In den Pressemitteilungen vom 1. August 2022 und vom 11. August 2022 hatte das Regierungspräsidium Karlsruhe über die Ergebnisse der vorgenommenen Gewässeruntersuchungen im Saalbachkanal sowie über die Ergebnisse der tiermedizinischen Untersuchungen von zwei tot aufgefundenen Schwänen durch das Veterinäramt des Landkreises Karlsruhe informiert und der Bevölkerung entsprechende Handlungsempfehlungen gegeben. Der Landesbetrieb Gewässer hat außerdem ein Fachbüro beauftragt, die aktuelle Situation auf Grundlage von Wasserproben zu untersuchen, und mögliche Maßnahmen vorzuschlagen.
Dem Regierungspräsidium Karlsruhe liegt nun der Abschlussbericht zu den Gewässeruntersuchungen und den veterinärmedizinischen Untersuchungen des Fachbüros vor, das zu folgendem Fazit kommt:
„Insgesamt lassen sich aus den vorliegenden Ergebnissen der chemisch-physikalischen und chemischen Analysen sowie der Toxizitätstests die Ursachen für das Sterben von Wasservögeln oder auch von Nutrias nicht ableiten. Zwar zeigten einige Werte deutliche Auffälligkeiten, die eine Einleitung von schwer abbaubaren Substanzen, wie zum Beispiel Reinigungsmittel vermischt mit Pflanzenschutzmittel, vermuten lassen, aber bei weitem nicht in toxisch wirkenden Konzentrationen. Blaualgen-Toxine konnten durch Untersuchung des Phytoplanktons als Todesursache ebenfalls ausgeschlossen werden.“
Auch die veterinärmedizinische Untersuchung der beiden tot aufgefundenen Schwäne ergab keinen Hinweis auf deren Todesursache.
Insgesamt weist der Saalbachkanal aufgrund seiner Funktion als reiner Hochwasserentlastungskanal nach heutigen Maßstäben erhebliche ökologische Defizite auf. Der durch die Stauhaltung bedingte Stillgewässercharakter mit dadurch einhergehender Neigung zur Sedimentierung, der Mangel an Beschattung und der geringe Abfluss bei gleichzeitig hohen Temperaturen, führt im Sommer zu einer Stress-Situation für Flora und Fauna. Bei dieser kritischen Ausgangslage kann jegliche zusätzliche Belastung dieses fragilen Systems, wie zum Beispiel eine fortgesetzte Wasserentnahme oder die eventuelle Einleitung kritischer Stoffe, wie Reinigungs- oder Pflanzenschutzmittel, von entscheidende Bedeutung sein. Unter diesen negativen Randbedingungen kann dann zum Beispiel auch schon eine geringe, zusätzliche stoffliche Belastung für ein Kippen des Gesamtsystems ausreichen.
Auch die zum Teil vehement geforderte Durchführung von Sofortmaßnahmen wie das Ausbaggern des Sedimentes oder die Beseitigung der Wasserpflanzen hätten zu keiner Verbesserung, sondern zu einer weiteren Zuspitzung der Situation geführt. So hat der Verzicht auf ein großflächiges Entfernen der Wasserlinsen eine verstärkte direkte Sonneneinstrahlung und damit eine weitere Erwärmung des Wassers verhindert, wodurch ein verstärktes Wachstum von Algen und eine damit eventuell verbundene Verschärfung nächtlicher Sauerstoffdefizite vermieden wurde. Ein Eingriff in das Sediment hätte zu einer starken Trübung des Wassers und zu erheblichen Sauerstoffdefiziten und damit zu weiteren erheblichen Belastungen der Wasserorganismen geführt.
Weitere theoretisch mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Gesamtsituation im Saalbachkanal, wie beispielsweise eine Erhöhung der Zuleitung von Wasser aus dem Saalbach oder eine Verstärkung der Beschattung des Kanals wurden geprüft. Allerdings wäre bei einer Wasserentnahme aus dem Saalbach für dessen ökologischen Zustands und die wertvollen Feuchtlebensräume in den Saalbachniederungen durch die verbleibende geringere Wasserführung, eine merkliche Verschlechterung zu befürchten. Daher bleibt hier kein Spielraum für eine höhere Zuleitung in den Saalbachkanal bei Niedrigwasser. Auch die aus ökologischer Sicht wünschenswerte und wirkungsvolle Ansiedlung von Gehölzen ist am Saalbachkanal aufgrund seiner Funktion als Hochwasserentlastungskanal nur bedingt möglich. Als erster Schritt wird bereits jetzt bei der Gewässerunterhaltung abschnittsweise das Uferröhricht stehen gelassen, um die Verschattung des Gewässers zu erhöhen.
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen somit nur sehr geringe Handlungsoptionen für ein aktives Eingreifen im Sinne einer Durchführung von Maßnahmen. Es muss daher leider damit gerechnet werden, dass es aufgrund des Zusammenwirkens von belastenden Randbedingungen und des weiter voranschreitenden Klimawandels auch in den kommenden Jahren in diesem Hochwasserentlastungskanal zu ähnlichen Vorkommnissen wie im Jahre 2022 kommen könnte.
Umso wichtiger wird es sein, jegliche zusätzlichen Belastungen des Gesamtsystems durch eine intensive Aufklärung der Gewässeranlieger zu reduzieren. Dies gilt sowohl für potentielle Nährstoffeinträge durch die landwirtschaftliche Nutzung, als auch für einen verantwortungsvollen Umgang mit Reinigungsmitteln und Pestiziden. Auch kennen viele Bürger ihr Kanalnetz nicht so gut, dass sie wüssten, ob ihr außerhalb des Hauses in einen Gully entsorgten Abwässer in einem Abwasserkanal zur Kläranlage oder in einen Regenwasserkanal in ein Gewässer geleitet werden. Weiterhin könnte es notwendig werden, den Gemeingebrauch der Entnahme von Wasser aus dem Saalbachkanal und auch von Grundwasser aus dem Nahbereich des Kanals, bereits frühzeitig zu Beginn von Trockenwetterphasen einzuschränken und die Umsetzung dieser Reglementierung dann auch entsprechend zu überwachen.
Mitteilung des Regierungspräsidiums Karlsruhe