Kürnbach wählt mit dem 24-Jährigen Moritz Baumann den jüngsten Bürgermeister Deutschlands ins Amt
1850 Wahlberechtige gibt es im Weindorf Kürnbach, pardon Schwarzrieslingdorf. Bei ungewöhnlichen 17 Grad an diesem ersten Märzsonntag sollte man meinen, dass es kaum Gründe geben dürfte, weshalb nicht ein guter Teil von Ihnen auch den Weg zur Wahlurne finden sollte. Tatsächlich war die Wahlbeteiligung ziemlich gut, wenn nicht sogar außergewöhnlich. Das Interesse im Vorfeld der Bürgermeisterwahlen hat aber auch nichts anderes vermuten lassen. 71,91 % der Wählerrinnen und Wähler gaben am Wahltag ihre Stimme ab – davon träumt man in anderen Kommunen nur.
Dabei lief dieser Wahlkampf keineswegs so ab, wie man es erwartet hätte. Herausforderer Moritz Baumann, zarte 24 Jahre alt und willens Kürnbach von sich und seinen Vorzügen als Gemeindeoberhaupt zu überzeugen, erkrankte mitten in der heißen Phase an einer Kehlkopfentzündung, war in der Folge auf den Flüstermodus beschränkt. Dennoch konnte er offenbar bei den Menschen im Kraichgau-Dorf punkten, entschied die Wahl am heutigen 03. März haushoch für sich. Der studierte Rechtspfleger erzielte mit 66,41 Prozent aller Stimmen nicht nur einen Achtungs- sondern einen regelrecht erdrutschartigen Überraschungserfolg. Von 1311 Stimmen entfielen 866 auf Baumann, der damit direkt im ersten Wahlgang zum neuen Bürgermeister der Gemeinde Kürnbach gewählt wurde und überdies damit zum jüngsten Bürgermeister Deutschlands. Amtsinhaber Armin Ebhart kam indes nur auf 437 Stimmen, ein herber Rückschlag für den gebürtigen Amberger, der 2016 als Nachfolger von Karl-Heinz Hauser die damalige Wahl für sich entschieden hatte.
Bei der Verkündung des offiziellen Wahlergebnis vor dem Rathaus brach die Menge in Jubel aus, die Feuerwehr ließ das Martinshorn erklingen, Musikverein und Gesangsverein spielten auf bzw. sangen aus vollen Kehlen. Applaus von überall her auf dem vollbesetzten Rathausplatz, auf dem sich gefühlt sämtliche Einwohnerinnen und Einwohner aus Kürnbach versammelt hatten. Unter den zahlreichen Gästen waren auch viele Bürgermeister-Kolleginnen und Kollegen aus benachbarten Gemeinden und mit Christian Jung und Ansgar Mayr sogar zwei Landtagsabgeordnete nach Kürnbach gekommen.
Im Video: Der Moment der Wahrheit – Wahlleiterin Tatjana Moor verkündet das Ergebnis und ein sichtlich glücklicher Moritz Baumann
Der von der Höhe seines Sieges sichtlich überraschte Moritz Baumann, der zusammen mit seiner Lebensgefährtin Anke Gropp die Verkündung der finalen Zahlen zusammen mit den Menschen aus Kürnbach abgewartet hatte, äußerte sich gegenüber Hügelhelden.de dankbar für einen fairen Wahlkampf. „Ich bin gerade wirklich einfach noch blatt von dem Wahlergebnis. Ich freue mich total, dass so viele Kürnbacherinnen und Kürnbacher wählen gegangen sind, dass sie mir ihr Vertrauen geschenkt haben. Ich freue mich darauf, in den nächsten Jahren zusammenzuarbeiten. Ich möchte mich auch beim Herr Ebhart bedanken für den fairen Wahlkampf und für seine bisherige Tätigkeit auch für Kürnbach. Ich glaube, wir kriegen auch die Übergabe sehr gut hin.“
Der unterlegene bisherige Amtsinhaber Armin Ebhart tauchte nur kurz vor dem Rathaus auf, gratulierte seinem Kontrahenten zum Sieg. Sicherlich ein schwieriger Gang, doch Triumph und Niederlage liegen an solch einem Abend traditionell eng beieinander. The Winner Takes It All um ABBA zu zitieren. Am 30. April hat der bisherige Bürgermeister seinen letzten Arbeitstag, sein Nachfolger und damit der jüngste Vertreter seines Berufstandes übernimmt am 1. Mai.
Das ist ja wirklich eine faustdicke Überraschung im beschaulichen Kürnbach. Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber schon einmal haben die Kürnbacher einen Neuling ins Amt gehoben, der viel von seiner Sympathie eingebüst hatte. Ich wünsche dem jungen Mann die notwendige Tatkraft und Energie.
Das gibt Hoffnung, dass auch in anderen Geimenden oder stattdessen Städten ein Neuanfang möglich ist.
Ich wünsche Herrn Baumann viel Glück, es wird keine leichte Aufgabe. Herr Ebhart hat viel erreicht, er war kein Jasager und hatte die Vereinen und anderen wichtigen Einrichtungen gegen sich. Viel Glück für die Zukunft.
Neu und jung heißt nicht gleich besser!
Gebt ihm doch erst mal etwas Zeit