Macht’s einfach draußen

|

Corona geht an der frischen Luft schnell die Puste aus und Hügelländer sind schließlich nicht aus Zucker

Mittlerweile dürfte es auch dem letzten klar geworden sein: Bei den Corona-Verordnungen zum Schutze der Bevölkerung, sind manche Städte und Regionen deutlich über das Ziel hinausgeschossen. Maskenpflicht auf Joggingstrecken, Verweilverbote auf Parkbänken und gesperrte Fluss- oder Seeufer entsprechen zwischenzeitlich längst nicht mehr dem Stand der Forschung. Erst vor wenigen Wochen hat die Gesellschaft für Aerosolforschung die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, wonach das Infektionsrisiko an der frischen Luft deutlich geringer ausfällt, als zuvor angenommen. In einem ARD-Interview gab dazu ein Forscher seine unzweideutige Einschätzung: “…Wenn man draußen ist und sich an der frischen Luft bewegt, dann ist die Gefahr bei Null.“

Zwischenzeitlich ist klar, dass die meisten Corona-Übertragungen höchstwahrscheinlich auf Aerosole, also virushaltige Flüssigkeitspartikel zurückgehen. In Innenräumen können sich diese Partikel lange in der Luft halten und verursachen deswegen hier die meisten Übertragungen, sind sich zwischenzeitlich zahlreiche Wissenschaftler sicher. Im Freien hingegen ist dieser Übertragungsweg deutlich unwahrscheinlicher, die Chance einer Infektion über Aerosole fällt hier laut dem Journal of Infectious Diseases rund 19-mal geringer aus. Durch Luftbewegungen und die schnelle Verteilung, können sich die ansteckenden Partikel nicht lange in ausreichenden Konzentrationen für eine Infektion halten.

Raus mit euch

War im Winter diese Option durch die kalten Temperaturen weitestgehend verwehrt, kann die Lösung für die kommenden Wochen daher nur lauten: Raus mit euch an die frische Luft, wann es geht und wo es geht. Das betrifft dabei noch nicht einmal nur den privaten, sondern auch den beruflichen oder gar den schulischen Bereich. Viele Schulen im Kraichgau verlegen in den nun immer wärmer werdenden Frühlingstagen ihren Unterricht, dort wo es eben möglich ist, ins Freie. So sieht man beispielsweise rund um das Bruchsaler Schönborn-Gymnasium häufiger Klassen auf der Wiese und unter den schattigen Bäumen lernen, die Schule verfügt über die entsprechenden Flächen auf ihrem altehrwürdigen Campus. Auch an der Kraichgau-Gemeinschaftsschule in Gondelsheim setzt man dieser Tage wo es geht auf Lerneinheiten an der frischen Luft. Bei der Sanierung der Schule wurden bereits vor Jahren entsprechende “Freiluftklassenzimmer” konzipiert. So kann eine ganze Klasse auf den rund um die große Trauerweide arrangierten Bänken Platz nehmen und dem Unterricht beschattet und sogar von Nieselregen geschützt folgen.

Openair Bürgerbüro in Gondelsheim

Nur etwa 200 Meter weiter unterhalb auf dem Gondelsheimer Rathausplatz, bedient sich auch die Gemeindeverwaltung des aktuellen Gebotes der Stunde. Statt die Bürger/innen einem Infektionsrisiko in den engen und geschlossenen Räumen der Ortsverwaltung auszusetzen, wurde die Bürgersprechstunde kurzerhand ins Freie verlegt. An- und Abmeldungen, Dokumentenkopien, Beratungsgespräche und Co. können hier zu den üblichen Sprechstunden – dann wenn das Wetter mitspielt auch komplett im Freien – oder wahlweise über das Fenstersims hinweg erledigt werden.

Selbstredend bringt auch der Aufenthalt im Freien keine 100-prozentige Sicherheit mit sich, wo gibt es die im Leben auch schon? Die Zahlen aber lesen sich äußerst beruhigend. So kam die irische Gesundheitsorganisation “Health Protection Surveillance Centre” in einer breit angelegten Untersuchung von Covid-Infektionen auf eine Übertragungsrate von nur 0,2% an der frischen Luft. Genauer: Von 232,164 erfassten Infektionen konnten nur 262 auf Übertragungen im Freien zurückgeführt werden.

Eingedenk dieser Erkenntnisse sollte daher für uns alle in den kommenden Wochen und Monaten gelten: Raus mit euch, wo immer es geht und wann immer es geht. Und wenn es mal ein bisschen nieselt? So what, wir sind schließlich nicht aus Zucker.

Vorheriger Beitrag

Innehalten im Alltag

Ungebetene Badegäste

Nächster Beitrag