Königin von Kunst und Krempel

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Seit 23 Jahren bietet Margit Buzeczki am Rande Heidelsheims Altes, Kurioses und Rares feil

Gesehen hat das Antik-Center neben dem großen Supermarkt und dem ehemaligen Baumarkt an der B35 Höhe Heidelsheim garantiert jeder schon einmal. Unübersehbar steht die große Lagerhalle mit dem windschiefen hölzernen Anbau, umgeben von tausenden und abertausenden Gegenständen, an der viel befahrenen Bundesstraße. Seit weit über zwei Jahrzehnten herrscht hier Margit Buzeczki über ein ganzes Universum aus Kunst, Antiquitäten, Krimskrams und Krempel. Schon davor besaß sie viele Jahre lang ein entsprechendes Geschäft in der Bruchsaler Innenstadt, doch irgendwann platzte der kleine Laden aus allen Nähten. Am Rande Heidelsheim fand sie dann kurz vor dem Jahrtausendwechsel eine neue Bleibe und auch hier geht langsam aber sicher der verfügbare Raum zur Neige. Margit ist eben eine Sammlerseele – Kleinode, die manch anderer schon längst fatalerweise dem Sperrmüll übereignet hätte, setzen sie und ihr Mann gemeinsam wieder instand und in Szene für einen zweiten Frühling. Angefangen hat ihre Leidenschaft für Altes und Rares mit einer erklecklichen Sammlung alter Teddys, Stück für Stück wurde aus dem Hobby Berufung und schließlich mit dem Antik-Center auch Beruf.

In endlosen Reihen und Korridoren, stapeln sich die Artefakte aus allen Richtungen und Epochen bis zur Decke der einstigen Lagerhalle einer Bruchsaler Spedition. Möbelstücke, Bilder, Bücher, Skulpturen, Geschirr, Gerätschaften, Kunstvolles, Großes, Kleines, Altes, Bedeutendes und Banales – was auf den ersten Blick chaotisch wirkt, hat dabei durch und durch System. Margit kennt die eigenen Jagdgründe wie ihre Westentasche und weiß genau wo alles zu finden ist. In ihren heiligen Hallen gibt es unendlich viele Kostbarkeiten zu entdecken, die zudem beständig Neuzugänge verzeichnen – ein ständiges Kommen und Gehen. In seiner Werkstatt zu Hause richtet Margits Ehemann regelmäßig alte Möbelstücke wieder her und verleiht ihnen neuen Glanz, der Herkunft und Alter jedoch nicht verleugnet und das auch nicht will. Narben und Falten prägen den Charakter – das ist bei Menschen so und bei Antiquitäten nicht anders.

Um die große Halle herum sowie im hölzernen Anbau, finden sich jene Artefakte die entweder dem Wetter trotzen können oder die noch auf ihre Restaurierung warten. Viele Kunden schätzen tatsächlich die Herausforderung hier ein Möbelstück zu erwerben, das einer kompletten Frischzellenkur bedarf und eine echte Herausforderung für jeden begabten Handwerker ist. Wettergegerbt und aus den Fugen geraten, finden so auch vermeintlich hoffnungslose Fälle am Ende eine neue Heimat.

Wer beim Bummeln und Stöbern in Margits Reich – ein Vorgang für den man sich einige Zeit zugestehen sollte – am Ende fündig wird, der tritt am Ende mit der Chefin in Verhandlung. Handeln gehört für Margit dazu, wer ein faires Gegenangebot hat, der findet in ihr einen ebenso fairen Handelspartner. Wer allerdings von oben herab aggressiv zu feilschen gedenkt, der beißt sich an der erfahrenen Geschäftsfrau die Zähne aus. Ist man sich aber am Ende einig, kann der ergatterte Schatz direkt auf dem großen Parkplatz ins Auto verladen werden, bei sperrigen Objekten helfen Margit und ihr Mann nach Absprache auch gerne mit dem Transport aus.

Im Antik-Center geben sich Kunden von überall her die Klinke in die Hand, mittlerweile entdecken auch immer mehr Jüngere die Vorzüge des Alten und Bewährten, freut sich Margit sichtlich. Wer zum Beispiel einmal einen handgearbeiteten Schrank aus der guten alten Zeit sein Eigen nennen durfte, der wird nie wieder auf die billige Spanholz-Ware aus dem Möbelhaus zurückkommen. Ein echtes Stück Handarbeit hält auch noch nach 100 Jahren wie am ersten Tag und übersteht klaglos jeden Transport und jeden Umzug – das schafft bislang kaum ein günstiger Bausatz aus Skandinavien…

Alles kommt irgendwann wieder und so erlebt Margit derzeit ein Revival und eine steigende Beliebtheit alter Möbelstücke. Pastellfarbene Küchenschränke aus den 50ern, kleine Nierentische oder handgearbeitete Weichholzmöbel aus dem vorletzten Jahrhundert steigen wieder in der Gunst der Kunden. Gutes wird eben niemals wirklich alt und so wird auch Margit, trotz ihrer 70 Jahre, weiterhin im Amt bleiben – als Bruchsals einzige und wahre Königin von Kunst und Krempel.

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