Die Rinklinger Kultveranstaltung lässt es zum Abschied noch einmal richtig krachen
Man hört ihm die Wehmut in der Stimme deutlich an. “Es tut mir unendlich weh, das aufzugeben” sagt Max von der Freiwilligen Feuerwehr Rinklingen, langjähriges Orga-Mitglied der Konzertreihe “Rio rockt”. Er könne nur für sich sprechen, sagt er, doch es ist davon auszugehen, dass es allen anderen Mitgliedern der Rinklinger Wehr genauso geht. Jochen, Daniel, Dustin und wie sie alle heißen… für jeden von Ihnen geht eine Ära zu Ende. Eine Erfolgsgeschichte deren schöner Plot lautet: Auch Wenige können Großes erreichen.
Los ging alles vor etwa eineinhalb Jahrzehnten, als man sich in Rinklingen Gedanken machte, wie man das Kulturleben des kleinen Brettener Stadtteils weiter nach vorne bringen könnte. Eine Konzertreihe in der Sporthalle sollte es sein und die Rinklinger Abteilung der Brettener Feuerwehr erklärte sich bereit, diesen Kraftakt zu stemmen. “Fools on Fire” und “Hole in One” waren die ersten beiden Headliner und sorgten schon in der allerersten Ausgabe für eine rammelvolle Bude. Auf den Namen “Rio rockt” kam man übrigens erst ein paar Jahre später. Ursprünglich sollte die Konzertreihe einen anderen Namen tragen, doch dieser war bereits markenrechtlich in Gebrauch und so kam man schlussendlich auf die schon lange unter der Hand verwendete Abkürzung für Rinklingen “Rio” und das obligatorische “rockt”.
Heute kennt den Namen jeder, “Rio rockt” hat regionale Rockgeschichte geschrieben. Jedes Jahr im Herbst zieht es hunderte Menschen jeder Altersklasse in die kleine Sporthalle, wo traditionell zuerst eine Schülerband den Auftakt bildet, gefolgt von einem Anpeitscher und einem Headliner, allesamt aus der Region. Während am Anfang noch alles eher improvisiert vonstattenging, inklusive der alten Lichtorgel aus dem Hobbykeller, erlebte die Konzertreihe 2019 ihren Höhepunkt. Zwischen 600 und 650 Menschen rockten im letzten “normalen” Jahr vor Pandemie und Ukraine-Krieg in Rinklingen.
Ois hat sei Zeit
Nach zwei Jahren Zwangspause will Rio nun noch ein letztes Mal rocken, die kommende Ausgabe wird die letzte der erfolgreichen Reihe sein. Das hat gleich mehrere Gründe, manche sind organisatorischer, manche privater Natur, erzählt Max am Telefon. Da wären zum einen die immer umfangreicheren und schwierigeren Auflagen, beispielsweise in den Bereichen Sicherheit und Brandschutz. Alleine die Ausgaben für Security haben sich mehr als verdoppelt. Doch es ist nicht nur das… waren die Jungs vom Orga-Team vor einigen Jahren noch jung, wild und frei, hat auch sie mittlerweile das Abenteuer “Leben” samt all seinen Herausforderungen eingeholt. Familie, Beruf und Co. es ist der Lauf der Dinge – wer kennt ihn nicht.
Da sich aufgrund des immensen Zeitaufwands in den Reihen der kleinen Rinklinger Feuerwehr bislang keine passenden Nachfolger für das umtriebige Orga-Team gefunden haben, werden die Jungs und die ganze Truppe in zwei Wochen nun ein letztes Mal Volldampf geben. Am 30.September ist Stichtag. Ab etwa 19:30 Uhr spielen dann auf der Bühne in der guten alten Rinklinger Sporthalle: Realusion, die Zap Gang und zum ersten (und gleichzeitig zum letzten) mal dabei: Sudden Inspiration.
“Rio rockt” – ein letztes Mal. Das darf man nicht versäumen. Und danach? Erst einmal Stille. Ob es vielleicht doch irgendwann mal weitergehen könnte, wollen wir von Max wissen? “Erst einmal nicht, aber sag niemals nie”.