In einer riesigen Traglufthalle im Flehinger Gewerbegebiet haben die beiden Brüder Frank und Marco ein echtes Freizeitparadies geschaffen. Bei ihnen kann man Indoor Soccer, Bubble Soccer und last but not least echtes Lasertag spielen.
Es ist heiß im “Caribbean Sports” am Ortsrand von Flehingen, so richtig heiß – da beißt die Maus keinen Faden ab. 33 Grad sind es an diesem heißen Sommertag draußen locker, hier drin dürften es kaum weniger sein. “Im Sommer ist es drinnen wie draußen”, bestätigt Frank, der in seinem schwarzen T-Shirt genau wie ich vor sich hin dampft. “An so heißen Tagen ist es hier wie ausgestorben, im Winter ist es besser, da haben wir durch die Heizung immer etwa 18 Grad” weiß der gebürtige Illinger nach 17 Jahren zu berichten. Die Kühlung der 3000 Quadratmeter Grundfläche bei dieser enormen Hallenhöhe wäre wirtschaftlich und ökologisch untragbar, deswegen müssen sich die Brüder mit der Saure-Gurken-Zeit im Sommer einfach arrangieren. Beide wissen, sobald es draußen wieder ungemütlicher wird, oder wenn es wie zuletzt im Sommer wochenlang regnet, ist die Bude ruckzuck wieder voll und pulsiert voller Leben.
Die “Bude” selbst ist äußerst spektakulär und von der Technik her durch und durch beeindruckend. Die große Halle wird nur durch einen leichten Luftüberdruck in Form gehalten, Masten oder eine Balkenkonstruktion sucht man hier vergeblich. Permanent erzeugt ein Gebläse den notwendigen Druck, um das nur aus Planen und Drahtseilen bestehende Gebäude aufrechtzuerhalten. Gekauft haben es Frank und Marco 2006 aus Beständen der Firma adidas, die die Halle zuvor zur Präsentation des damaligen WM-Fußballs genutzt hatte – für Fußballfans also ein durch und durch geschichtsträchtiger Ort. Etwas schöner wäre es natürlich gewesen, hätte nicht Italien, sondern Deutschland seiner Zeit den Titel geholt.
Unter großem logistischen Aufwand und unter Einsatz mehrerer Schwertransporte haben die beiden Brüder die riesige Traglufthalle nach Flehingen geholt, um hier ihre Idee eines Indoor-Sportcenters Wirklichkeit werden zu lassen. Im “Caribbean Sports” kann man das ganze Jahr über, geschützt vor Wind und Wetter, nicht nur Fußball spielen, sondern sich auch in der Funsportart “Bubble Soccer” beweisen. Dabei schlüpfen die Spieler in riesige aufblasbare Plastikkugeln, um quasi selbst zu Spielbällen zu werden. Dabei sind eher weniger taktische Finessen gefragt, als vielmehr Puste, Spaß und Gaudi. Passieren kann dabei auch nicht wirklich viel, schließlich schauen nur die Füße und der Kopf aus dem XXL- Airbag heraus.
Neben diesen beiden Highlights kann man bei Frank und Marco aber auch eine oder mehrere Runden Lasertag spielen. Dabei handelt es sich um Spiel aus den USA, das wenig überraschend in den knallbunten 80ern erfunden wurde. 1984 ging in Dallas die erste Lasertag-Arena an den Start und adaptierte das ursprünglich zu militärischen Trainingszwecken entwickelte Konzept in einer Freizeit-Funsportart. Spieler tragen dabei eine Weste und eine Art tragbaren Laserpointer, mit dem es den Spielgegner zu erwischen gilt. Trifft der harmlose, gebündelte Lichtstrahl auf die Weste, wird ein Spielpunkt registriert, am Ende gewinnt derjenige, der die meisten Punkte auf sich verbuchen kann. Gespielt wird in einer labyrinthartigen Arena, die Frank vorher am Reißbrett persönlich ausgetüftelt und entworfen hat. Deckung gibt es kaum, die Spieler müssen ständig in Bewegung bleiben. Verschanzen oder wie es in der Gamerszene genannt wird “turtlen” ist also in Flehingen nicht drin.
Die Atmosphäre ist dabei von entscheidender Bedeutung. In Frank’s Arena ist es weitestgehend dunkel, Licht gibt es nur über UV-Lampen und fluoreszierende Dekoelemente, deren Konturen sich im sporadisch zugeführten Disconebel aber nur schwer ausmachen lassen. Seit 2016 ist Lasertag im Repertoire des “Caribbean Sports” und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit. Besonders Gruppen melden sich für einen Spielenachmittag oder Abend an, nicht selten ganze Mannschaften. Geburtstage, Firmenfeiern, Junggesellenabschiede oder einfach nur Freundes-Cliquen geben sich hier die Klinke oder eben die Strahlenkanone in die Hand.
Wer hier vorbeischaut, der bleibt auch eine ganze Weile – in der großen Indoorhalle lässt sich schließlich sehr viel erleben. Zwischendurch gibt es die Möglichkeit, in der karibisch gestalteten Bar Platz zu nehmen, eine Kleinigkeit zu essen und natürlich etwas zu trinken. Mit ihrem “Caribbean Sports” haben sich die beiden Brüder vor bald 20 Jahren einen Traum erfüllt, obwohl beide nebenher noch ganz anderen Berufen nachgehen. Frank z.B ist Klimatechniker und derzeit gut ausgelastet mit der Montage von Klimaanlagen und allem, was kühlt. In jeder freien Minute steht er aber in seiner großen Traglufthalle, schenkt kühle Getränke aus oder weist kleine oder große Gruppen in die Kunst des Lasertag oder des Bubble Soccer ein.
Wie lange er das noch machen wird, das weiß er selber noch nicht so genau. Mit bald zwei Jahrzehnten auf dem Buckel hat die luftgestützte Halle in nicht allzu ferner Zukunft ihr Lebensende erreicht, ob die beiden Brüder dann in einen Nachfolger investieren können oder werden, steht derzeit noch in den Sternen. Die Corona-Pandemie und die zwangsweisen Schließungen der Anlage haben die finanziellen Rücklagen stark dezimiert, da die laufenden Kosten des “Caribbean Sports” nicht von schlechten Eltern sind. Würde man das Gebläse auch nur eine halbe Stunde abschalten, fiele die Traglufthalle in sich zusammen, daher muss das System rund um die Uhr arbeiten. Wie viel Strom dafür aufgewendet werden muss, kann man sich daher in etwa vorstellen.
Doch vorerst ist noch lange nicht die Luft raus im “Caribbean Sports”, besonders wenn es im Herbst wieder kühler wird, beginnt wieder der große Ansturm, schließlich sind Freizeitaktivitäten auch bei schlechtem Wetter heiß begehrt. Warum auch nicht, besser als zu Hause Trübsal zu blasen ist es schließlich in großen Plastikkugeln durch die Halle zu rollen und einfach ein bisschen unkomplizierten Spaß mit Freunden oder Kollegen zu haben.
Na die Energiebilanz einer solchen Halle würd ich gern mal sehen!
….hingehen und fragen. Irgendeine x beliebige alte Blechindustriehalle wird vermutlich nicht besser oder schlechter sein.