Wie die Feuerwehr Ubstadt-Weiher auch während des Lockdowns den Kontakt zu ihren Jüngsten nicht verlieren will
Montagabend, Punkt 18 Uhr im Feuerwehrhaus Ubstadt. Bettina Küstner, Daniel Feigenbutz und Marcel Falkenstein gehen auf Sendung. Rund 20 kleine Gesichter schauen Ihnen erwartungsvoll aus der Ferne auf dem Bildschirm zu. Gute zwei Stunden haben sich Jugendwart Daniel, seine Stellvertreterin Bettina und Marcel auf die heutige “Show” vorbereitet – per Online-Konferenz schulen die Drei die Mitglieder ihrer Jugendfeuerwehr.
Vermittelt werden die Grundlagen der Arbeit der Feuerwehr, wie z.b. ein Löschangriff vonstatten geht, wie ein Mannschaftswagen ausgestattet ist, welche Ausbildung ein Feuerwehrmann oder eine Feuerwehrfrau durchlaufen müssen und vieles mehr. Normalerweise würden die Übungen der Jugendfeuerwehr selbstredend vor Ort in den vier Feuerwehrhäusern der Gemeinde stattfinden, Seite an Seite, hautnah und in handfester Praxis. Wie fast jeder andere Bereich des öffentlichen Lebens, hat die allgegenwärtige Corona-Pandemie aber auch den Alltag der Feuerwehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Während die Aktiven zur Aufrechterhaltung der Wehrbereitschaft zumindest in stark reduziertem Umfang noch gemeinsam üben können, steht der Übungsbetrieb des Feuerwehrnachwuchses weitestgehend still. Dass die entscheidenden Skills der Feuerwehr nicht per Fernunterricht erlernt werden können, darüber sind sich Bettina, Daniel und Marcel absolut im Klaren. Ihnen geht es auch nicht in erster Linie um die reine Vermittlung von Fakten, sondern nicht zuletzt um die Aufrechterhaltung des Kontaktes zu ihren Jüngsten.
Damit die engen Bindungen innerhalb der Feuerwehr nicht zum Erliegen kommen, gilt es dem Prinzip “Aus den Augen, aus dem Sinn” zumindest mit den regelmäßigen Online-Angeboten zu begegnen. Hier können Sie sich austauschen, in Kontakt bleiben, etwas lernen und selbstredend auch fröhliche und lustige Momente zusammen erleben. Dennoch erreichen die engagierte Jugendwarte nur einen Bruchteil ihrer Schützlinge auf digitalem Wege. Nur 20 von insgesamt 70 Kinder der Jugendfeuerwehr haben sich an diesem Abend eingeloggt, der Kontakt zu den restlichen 50 liegt weitestgehend brach. Bettina Küstner, selbst Mutter von drei Kindern, kann das im Grunde nachvollziehen. Schon am Vormittag werden die Kids durch den Fernunterricht ihrer Schulen stundenlang an die Bildschirme gebunden, nicht jeder möchte dann am Abend erneut vor dem Rechner sitzen.
Der Wegfall der gemeinsamen Momente schmerzt die erfahrenen Feuerwehrler sehr. “Wir sind im Grunde eine große Familie” sagt Daniel Feigenbutz und seine beiden Mitstreiter nicken. Gemeinsame Übungen, Aktivitäten im Feuerwehrhaus, die vielen Veranstaltungen der Wehr – alles ist weggebrochen und wird schmerzlich vermisst. Eigentlich würde sich die Truppe gerade auch auf den Fasching einstimmen, die kultige Bar in der Fahrzeughalle aufbauen, sich auf die Umzüge in Ubstadt, Stettfeld und Zeutern vorbereiten… Warum das in diesem Jahr nicht möglich ist, muss wohl kaum erklärt werden. So freuen sich die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ubstadt dennoch über jede Chance, sich hier und da über den Weg zu laufen. Gerade wird zum Beispiel die Küche im Ubstädter Feuerwehrhaus renoviert, wer hier zum Arbeitseinsatz eingeteilt wird, tritt diesen mit einem Grinsen ob der willkommenen Unterbrechungen der Corona-Tristesse an.
Zusammenbleiben, zusammenhalten. Das Engagement von Bettina, Daniel und Marcel ist nicht nur bewundernswert, sondern zeigt auch wie anpassungsfähig die Mitglieder der Feuerwehr Ubstadt-Weiher sein können. Auch wenn es vordergründig um die Vermittlung von Wissen geht, rückt in Wahrheit doch ein ganz anderes, ehrenwertes Ansinnen in den Mittelpunkt: Das Auseinanderreißen der Familie zu verhindern.