Tetiana Bernhardt wandert in diesen Tagen, wie vermutlich viele ihrer Landsleute hierzulande, gedanklich irgendwo zwischen Deutschland und der Ukraine. Viele ihrer nahen Verwandten leben in der Heimat, mit ihnen telefoniert sie zurzeit fast täglich. Die gebürtige Ukrainerin lebt seit zehn Jahren in Deutschland und unterrichtet seit Anfang Mai 20 Kinder, die aus der Ukraine mit ihren Familien geflohen und in Ubstadt-Weiher untergekommen sind. In der Ukraine hatte sie ein Lehramtsstudium für Englisch und Literatur absolviert. Anschließend studierte sie in Deutschland Germanistik und Pädagogik, wodurch sie über die notwendige Qualifikation verfügt.
Am Alfred-Delp-Schulzentrum in Ubstadt freut man sich sehr, dass die Einrichtung einer Vorbereitungsklasse (sogenannte VKL-Klasse) mit einer ukrainischsprachigen Lehrerin geglückt ist. Die Klasse besteht aus Jungen und Mädchen, die den Klassenstufen 5 bis 9 zuzurechnen wären. Sie sind 10 bis 15 Jahre alt. Zu Beginn werden sie 25 Stunden pro Woche unterrichtet, die Unterrichtszeit soll aber in den nächsten Monaten sukzessive ausgeweitet werden.
Auch der Kontakt zu den anderen Schülerinnen und Schülern ist bereits hergestellt. Aus den regulären Klassen an der Realschule wurden Paten ausgewählt, die den ukrainischen Kindern den Einstieg im neuen Schulumfeld erleichtern und die Integration in die Schulgemeinschaft fördern sollen. So haben die neuen Schülerinnen und Schüler auch gleich ihre Ansprechpartner für Schulbelange. Nach und nach sollen sie dann auch in die regulären Klassen integriert werden. Ein Sprachtest soll dann ermitteln, ob die Schülerinnen und Schüler bereits ausreichende Deutschkenntnisse haben, um in den regulären Klassen in verschiedenen Fächern beschult zu werden.
Dieses System wurde in einer Einführungsveranstaltung am 2. Mai, bei der unter anderem die Schulleitung, die Eltern sowie Tetiana Bernhardt anwesend waren, beschlossen. Bernhardt ist zuversichtlich, dass die Schülerinnen und Schüler durch den Unterricht in der VKL-Klasse gut in das deutsche Schulsystem integriert werden können. Positiv hebt sie hervor, dass die Eltern trotz der unklaren Zukunft die Beschulung an der deutschen Schule unterstützen und dass die Kinder ohne Notendruck die Möglichkeit und die Zeit bekommen, sich an die deutsche Sprache und die neue Schulsituation zu gewöhnen. Die Kinder hat sie dabei als sehr lern- und integrationswillig kennengelernt, auch wenn, wie sie sagt, die Gedanken der Kinder verständlicherweise oftmals noch in der Heimat sind.
Text: Jonas Arbogast – Gemeinde Ubstadt-Weiher