Teurer Strom aus dem Kraichgau

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Bestandskunden der regionalen Stadtwerke müssen teilweise weiter auf eine Senkung ihres Strompreises hoffen und warten. Nur ein Versorger zeigt, dass es auch anders gehen kann.

Wer sich über die gängigen Vergleichsbörsen im Internet derzeit über aktuelle Strompreise für den eigenen Haushalt informieren möchte, der stößt wie immer auf den vorderen und preisgünstigen Rängen auf Namen, die er vermutlich noch nie zuvor im Leben gehört hat. Da tummeln sich teilweise Discount-Anbieter mit bunten Namen und noch bunteren Logos, die aber oft einer weiteren Internetrecherche bezüglich Kunden-Erfahrungen und Rezensionen nicht lange rühmlich standhalten. Dass der Preis bei einem Stromanbieter nicht das einzige und ausschlaggebende Argument sein sollte, hat eine Reihe von Firmenpleiten in den letzten Jahren deutlich vor Augen geführt. Teilweise konnten Anbieter ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen, verschwanden vom Markt und die Kunden mussten von lokalen Versorgern aufgefangen werden – zu Lasten der restlichen Kunden.

Generell kauft ein seriöser Anbieter seinen Strom am Markt mit einem gewissen Vorlauf und in einer gewissen Menge, um ordentlich kalkulieren zu können. Manche planen hierfür einen längeren Zeitraum ein, manche eher einen kürzeren, es ist im Grunde eine Wette auf die zukünftige Entwicklung des Marktes. Wie fragil dieser Markt mitunter sein kann, hat beispielsweise der Preisschock und die Energiekrise im Kielwasser des Ukraine-Krieges klar vor Augen geführt.

Für die Verbraucher freilich kommt es dennoch immer mehr auf den Preis an, schließlich zieht sich die Teuerung durch alle Segmente, Produkte und Dienstleistungen – die Inflation der vergangenen beiden Jahre hat kleinere und mittlere Haushaltskassen oft über Gebühr belastet. Bei der Energie zu sparen, liegt daher selbstredend auf der Hand. Doch Vorsicht, es ist nicht immer alles Gold was glänzt. Wer besonders billig anbietet, versteckt nicht selten den einen oder anderen Haken im Kleingedruckten. Eingeschränkte oder gar nicht vorhandene Preisgarantien oder einmalige Sonderzahlungen, die den geschätzten Voranschlag zunächst einmal sehr attraktiv wirken lassen, sind nur zwei dieser gern genutzten Werkzeuge.

Da liegt es vielleicht nahe den Strom quasi vor der eigenen Haustür zu beziehen, mehrere Stadtwerke in der Region sind auch Stromanbieter und mischen auf dem komplexen Strommarkt mit. Auch sie müssen entscheiden, wann sie wie viel Strom einkaufen, um Preise zu generieren, die am Ende auch konkurrenzfähig sind. Preisbewusste Kunden werden jedoch sicher bemerkt haben, in welche Richtung sich die Strompreise im Jahr 2023 entwickelt haben. Seit dem massiven Hoch im Herbst 2022 ist der Durchschnittspreis laut dem Vergleichsportal Verivox stetig gesunken. Vor wenigen Tagen erreichte er ein bemerkenswertes Tief im Vergleich zu den letzten Monaten, Neukunden konnten hier laut Verivox Stromverträge mit einem Preis pro Kilowattstunde deutlich unter 30 Cent abschließen.

Doch wie reagieren unsere regionalen Stadtwerke auf die Entwicklung der Strompreise? Werden diese gemäß der Marktlage nach unten angepasst, profitieren Bestandskunden von der Entwicklung der vergangenen Monate? Kleiner Spoiler. In zwei von drei Fällen lautet die Antwort: Vorerst nicht. Angefragt haben wir sowohl die Stadtwerke in Bruchsal, in Eppingen und in Bretten. Schauen wir uns die Ergebnisse dieser Recherche im Folgenden zusammen an:

In Bruchsal liegen die Preise für Bestandskunden derzeit beispielsweise bei etwa +/- 40 Cent pro Kilowattstunde, deutlich mehr in der Grundversorgung. Eigentlich sollten die Preise zum Jahreswechsel angepasst werden, so zumindest laut vertrauenswürdiger Quellen die ursprüngliche Planung der Stadtwerke. Diese Preissenkung zum Jahreswechsel scheint nun vom Tisch, stattdessen ist eine Anpassung der Preise nach unten erst zum Ende des ersten Quartals 2024 geplant. Details hierzu liegen derzeit noch nicht vor.

In Eppingen sieht die Situation ähnlich aus. Das laut Rechner auf der eigenen Webseite angebotene Produkt “eppStrom natur” wird uns an unserer Adresse mit einem geschätzten Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden für knapp 40 Cent pro Kilowattstunde angeboten. Eine Preissenkung zum Jahreswechsel ist derzeit noch nicht geplant, erklärt man uns auf unsere telefonische Anfrage hin. Möglicherweise im kommenden Frühjahr, sicher ließe sich das aber noch nicht sagen. (ursprünglich haben wir von einer Preiserhöhung zum Jahreswechsel geschrieben, korrekterweise geht es natürlich um eine Preissenkung. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen). Man müsse dabei auch sehen, dass man für die Kunden stabile Preise anbieten wolle. In den letzten beiden Jahren der Krise sei man mit dabei immer unter der Strompreisbremse geblieben, ein Umstand den die Kunden durchaus zu schätzen wüssten, führt Birol Tendürek von den Stadtwerken Eppingen im Gespräch mit Hügelhelden.de aus. Und auf noch einen wichtigen Punkt weist er dabei hin, der in der Diskussion um Preisanpassungen gerne vergessen wird: Zahlreiche Kunden von insolvent gegangenen Billiganbietern müssten durch die Stadtwerke außerplanmäßig aufgefangen werden, auch das wirke sich nicht im positiven auf die Kalkulation und die Preisgestaltung aus.

Anders das Bild bei den Stadtwerken Bretten. Wie uns Geschäftsführer Stefan Kleck auf unsere redaktionelle Anfrage hin berichtet, werden die Preise zum Jahreswechsel sinken und das teilweise deutlich. Bis zu 20% würden die Kosten für Stromkunden zum Jahreswechsel sinken, dies umfasse alle Tarife, sowohl die der Grundversorgung als auch die für private Kunden und Gewerbekunden mit einem normalen Verbrauch.

Wer nun zum Jahreswechsel einen Wechsel des Stromanbieters in Erwägung zieht, dem sei aber noch ein Aspekt mit auf den Weg gegeben. Zwar braucht es keinen Patriotismus um die örtlichen Stadtwerke zu unterstützen, dennoch sind sie es, die Freizeiteinrichtungen in der Region durch die ihre Gewinne mit finanzieren. Die Stadtwerke Bruchsal beispielsweise unterhalten nicht nur die Sauna und mehrere Hallenbäder, sondern auch das große Freizeitbad Sasch. Die Stadtwerke Bretten stehen in der Verantwortung für die Brettener Badewelt. Diese Freizeiteinrichtungen werfen traditionell keine Gewinne ab, verursachen dagegen in der Regel hohe Kosten, die durch andere Geschäftszweige gegenfinanziert werden müssen. Wer nun aufgrund der Preisprognosen den Anbieter wechseln möchte, möge dies zumindest im Hinterkopf behalten.

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21 Gedanken zu „Teurer Strom aus dem Kraichgau“

  1. Zu bedenken wäre vielleicht auch noch, welche Großkonzerne mit Einfluss auf die Politik uns in den letzten Jahrzehnten die heutige Strompreismisere zusätzlich eingebrockt haben.

    Wir hätte bei der Energiewende schon fast fertig sein und damit einen wesentlich günstigeren Strompreis haben können. Stattdessen haben wir an teurem Kernspaltungsstrom und Kohlestrom festgehalten. Die Gewinner einiger Konzerne freut es immer noch, wie man schön sehen kann.

  2. Der „Saftladen“ bricht zusammen,- wenn wir an Kohle- Gas- und Atomstrom festhalten. Frankreich weiß mittlerweile nicht mehr wie es seine Atommeiler kühlen soll, wenn die Flüsse im Sommer kein Wasser haben. Der Russe lacht sich tot, dass der Deutsche Michel sich von ihm (Gas) abhängig gemacht hat. Und Dänemark weiß gar nicht mehr wohin mit seinem Windstrom. Denen „läuft der Rotz die Backen hoch“. Die Industrie steht dort Schlange um an den Windparks zu bauen und zu produzieren. Was gibt es Wertvolleres als seine Energie unabhängig selbst zu produzieren ? Regional ! Der Gewinn fließt nicht in andere Ländert oder Diktaturen. Dazu braucht es Hirn und Muskelschmalz und auch den Mut etwas Neues zu wagen. Atommüll- transporte, -endlager, -strahlung; Kohleruß oder Krieg um Gasfelder, wer brauch den sowas ?

    • Schöne und viele Worte, aber bei Dunkelflaute iss Essig, da brauchen Sie ein Backup-System in gleicher Größenordnung das zuverlässig ZU JEDEM ZEITPUNKT Gigawatt produzieren kann wenn diese nachgefragt werden.
      Das hat selbst der geniale deutsche Wirtschaftsminister verstanden – dafür hätten wir Nordstream II gebraucht.
      Es steht noch der Traumtanz im Raum dass dieses mit H2 befeuert werden soll.
      Es weiss aber keiner wo der herkommen soll.

    • Alles richtig. Schade nur, dass, wie man hier auch an den Antworten lesen kann, sich viele nur bei Facebook etc. informieren und Wissenschaft leugnen.

    • Das ist einfach nicht wahr. Wir tollen Ökofritzen laufen nur noch wegen des „bösenAtomstroms“ aus Frankreich. Der stößt zudem nur einen Bruchteil des CO2s aus, das der rotgrüne Strommix hierzulande verursacht.

  3. „Eine Preiserhöhung zum Jahreswechsel ist derzeit nicht geplant, erklärt man uns auf unsere telefonische Anfrage hin.“
    War das die Aussage der Stadtwerke Eppingen?
    Ich dachte die Preise sollen fallen?

    • Völlig richtiger Hinweis, wir haben versehentlich von einer Erhöhung gesprochen, dabei geht es natürlich um eine Senkung. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen, im Text haben wir diesen nun korrigiert.

  4. Man kann sich auch alles Schönreden lieber Herr Rausch es ist nur ein ganz kleiner Unterschied ob ich ein Land mit gerade Mal soviel Einwohner wie eine Großstadt in Deutschland mit Energie versorgen muss oder den Industriestandort in Europa und da gibt es noch genug andere Faktoren die ein vorschnelles Dahin Geplappere in Frage stellen das gilt für alle Schönschwetzer.

    • Selber Schwätzer!
      Ich kann dem Herr Rausch nur zustimmen!
      Nur weiter so mit dem Boykott von allem hier im Kraichgau. Und schön weiter mit dem Auto und Motorrad rumfahren…Hauptsache, es bleibt alles wie es ist…gell?

  5. Ich erinnere mich noch wie ein gewisser Hans Karl Filbinger mit folgenden Worten äussere: „Wenn Wyhl nicht gebaut wird gehen die Lichter aus!“ Wyhl wurde nicht gebaut und die Lichter gingn nicht aus. Eine Gießerei meldete kürzlich Insolvenz an . Grund die viel zu niedrigen Strompreise (Ironie aus). Halt nein, die Gewerkschaft würde sagen Fehler des Management. Siemens Energy wird vom deutschen Steuerzahler gerettet. Das wird bei der Diskussion gänzlich ausgeblendet. Und wer kritische Äußerungen zum Thema bringt, dessen Kommentar wird einfach nicht veröffentlich. Obwohl keine Beledigungen vorliegen.

  6. Man kann es auch machen, wie die Stadt Karlsruhe. Die fahren den Müll mit dem Güterzug zum Verbrennen in den Industriehafen Mannheim, statt ein eigenes Müllheizkraftwerk zu bauen.
    Bei 330.000 Einwohnern plus Einzugsgebiet Umland wäre genügend Brennmaterial da.

  7. Billiger wird es nicht , wenn die Konzerne noch ihren billigen Strom bekommen auf Kosten des Einzelnen !! Unter dem Strich heißt das Standort Deutschland nicht wirtschaftlich 👍

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