Niemand mehr zu Hause

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Last Exit – Abrisshaus in der Bruchsaler Südstadt

In Bruchsal verschwindet ein ganzer Wohnblock

Das Leben kennt bekanntlich keinen Stillstand, es kennt nur den steten Wandel. Altes muss gehen um Neuem Platz zu machen, so war das schon immer und so muss das auch bleiben. Trotzdem ist es natürlich völlig legitim Trauer darüber zu empfinden, wenn etwas Vertrautes und Gewohntes plötzlich nicht mehr da ist. Im Bruchsaler Westen – nahe der Saalbach – verschwindet gerade jede Menge Vertrautes. Ein riesiger Wohnblock wird hier derzeit dem Erdboden gleichgemacht. Die Bruchsaler Wohnungsbau GmbH will hier vier komplett neue Wohnblöcke samt den dazugehörigen Stellplätzen bauen. Die viele Jahrzehnte alten Bestandsgebäude, umrahmt im Norden von der Hardtstraße, im Osten vom Pappelweg, im Süden vom Uferweg und im Westen vom „Weidenbusch“, werden derzeit abgerissen. Die Ziele der Stadt sind dabei durchaus ehrbar, geht es doch darum bezahlbaren Wohnraum für Alleinstehende und junge Familien zu errichten. Dennoch schmerzt es natürlich, wenn ein gewachsenes Viertel einen Teil seines Charmes und seiner Geschichte einbüßt. Wie viele Menschen wohl in den zurückliegenden Jahrzehnten in den einfachen Wohnungen zu Hause waren? Wie viele glücklichen und traurigen Momente sie dort erlebt haben? Babys kamen auf die Welt, Alte gingen…. Es wurde gegrillt, gekickt, gebolzt, gelacht, gezetert und gelebt…. auf engstem Raum, oft miteinander, manchmal gegeneinander und immer beieinander…

Im Internet tauschen sich die ehemaligen Bewohner gerade über ihre Erlebnisse im Weidenbusch aus. Die Empfindungen reichen von nostalgischer Schwermut bis hin zu Erleichterung, dass die Blöcke nun verschwinden. Waren es für die einen schöne Tage im Schoß der Großmutter, haben sich andere in den eng beieinander stehenden Häusern weniger wohlgefühlt. In der Facebook Gruppe “Du bist Bruchsaler, wenn….” gehen die Meinungen in jedem Fall auseinander. Die eine Foristin fühlt sich angesichts der Abriss-Bilder an Kriegsszenen erinnert, die andere sieht gar ihre ganze Jugend flöten gehen… Aber es gibt auch persönliche und optimistische Stimmen. Eine solche sei hier noch zum Ende in Gänze zitiert: “Naja, es wird ja auch wieder bebaut und zukünftige Generationen können dort neue, tolle Erinnerungen sammeln… immer positiv sehen! Das erspart Tränen und schlechte Laune”. Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.

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