Innehalten im Alltag

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Andrea Knauber ist nicht gerade das, was man eine erzkonservative Pfarrerin nennen würde. Im Kontakt zu ihrer Gemeinde setzt sie auf Nähe und Augenhöhe – hochtrabende und belehrend-moralische Predigten von der Kanzel herab, sind ihre Sache nicht. Wenn sie von den Menschen in ihrer Gemeinde in Bruchsal mit den Ortsteilen Unter – und Obergrombach spricht, dann fällt auch schon mal das verbindende Wort “Familie”, deren Präsenz Andrea Knauber genießt, die sie auch gerne einmal in die Arme schließt. 

Die Corona-Krise und all ihre Einschränkungen hat die in Bethel, Jerusalem und Heidelberg ausgebildete Seelsorgerin daher genauso kalt erwischt, wie so viele andere Menschen auch. Vom einen auf den anderen Tag wurde der Kontakt zur eigenen Gemeinde ungemein schwerer, Distanz musste die bis dahin gewohnten Nähe viel zu oft ersetzen. Pflegeheime schotteten sich ab, Schulen und Kindergärten schlossen – der Pfarrerin blieb streckenweise der Zugang zu ihren Gemeindemitgliedern verwehrt, auch zu jenen, die Nähe und Unterstützung in der Not gut hätten gebrauchen können. “Als Seelsorgerin die krasseste Situation die ich mir vorstellen kann” fasst Andrea Knauber die besonders schweren Tage der Krise zusammen und fügt hinsichtlich des einsamen Sterbens in den Heimen und Kliniken hinzu: “Daraus müssen wir lernen. Das darf uns nicht noch einmal passieren”. 

Angesprochen auf mögliche, göttliche Motive und Anteile dieser weltweiten Krise, gibt Andrea Knauber sofort und unerschrocken zurück: “Gott ist nicht für alles verantwortlich was geschieht”. Gott habe uns immerhin mit einem freien Willen ausgestattet, es sei unsere Aufgabe die Welt zu bewahren, so die Pfarrerin der Christusgemeinde, die abwechselnd Gottesdienste in Untergrombach und Obergrombach hält. Um zu verdeutlichen, was sie damit meint, gibt sie ein Zitat von Alfred Bengel wieder: “Gott hilft uns nicht am Leid vorbei, aber hindurch”.

Um die Menschen in ihrer Gemeinde auch während der Krise bestmöglichst zu erreichen, hat sich Andrea Knauber einiges einfallen lassen. Gottesdienste und Treffen im Freien, Hausbesuche, kleine Pakete zum Mitnehmen, Telefonandachten. Auch kurze Andachten mit dem Titel “Innehalten im Alltag” gehören dazu. Dabei handelt es sich nicht um klassische Gottesdienste, sondern vielmehr um eine Art geführte Meditationen mit religiösen und spirituellen Anteilen, aber auch Elementen von aktiver Körperarbeit und etablierten Meditationstechniken. Ihren “Bauchladen” nennt Andrea Knauber dieses Potpourri, dessen Ziel es sein soll, zur Ruhe zu kommen oder eben – wie der Name sagt – inne zu halten im Alltag. Daneben stehe auch das Gebet um Frieden immer im Mittelpunkt.

Willkommen zu diesen kleinen Andachten sind wirklich alle Menschen, egal welchen Glaubens oder welcher Konfession. Das nächste Treffen in der Gustav – Adolf – Kirche in Untergrombach ist für den 19. Mai um 19 Uhr angesetzt.

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