Narren stürmen die Rathäuser in Östringen und Odenheim

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In Östringen und Odenheim regiert derzeit der Wahnsinn. Narren haben sich beider Rathäuser bemächtigt und die wilde fünfte Jahreszeit ausgerufen. Wolfgang Braunecker war bei beiden Machtübernahmen dabei.

Östringen

Bis Aschermittwoch ist der Schultes vom Kirchberg verbannt

Wicker-Wacker-Elferräte stürmten das Rathaus 

In Östringen sind die Schreibstuben des Rathauses ab sofort und  bis Aschermittwoch von den Elferräten der Karnevalsgesellschaft Wicker-Wacker besetzt. Im Schutz der Dämmerung waren die Gecken am „Schmotzigen“ Donnerstag um 18.11 Uhr mit allerhand närrisch gestimmtem Gefolge unversehens vor der Verwaltungsburg aufmarschiert und hatten Bürgermeister Felix Geider ihr ultimatives Ultimatum zur Kapitulation und Übergabe seiner Gemächer gestellt. 

Während draußen auf dem Kirchbergplatz die Schrägspieler der Sinsheimer Guggemusik Ghost-Guggs die Menge flott in Bewegung hielten, hatte drinnen im Rathaus Schultes Geider gegen eine charmante „Eingreifgruppe Spezialkräfte“ der Wicker-Wacker wenig zu bestellen und musste sich mit angelegter Halsgeige  zum Stadtbrunnen zerren lassen. 

Zum Vergnügen des johlenden Volks machten die Elferräte der Wicker-Wacker mit Sitzungspräsident Markus Bender und Präsident Dominique Meid an der Spitze mit dem Stadtchef quasi kurzen Prozess.

An Anklagepunkten mangelte es den Fastnachtern keineswegs. So wurde Schultes Geider unter anderem vorgehalten, dass Östringen in „einschlägigen Medien“ zuletzt keinen Bericht vom Neujahrsempfang bekommen hatte und ungehalten waren die Gecken zudem in Anbetracht ausufernder und zeitraubender Vorprüfungen zur Herstellung des lange erwarteten Baugebiets im Gewann Dinkelberg. Im Bereich der Feldflur am westlichen Stadtrand, auf der schon bald Wohnraum für viele Menschen entstehen soll, hätte   die Verwaltung nach dem Dafürhalten der Narren schon längst Wachteln ansiedeln müssen, spätestens nachdem bekannt geworden war, dass die übergeordneten Artenschutzbehörden für die nicht vorhandene Population der kleinen Hühnervögel die Umsiedlung in ein noch zu bestimmendes Gebiet geforderthatten. 

Vom Bürgermeister ließen sich die Wicker-Wacker auch nicht auf das ebenfalls nicht vorhandene Glatteis führen, denn die hinterlistige Übergabe des Rathausschlüssels quittierten sie gelassen mit der Einforderung des „General-Dongles“ für die elektronische Schließanlage der Bürokratenfestung auf dem Kirchberg.

Voller Stolz präsentierten die Elferräte schließlich dem begeisterten Publikum einen Gardetanz sämtlicher Tanzgruppen und ließen auf dem Kirchberg die Fahnen der Östringer Karnevalsgesellschaft aufziehen. 

Bis zum Ende der „fünften Jahreszeit“ gehört jetzt beim Eintritt ins Rathaus ein lautes und vernehmliches „Wicker-Wacker hoi-hoi-hoi!“ zum guten Ton. Das ging schon gleich nach der Einnahme des Verwaltungsdomizils am Donnerstagabend los, als Belagerer und Belagerte noch lange in geselliger Runde zusammenblieben.

Odenheim

Odenheimer Elferräte räumten das Verwaltungs-Dschungelcamp im Rathaus 

Nibelungenburg wurde von der Karnevalsgesellschaft eingenommen 

Ganz im Stile ihres diesjährigen Fastnachtsmottos „Linsabauch am Flugzeugsteuer – Sturz ins Dschungelabenteuer“ hatten  die Elferräte der Odenheimer Karnevalsgesellschaft OKG am Faschingssamstag um 11.11 Uhr bei der Stürmung des örtlichen Rathauses mit dem Bären Balu auch pelzige Unterstützung aus dem Urwald aufgeboten. Wie die Gecken und ihr mit Pauken und Trompeten vielköpfig auf dem Vorplatz aufmarschiertes bunt kostümiertes Gefolge allerdings schnell merkten, war Schultes Felix Geider und seinem Odenheimer Statthalter Gerd Rinck, die sich in der Nibelungenburg verschanzt hatten, allein mit „Probier´s mal mit Gemütlichkeit“  nicht beizukommen. 

Für ihre närrische Revolte sahen die OKG´ler jedenfalls Gründe zuhauf, das machte Präsident Matthäus Wollfarth bei seinem Ultimatum zur Räumung des Rathauses lautstark deutlich. Zusammen mit Ehrenpräsident Günter Wippler und seinen Elferräten gab Wollfarth den Ortsoberen, die das bunte Treiben auf dem Vorplatz ganz gelassen von den Fenstern ihrer Gemächer aus verfolgten, unter anderem „Saures“ wegen der verfehlten Strategie der Stadt in Bezug auf Erderwärmung und Klimakrise. Die Geheimpläne der Verwaltung, Östringen in Zeiten eines rapide steigenden Meeresspiegels demnächst zum Nordseestrandbad samt Surfschule, Strandkorbverleih und Leuchtturm auf dem Schindelberg zu wandeln, wurden von der Odenheimer Narrenzunft jedenfalls rundweg als grober Unfug abgelehnt. Keinerlei Verständnis hatten die Gecken darüber hinaus auch für den zunehmenden Einsatz künstlicher Intelligenz in der Verwaltung und den Beleg dafür lieferte Ehrenpräsident Günter „Ulle“ Wippler gleich mit: „Wenn man im Rathaus anruft, wird man immer häufiger mit Alexa, Siri oder Cori verbunden!“

Und überhaupt: „50 Jahre Abenteuerin der Stadt Östringen sind genug!“, meinte OKG-Boss Wollfarth unter Anspielung auf die Kommunalfusion vor genau einem halben Jahrhundert und ließ sein närrisches Räumkommando das Dschungelcamp im Rathaus, in dem sich Bürgermeister und Ortsvorsteher mit Tropenhelm und Safari-Anzug verschanzt hatten, kurzerhand ausheben. In Ketten gelegt wurden die beiden zur Begeisterung des johlenden Publikums auf den Dorfplatz gezerrt und in närrischen Arrest genommen.

Zu den Klängen der Odama Katzbachgugga und des Musikvereins feierten die Elferräte, sämtliche Garden sowie die charmanten Harlekine der OKG mit den zahlreichen Schaulustigen noch lange und ausgelassen die erfolgreiche Einnahme des Rathauses und bejubelten stürmisch die nun bis Aschermittwoch in Odenheim geltenden närrischen Gesetze. 

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