Das ganze Jahr über stellen die Gefangenen der JVA Bruchsal kleine und große Geschenke in ihren Werkstätten her, in dieser Woche bieten sie diese Waren auf dem Weihnachtsmarkt an.
Für die KollegInnen mag es ein bisschen ungewohnt sein Gerd Herzog, Leiter der Arbeitstherapie und Ergotherapeut Christian Ledig außerhalb ihres gewöhnlichen Arbeitsumfeldes innerhalb der dicken Mauern des Café Achteck zu sehen. Doch für die beiden dürfte die kleine Holzbude auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Otto-Oppenheimer-Platz eine willkommene Abwechslung sein. Normalerweise liegt ihr Arbeitsplatz immer recht isoliert vom Rest Bruchsals, da ist es nun einmal schön mittendrin im bunten Treiben zu sein.
Die vielen kleinen Präsente, die am Stand des vollzugliches Arbeitswesen, kurz VAW angeboten werden, stammen samt und sonders aus den Werkstätten der Bruchsal Haftanstalt. In ihnen arbeiten tagtäglich mehrere hundert Gefangene in unterschiedlichen Professionen und berufen. Es gibt eine Buchbinderei, eine Polsterei, eine Druckerei, eine Schreinerei und mehr. Die Arbeit, der regelmäßige Rahmen, Aus- und Fortbildungen sind Teil der Resozialisierungsmaßnahmen innerhalb der JVA um die Gefangenen strukturiert durch den Alltag hinter Gittern zu begleiten und sie selbstredend produktiv auf die Zeit nach dem Gefängnisaufenthalt vorzubereiten.
In den Werkstätten konnte schon so manches versteckte Talent entdeckt werden, manche der handwerklichen Arbeiten in der JVA sind so filigran und gekonnt, dass sie niemand verkaufen möchte, es auch niemand über das Herz bringen würde. So steht in der Holzwerkstatt beispielsweise ein Puppenhaus das derart detailliert und liebevoll gestaltet wurde, dass es als Hingucker einen festen unantastbaren Platz im Inventar bekommen hat.
Doch selbstverständlich gibt es jede Menge kleine Bastelarbeiten, vornehmlich aus Holz und mit der Laubsäge hergestellt, die während der kommenden Tage auf dem Weihnachtsmarkt ihren Besitzer wechseln dürfen und natürlich explizit sollen. 100% prison made – könnte man sagen. Normalerweise werden die Erzeugnisse aus den Werkstätten der VAW im JVA eigenen Verkaufsladen gegenüber der Käthe-Kollwitz-Schule angeboten, doch durch eine Kooperation gibt es nun ausgewählte Produkte nur in dieser Woche in der Wechselhütte auf dem Weihnachtsmarkt.
Wer Lust auf einen ganz besonderes Weihnachtsgeschenk mit eigener Geschichte, eigenem Anliegen und nicht alltäglichen Produktionsbedingungen hat, darf sich hier gerne bis einschließlich Sonntag zu den normalen Öffnungszeiten des Marktes umsehen.
