch eine zentrale Personalie. Der vor einigen Jahren aus Viechtach nach Hambrücken gewechselte Werksleiter Michael Ring hat angekündigt, seine Position in Hambrücken behalten zu wollen, auch unter einem neuen Besitzer. Für die Mitarbeitenden sicherlich ein Vertrauensvorschuss, der kaum mit Taktiererei zu erklären ist. Für Johannes Schick gibt es ohnehin nur zwei gangbare Wege: “Der Standort soll sich weiterentwickeln, er wird es auch. Entweder unter einem neuen Eigentümer und wenn wir den neuen Eigentümer nicht finden, weil es den nicht gibt oder weil er das nicht vorhat in unserem Sinne, dann werden wir uns durchaus mit der Frage beschäftigen, ob wir Hambrücken fortsetzen.”

Vorheriger Beitrag

Es ist wieder Geißenmarkt in Stettfeld

“Es sah aus wie eine Säule am Himmel”

Nächster Beitrag

3 Gedanken zu „Was geschieht mit der “Tub”? Linhardt zieht sich aus Hambrücken zurück“

  1. „dann werden wir uns durchaus mit der Frage beschäftigen, ob wir Hambrücken fortsetzen.”
    In diesem letzten Satz hebt sich ein Wort deutlich hervor, „ob“.
    Entweder war die Wortwahl einfach nur schlecht, oder es wird mehr damit ausgedrückt wie ursprünglich beabsichtigt war.
    Auch der Verbleib von Mitgliedern der Stadortführung hat sich, in der Vergangenheit bei anderen Firmen nicht einmal als mittelfristig bewahrheitet.
    Was bleibt ist, dass das Wort „ob“ mehr als nur ein Fragezeichen hinterlässt.

  2. Ob, oder ob nicht ?
    Diese Frage stellt sich auch vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit und dem Recycling von Tuben aus Kunststoff. Zwar produziert die Tub einen Teil der Tuben aus Recycling Material das aber nicht aus Tuben gewonnen wird und somit letztendlich kein Recycling Kreislauf entsteht.
    Letztendlich wird die Frage ob oder ob nicht auch dahingehend offen bleiben, wie lange man Produkte herstellen darf die nicht Recycelt werden können.

  3. Die hergestellten Tuben sind zu 100% recycelbar. Vorsichtig, wenn man kaum Ahnung hat. Aufgrund der Materialgüte und der Zertifikate wird ein besseres Material aus Flaschen eingesetzt. Das liegt aber momentan an Industrie, der Gesetzgebung und den Kunden.
    Keiner möchte ein Risiko bei Primärpackmitteln eingehen.

Kommentare sind geschlossen.