Vor über 60 Jahren übersiedelte die Familie d´Alessandro von Italien nach Gochsheim und ist seitdem aus dem Kraichgau nicht mehr wegzudenken.
von Stephan Gilliar
Schwer zu sagen an was es liegt, aber es gibt Menschen, die man einfach spontan und bedingungslos mag. Für mich gehört die gesamte Familie d’Alessandro dazu. Egal ob Mario in seinem Eiscafé in Unteröwisheim, sein Bruder Domenico in Heidelsheim oder Dino in Gochsheim, wenn man sie sieht, hat man sie auf der Stelle gern. Die drei Brüder sind entspannte und angenehme Zeitgenossen, immer für ein freundliches Wort und einen lockeren Schwatz zu haben. Ihre liebenswerte und gutmütige Art haben sie zweifelsohne von ihren Eltern geerbt, denn auch Mama Domenica und Papa Pasquale strahlen etwas so bodenständiges und grundfreundliches aus, dass man sich in ihrer Gegenwart einfach wohl fühlt. Vor 63 Jahren kam die Familie aus dem mittelitalienischen Molise auf der Apenninhalbinsel an der Adria nach Deutschland. Der erste d´Alessandro, der sein Glück als Gastarbeiter in Germania suchte, war Opa Domenico. 1960 kam er als junger Mann in den Kraichgau, fand in der Ziegelei der Gebrüder Bott Arbeit. Die Familie ließ sich im damals noch selbstständigen Städtchen Gochsheim nieder, erwarb ein zuvor durch einen Brand in der Bergstraße beschädigtes Häuschen und baute es ganz neu auf. 1963 kam dann zuerst Domenico als ältester Sohn auf die Welt, ihm folgte zwei Jahre später Mario und schließlich 1971 Dino als Benjamin der Familie.
Gemeinsam betrieb die Familie in Gochsheim später ein italienisches Restaurant, mit der Zeit strömten die Brüder aber in alle Richtungen des Kraichgau aus, um sich selbst zu verwirklichen. Während Dino den elterlichen Betrieb in Gochsheim übernahm, eröffnete Domenico bereits 1988 am Heidelsheimer Marktplatz eine eigene Eisdiele, Mario verschlug es 2008 in die Ortsmitte von Unteröwisheim. Doch auch wenn die Brüder alle zwischenzeitlich ihre eigenen Familien haben, sieht man sich im Grunde fast täglich, erzählt Dino. Mal sitzt er bei Mario, mal bei Domenico, trinkt einen Kaffee und tauscht sich aus. In italiano selbstverständlich, denn obwohl alle drei in Deutschland geboren wurden, ist die “Amtssprache” der d´Alessandros weiterhin Italienisch. Zwischenzeitlich ist die Familienbande ordentlich gewachsen, alle drei Söhne haben bereits eigene Kinder und teilweise sogar Enkelkinder. Sonntags trifft man sich regelmäßig bei den Großeltern zum Kaffeetrinken, dann kann das Haus durchaus voll werden.
Der Generationenwechsel wird bei den d´Alessandros in jedem Fall nicht übers Knie gebrochen. Während Mario beispielsweise die Geschäfte in Unteröwisheim an seine Tochter und seinen Schwiegersohn Felix übergeben hat, sich selbst aber noch auf den Eisverkauf aus seinem Bus verlegt hat, denkt Mama Domenica indes überhaupt nicht ans Aufhören. “Eigentlich soll sie nicht mehr, sie ist ja schon über 80”, seufzt Dino, “aber abhalten kann ich sie auch nicht davon”. Tatsächlich hört man im Hintergrund die rüstige italienische Oma in der Küche hantieren, gerade ist sie dabei, ein selbstgebackenes Brot in den Ofen zu schieben. Das Pizzabacken hat Dino bei ihr gelernt, zwischenzeitlich ihr Rezept für den perfekten Pizzateig aber auf seine ganz eigene Weise weiterentwickelt.
Generell besteht die ganze Familie aus Autodidakten, hat sich sowohl die Eisherstellung als auch die Kunst des Pizza-Backhandwerks selbst erarbeitet. Weder aus Gochsheim, noch aus Unteröwisheim oder Heidelsheim sind die Brüder heute wegzudenken, gehören zu den urtümlichen Institutionen der drei Dörfer. Als Dino im Zuge der Corona-Pandemie beschlossen hat, seine Pizza nur noch zur Abholung anzubieten, war die Trauer in Gochsheim groß, schließlich hat sich insbesondere der Stammtisch gerne und regelmäßig im kleinen Gastraum von Dinos Pizzeria getroffen. Für ihn macht das neue Konzept aber mehr Sinn, so kann er sich komplett auf die Küche konzentrieren, in der es gerade am Wochenende nicht an Arbeit fehlt. Im Minutentakt kommen die Bestellungen herein, manchmal sind es so viele, dass Dino das Telefon zeitweilig klingeln lassen muss.
Ob auch Dino wie Mario den Staffelstab an die nächste Generation weitergeben wird, das ist derzeit noch ungewiss. Seine Söhne Luca und Leon sollen zuerst mal etwas Gescheites lernen, sagt er und lacht. Ans Aufhören denkt der gutmütige Gochsheimer ohnehin nicht. “Wenn ich gesund bleibe, mache ich das noch 50 Jahre” hält er fest und schiebt als pragmatischer Kraichgauer noch entschieden hinterher: „Und überhaupt, was willsch denn sunscht mache?” Eben und Amen kann man dazu nur sagen, hoffentlich bleibt er uns noch lange erhalten, schließlich gibt es bei Dino eine der besten Pizzen im gesamten Hügelland.
Das Eis, das in Heidelse angeboten wird ist wirklich KLASSE, das habe ich selbst getestet.
Es ist vielleicht subjektiv aber in Unneroise schmeckts mir besser (bin nicht von hier)
Sehr gute Eisqalität,immer sehr freundlich.Das „Umweltfreundliche“ daran sind die Waffelbecher, so dass es keinen Abfall gibt. Zur Nachahmung empfohlen!
Lieber Stephan Gilliar,
ein wunderbarer Artikel, der direkt „ins Schwarze“ trifft. Kann meine ganze Familie genauso unterschreiben.
Wir sind schon seit vielen Jahren treue Kunden. Die Pizza ist spitze.
Grüße
Heike Erdem