Ubstadt-Weiher schlotz und wandert
Die durchschnittlichen 12 bis 15 Prozent Steigung unserer sprichwörtlichen tausend Hügel lassen sich offenbar deutlich besser in Angriff nehmen, wenn man 12 bis 15 prozentigen Traubensaft mit sich führt. Wandern und Wein, überall im Hügelland ein Erfolgskonzept und das scheinbar völlig unabhängig von Wind und Wetter. Auch Ubstadt-Weiher, das mit dem süffig-süßen Zeutern einen traditionsreichen Weinort in seinen Reihen weiß, darf hier natürlich nicht fehlen und veranstaltet seit Jahren im Sommer seinen traditionellen Weinwandertag.
Am vergangenen Wochenende war es wieder soweit und gleich drei der vier Ubstädter Kleeblätter waren entlang des abwechslungsreichen Rundwegs vertreten. Eingeladen zu den zwischenzeitlich 27. Weinwandertagen haben die Winzergenossenschaft Zeutern, die Weingüter, die Vereine der Gemeinde Ubstadt-Weiher und das Restaurant „Weinschlauch“. Von Ubstadt, wo der Elferrat sowohl am Altenberg als auch am Kelterhaus mit einer kleinen Festmeile samt angeschlossenem Probierstand vertreten war über den Hafnerschern Außenposten in Stettfeld bis hin zum hiesigen Wein-Mekka Zeutern, drehte sich alles nur um Wein, Spaß und Genuss. Wer den Aufstieg über den Kapellenberg von Ubstadt nach Zeutern in Angriff nahm, konnte bereits beim Wasserhochbehälter das erste Mal eine hochprozentige Rast einlegen. Hier standen schon die Woischlaich & Friend mit gut gefüllten Gläsern parat.
“Woischlaich” steht dabei für den Uznamen der Zeidama und hat natürlich – man ahnt es – mit Wein zu tun. Hier daher eine kurze geschichtliche Exkursion: Der Name geht zurück auf eine Überlieferung, nach der die Zeuterner Winzer ihren Wein, den sie als sogenannten “Zehnt” an die fürstbischöfliche Amtskellerei abzuliefern hatten, wieder vom Pferdefuhrwerk der schon auf dem Rückweg nach „Kißlau“ befindlichen Fuhrleute zurück ins eigene Fass schläuchelten. So erzählt es stets der Ur-Zeuterner Erich Dreher, Präsident der Zeuterner „Republik Steinacker“ und Initiator des Woischlaich-Denkmals. Man könnte auch sagen, die Zeuterner haben Geklautes zurückgeklaut, auf eine juristische Einordnung verzichten wir aber mangels jeglicher Sachkenntnis an dieser Stelle. Dies nur als kurze Anmerkung, da die Geschichte offenbar nur innerhalb Zeuterns bekannt ist – unser Textprogramm möchte in jedem Fall beständig aus “Woischlaich” Fischlaich machen.
Wo waren wir? Ach ja, am Wasserhochbehälter mit bestem Blick über Zeutern, die schöne Hügelperle. Da sich die Weinwirtschaft in Ubstadt-Weiher im Wesentlichen auf Zeutern konzentriert, war hier natürlich auch das meiste geboten. Am Fachwerkhaus bewirteten die KünstlerInnen der bunten HündInnen sowie die lautstarken Hardtseegugga, im Restaurant Weinschlauch (sie kennen die Geschichte jetzt) begrüßten die Familie Sluk und die Sängervereinigung ihre Gäste, an der Kelter die zweite Division der Fischlaich & Friend und in ihren eigenen vier Wänden die Weingüter Kunz und Haffner.
Abgerundet wurde das bunte Programm durch die beliebten Adelhelmschen Wein-Exkursionen, einen Kunsthandwerker- und Bauernmarkt am Firstständerhaus sowie mit Live-Musik an gleich mehreren Locations. Es spielten Buzzkill, Kiss the Fish, The Funky Valtentines und der Musikverein Weiher.
Wahnsinn, was die Vereine wieder auf die Beine gestellt haben. Auch als nicht-wein-trinker kamen wir kulinarisch voll auf unsere Kosten (Flammkuchen und Gyros beim firstständerhaus vom hcw) waren zb. seeehr lecker.
An solchen Wochenenden kommt endlich mal Leben ins sonst eher verschlafene zeutern…😉