Herausforderungen in Zeiten von Corona
Anfang Mai richtete die Stadtverwaltung Kraichtal ein Portal auf ihrer Website ein, über das die Kraichtaler Bürger einen Termin im Bürgerbüro buchen können. Dieses wird laut Bürgermeister Ulrich Hintermayer „extrem gut angenommen“, was deutlich zeige, dass man als Verwaltung einen Nerv getroffen habe.
„Wir sind überwältigt von der positiven Resonanz und freuen uns, dass wir hier einen zusätzlichen Service anbieten können.“ Bürgermeister Ulrich Hintermayer, der die Geschicke der Stadt seit dem Jahr 2005 lenkt, erläutert, man wolle mit dem Angebot Wartezeiten und vor allem Menschenansammlungen im Rathaus vermeiden. Dass diese Möglichkeit jedoch auch für die Zeit „nach Corona“ interessant sei, sei für ihn keine Frage. Rund sechs Wochen war das Rathaus nur für dringende Angelegenheiten geöffnet. Wie auch für die Betriebe in der freien Wirtschaft gelte es nun, schrittweise zurück in die Normalität zu finden. Dass man hierfür in vielerlei Hinsicht neue Wege beschreiten muss, sei relativ schnell klar geworden, so das Stadtoberhaupt.
„Wir haben direkt zu Beginn der Corona-Pandemie gemerkt, dass wir in Sachen Digitalisierung einen Nachholbedarf haben“, so Hintermayer. Dies betreffe nicht nur das Angebot für die Bürger, auch intern habe es zahlreiche Entwicklungen gegeben. So habe man – höchst effektiv – in kürzester Zeit den Mitarbeitern die Möglichkeit geschaffen, von zuhause aus zu arbeiten. „Das alles war mit einem hohen planerischen und pragmatischen Aufwand verbunden – aber unsere IT hat diesen gut und schnell bewältigt.“ Hauptamtsleiter Manuel Kurz erläutert die organisatorische Herausforderung, welche die Neuerungen mit sich brachten, und dass in den vergangenen Wochen vor allem eins gefordert war: Flexibilität. „Alle Fachbereiche haben in Teams gearbeitet, so dass wir im Ernstfall, der glücklicherweise nicht eingetroffen ist, keinen Totalausfall gehabt hätten.“ Mittlerweile habe man viele Arbeitsplätze auch mit Plexiglasscheiben ausgestattet. Während dieser Herausforderung auch andere Betriebe gegenüber standen, gab es seitens der Kommunen eine besondere Herausforderung zu meistern: den Betrieb der Kindertagesstätten beziehungsweise die Beschäftigung der Erzieherinnen und weiterer Betreuungskräfte bedarfsgerecht anzupassen. „Da die Verordnungen des Landes immer sehr kurzfristig veröffentlicht wurden, wussten wir nie, wie lange die jeweiligen neuen Regelungen galten. Wieviele Erzieherinnen wir wann wo benötigten – es war und ist weiterhin sehr viel Flexibilität gefordert“, so Kurz. Die Stadt Kraichtal habe so individuell wie möglich gehandelt und Erzieherinnen auch in anderen Bereichen und mit neuen Methoden beschäftigt. Neben Bastelarbeiten, welche die Erzieherinnen den Kindern online zur Verfügung gestellt haben, seien auch Geschenke vor die Haustüren der Kinder gebracht worden, so Kurz. Weiter haben die Mitarbeiterinnen nach Absprachen Archivarbeiten unterstützt und Masken für die Belegschaft genäht. Das Reinigungspersonal, das nicht wie sonst in Hallen und öffentlichen Einrichtungen eingesetzt werden konnte, unterstützte zum Teil den Bauhof bei notwendigen Arbeiten. Auf diese Weise habe man Kurzarbeit vermieden und sei so flexibel wie möglich geblieben – um bei gesetzlichen Änderungen den Bedarfen der Beschäftigten und neuen Anforderungen schnell gerecht werden zu können.
Eine weitere Herausforderung lag laut Hintermayer im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. „Man könnte leicht meinen, der Bereich Medienarbeit und Marketing habe aufgrund der vielen Ausfälle an Veranstaltungen und Museumsschließungen weniger zu tun gehabt – das Gegenteil war der Fall“, gibt er zu Bedenken. „Die Situation ist anders – aber nicht weniger arbeitsintensiv.“ Zielgerichtete, bestmögliche Öffentlichkeitsarbeit sei ein Bereich, den es von Anfang der Pandemie an galt, zu erfüllen. Die Telefone standen nicht still, Eltern, Gewerbetreibende, Gastronome – jeder wollte wissen, wann es wo weitergeht. Eine Herausforderung, vor allem, da die Verordnungen stets kurzfristig erscheinen – zumeist an Feiertagen und Wochenenden. „Entsprechend war unser Sachgebiet für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing an sieben Tagen die Woche bedacht, die passenden Informationen und die Links der Landesregierung gut auffindbar darzustellen.“
Hauptamtsleiter Kurz betont in diesem Zusammenhang, wie wichtig es vor allem in dieser Zeit sei, dass alle Sachgebiete und Bereiche übergreifend und mit Weitsicht zusammenarbeiteten. „Damit diese Zusammenarbeit bestmöglich gelingt, treffen wir uns bis heute mehrmals wöchentlich zu einer Krisenstabssitzung“, ergänzt Bürgermeister Hintermayer, der diese Einrichtung so lange aufrechterhalten will, bis absehbar sei, dass sich die Lage wenigstens teilweise entspanne. Entscheidungen, beispielsweise der Erlass von Kita- oder Hallengebühren wie in der letzten Gemeinderatsitzung beschlossen, müssen besprochen und einheitlich sowie nachvollziehbar geregelt und kommuniziert werden.
„Noch hat uns die Corona-Pandemie fest im Griff“, so Ulrich Hintermayer abschließend. Die nächsten Entscheidungen stünden an, so zum Beispiel die Frage, wann das Rathaus wieder seinen regulären Betrieb aufnimmt. Aber auch welche großen Feste man als Verwaltung planerisch angehe, ohne zu wissen, was wann wo wieder stattfinden könne. Außerdem sind Hintermayer die Weiterentwicklung des Online Angebotes für die Bürger wie auch die internen Home-Office-Möglichkeiten wichtig. „Da das Terminbuchungs-Tool auf unserer Website so gut angenommen wird, arbeiten wir daran, dies auszuweiten. Weiter möchten wir Formulare so aufbereiten, dass sie in Zukunft noch einfacher und ohne Schnittstelle ausgefüllt werden können. Die eingeschlagene Richtung ist gut und zeitgemäß – wir werden auch weiterhin daran arbeiten und auf die Fragen und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger individuell und serviceorientiert reagieren.“
Redaktion: Stadt Kraichtal / Sonja Kientsch