Im Walzertakt ins neue Jahr

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Blick zurück (und) nach vorne beim Neujahrsempfang der Stadt Kraichtal

Die Vergangenheit Revue passieren lassen, die Zukunft fest in den Blick nehmen. So ist das von jeher Tradition auf den Neujahrsempfängen der Städte und Gemeinden, die sich dieser Tage terminlich die Klinke in die Hand geben. Am gestrigen Sonntag war es an der Stadt Kraichtal, ihre Bürgerinnen und Bürger im neuen Jahr willkommen zu heißen. Das Privileg einer Bestandsaufnahme fällt dabei klassischerweise dem Gemeindeoberhaupt – in diesem Fall Bürgermeister Tobias Borho zu. Nach ausgiebigen Dankesworten mitunter an die Vertreter der Vereine, der Feuerwehr, der Rettungsdienste, des Gemeinderates und an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung, ließ Borho das zurückliegende Jahr Revue passieren. Vor vollem Haus in der Mehrzweckhalle Münzesheim und prominenten Gästen wie den Landtagsabgeordneten Andrea Schwarz, Ansgar Mayr und Christian Jung sowie Amtskollege Thomas Nowitzki aus Oberderdingen sprach er über das zurückliegende Jahr und alles was es für die Stadt ausgemacht hat.

Besonders hervorzuheben wäre hier das zurückliegende Jubiläum zum 50. Jahrestag des Zusammenschlusses der neun ursprünglichen Gemeinde zur Stadt Kraichtal, die erfolgreiche Premiere des wiederbelebten und gemeinschaftlich durch die Vereinslandschaft betriebenen Schlosscafes in Gochsheim (die neue Saison beginnt voll ausgebucht am 5. Februar) sowie die Erschließungen der Neubaugebiete in Neuenbürg und Menzingen. Makropolitisch nahm der Bürgermeister den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und dessen folgenschwere Herausforderungen in den Fokus und hob dabei die außergewöhnliche Hilfsbereitschaft der Bevölkerung bei der Versorgung und Unterbringung der Geflüchteten hervor. Sein Dank galt dabei all jenen, die “aus Nächstenliebe und Mitgefühl Haus und Herz geöffnet haben”. Die Stadt selbst hat im vergangenen Jahr kurzfristig die alte Grundschule in Landshausen als Begrüßungszentrum für die Aufnahme von Geflüchteten bereitgestellt.

Bezogen auf die kommunalpolitische Situation appellierte Tobias Borho an die anwesenden Landtagsabgeordneten, sich dafür stark zu machen, der überproportionalen Belastungen der Städte und Gemeinden durch einen ständigen Zuwachs an Aufgaben ein Ende zu setzen. Borho kritisierte die Aufgabenumverteilung “von oben nach unten”, sieht die Belastungsfähigkeit der Verwaltungen auf kommunaler Ebene längst überschritten. Ein Standpunkt den er im Schulterschluss mit vielen Kolleginnen und Kollegen sowie Landrat Dr. Christoph Schnaudigel teilt.

Beim Ausblick auf das nun begonnene, neue Jahr 2023 fasste sich der Bürgermeister kurz, schließlich verfüge er nicht über eine Kristallkugel, so Borho. Zu den großen Projekten der kommenden Monate zähle unter anderem der Bau des neuen Kindergartens am Unteröwisheimer Gaisberg, wo die ursprünglich geplante Ansiedlung der sogenannten Hoffnungshäuser noch in der Planungsphase gescheitert war. Stattdessen soll nun hier in Trägerschaft des CVJM eine neue Kita entstehen, zudem sind auf dem Areal 24 Wohnungen unter kommunaler Bauherrschaft geplant.

Zum Themenkomplex Verkehr erneuerte der Bürgermeister seine Forderungen an die Landespolitik die Umsetzung des Bruchsaler Ostastes der B35 zu forcieren und sich nicht von “Nebelflechterei” wie einer Untertunnelung Bruchsals, Flugtaxis oder ähnlichem ablenken zu lassen, so Borho. Des Weiteren stellte er die Einführung eines Kraichtaler Bürgerbusses in Aussicht, sowie die Errichtung von Mitfahrbänken in allen neun Stadtteilen.

In Sachen Umweltpolitik kündigte Borho die finanzielle Förderung von sogenannten solarbetriebenen Balkonkraftwerken durch die Stadt an und verwies auf die innovative Möglichkeit durch die Kooperation der Stadt mit dem Klima-Start-up FÜNF Prozent niederschwellig einen Energie-Steckbrief für die eigene Immobilie zu erstellen. Als unzureichend bezeichneten hingegen Vertreter der “Projektgruppe Klima des bürgerschaftlichen Engagements Kraichtal” die klimapolitische Ausrichtung der Stadt, die in Eigenregie den Neujahrsempfang zum Anlass genommen hatten, mit einem Infostand vor der Mehrzweckhalle auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Er habe nicht das Gefühl, dass der Klimaschutz Priorität auf der städtischen Agenda genieße, so Hubert Ernst von der Projektgruppe und auch der Unteröwisheimer Gymnasiallehrer Reiner Oberbeck versuchte mit einem visualisierten Zeitstrahl die zunehmende Erderwärmung und die sich daraus ergebenden Folgen auf Mensch und Natur ins Bewusstsein der Gäste des Empfangs zu rufen.

Künstlerisch untermalt wurde der Neujahrsempfang der Stadt Kraichtal 2023 durch den Männergesangverein Münzesheim und filigrane Choreographien der Ballettgruppe von Joyce Filsinger, deren Schützlinge die Kraichtalerinnern und Kraichtaler unter anderem mit einem Neujahrswalzer in 2023 willkommen hießen. Mit Segenswünschen “für unsere Stadt und unsere geliebte badische Heimat” schloss Bürgermeister Tobias Borho den offiziellen Teil des Tages und leitete mit dem traditionellen Anschnitt der großen Neujahrsbrezel zum lockeren Stehempfang und gegenseitigem Austausch über.

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25 Gedanken zu „Im Walzertakt ins neue Jahr“

  1. Schöne Bilder, schöne Worte…alle Jahre wieder…
    Indes an Taten fehlt es.
    Anstatt die Probleme Klima und Verkehr konsequent und wirksam anzugehen, ergeht man sich als Schöpfer von Neubaugebieten.
    Und jammert wegen Überlastung der Verwaltung.
    Was müssen die zahlenden und auch überlasteten BürgerInnen dabei denken…
    Alle Jahre wieder…

  2. Wenn Sie das Thema Klima angehen wollen müssen Sie zuallererst nach Peking und Dehli fahren und nicht in irgendein Dorf in Südwestdeurschland.

  3. Liebe Negativmenschen. Hört doch bitte auf, ständig das Haar in der Suppe zu suchen, sondern geht mit positiver Energie an die Herausforderungen unserer Zeit. Lasst euch zum Gemeinderat wählen, packt an, setzt um. Uns geht es vergleichsweise immer noch super. Ich empfehle einen Ausflug in andere Teile der Welt. Also Augen auf, sachlich bleiben und nicht nur herummäkeln. (Ein ehemaliger Kraichtaler).

  4. Schöne Beräge…und typisch Kraichtal!
    Sollen erst mal die anderen ran, z.B. China.
    Und wir machen grad so weiter, siehe Neubaugebiete und Verkehr.
    Dabei verursacht fast niemand pro Kopf mehr als die Deutschen (Co2, Verpackungsmüll, Kunstoff etc…). Und da hat sich in 30 Jahren nix geändert!
    Hier auch nicht, im Gegenteil.
    Sieht aber alles toll aus hier. Um den Dreck kümmern sich ja andere.
    Aber bestimmt nicht die im Gemeinderat oder in den Verwaltungen.
    Allenfalls ums Schönschwätzen oder Schöndarstellen.
    Weiter so…

  5. Hallo „Nico Laus!!
    Oder soll ich sagen „lieber Schön(red)mensch“?
    „Positive Energie“ allein bringt gar nichts, wenn diese nicht eingesetzt werden kann und will.
    Um etwas zu ändern, müssen die Tatsachen berücksichtigt werden.
    Und dann immer die Vergleiche. Klar, im Vergleich „geht es uns immer noch super“.
    Was ist denn der Vergleich? China, Afrika…Teile dieser Welt, auf deren Kosten wir seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten leben?
    Man kann immer einen schlechten oder schlechter werdenden Zustand mit einem noch schlechteren irgendwo auf dieser Welt relativieren.
    Nur ändern tut sich damit nichts!
    Und das hat mit „Herummäkeln“ nichts zu tun.
    Es ist einfach so!

  6. Tja,, es gibt eben Leute die ihre Augen gerne vor der Realität verschließen. Die Realität ist Deutschland steht vor einem wirtschaftlichen Zusammenbruch (Zitat Habeck) Und NEIN, da ist der Russe nicht Schuld. Sondern der Kinderbuchautor, der von Wirtschaft so viel versteht, wie eine Kuh vom Twist tanzen. Deshalb wurde ein „Fachmann“ von Black Rock ins Ministerium geholt.
    Ich mäkle nicht herum, sonder bleibe bei der Wahrheit.

    • Genau! Und so was bräuchten wir hier im Rathaus und Landratsamt auch!
      Da gibt es genug Dampfplauderer, die nur Twist tanzen!

  7. Also das mit der „Überlastung der Verwaltung“ verstehe ich nicht.
    In Rathaus und Landratsamt waren noch nie soviele „Leute“ „beschäftigt“. Dazu kommt die “ Digitalisierung“, sprich BürgerInnen müssen immer mehr online selbst machen und dabei dennoch immer höhere Gebühren entrichten.
    Soviel zum Thema „von oben nach unten“!
    Und einmal im Jahr (widerwillig) einen(!) Klimatag veranstalten (lassen) oder nach Jahrzehnten ein paar 30er Schilder aufzustellen (ohne deren Einhaltung richtig zu kontrollieren) heißt noch lange nicht, dass was gemacht geschweige denn was geändert oder bewirkt wurde.
    Nur weiter so mit der „Einseiferei“ der BürgerInnen…

  8. Kritik hat nichts mit „Negativmenschentum“ zu tun.
    Schon gar nicht, wenn diese sachlich und begründet ist.
    Wenn sich aber gar nichts tut oder nur so getan wird, als täte man etwas, dann muss man sich nicht wundern, daß „positive“ Energie versiegt…

  9. Herrlich. Der Artikel ist top, wer hier sich hier am Inhalt stört, der hätte am Sonntag vor Ort das direkte Gespräch suchen können.

    Was den CO2 Ausstoß betrifft…da sollten sich die Leute hier mal informieren, wo sich der CO2 Ausstoß seit 1990 wie verändert hat…natürlich können wir mehr tun, aber natürlich können wir hier durch unser Verhalten auch dazu beitragen, dass es in anderen Ländern besser wird…fangen wir doch damit mal an und kaufen unser Zeug von hier, statt aus tausenden Kilometern entfernt. Kaufen Autos, wie sie sind…das wissen ja viele gar nicht, die so ein Fernost-Auto fahren…die werden vielfach nach einem Muster gebaut und dann hier an die örtliche Bestellung angepasst. Heißt: will jemand ne andere Ausstattung (fängt beim Radio an), dann fliegt das ab Werk verbaute raus in die Tonne und das höherwertige Produkt wird eingebaut…super nachhaltig! Hauptsache ein tolles Hybridauto oder vermeintlich tolles für die Umwelt…und die Schiffe, welche die Fuhrwerke hier her schippern, die fahren ja auch mit Segeln.

    • Also das mit dem „raus in die Tonne“ und das „höherwertige Produkt einbauen“ halte ich für ein Gerücht.

  10. Hat ja niemand gesagt, dass der Artikel schlecht ist.
    Nur das, was hier abgeht und wie hier selbstbeweihräuchert wird.
    So tun, als täte man was.
    Das Geblubber wiederholt sich seit Jahren.
    Vielen von dem „Zeug von hier“ kommt ja gar nicht von hier, siehe auch die deutschen Autos.
    Muss man nur mal offenen Auges unter die Haube schaun.
    Und was soll sich beim CO2-Austoß getan haben?
    Mehr ist es geworden, wie der Verkehr auch hier.
    Und anstatt mal hier was für die Energieversorgung zu tun, lässt man sich beliefern.
    Auch mit Strom aus Kohle, die aus Australien kommt. Und das sind andere Tonnagen, als die bösen Autos aus Fernost (die übrigens noch nie durch Abgasbetrug aufgefallen sind).
    Aber die Kohle kommt bestimmt mit Segelschiffen…

  11. Die klimapolitische Ausrichtung der Stadt ist nicht nur unzureichend.
    Inkompetent, untätig und peinlich wäre zutreffender.
    Klare Position für längst überfällige Projekte: Fehlanzeige.
    Vorgeschickt werden immer nur andere. Die sollen mal machen und zahlen.
    Wo soll denn da eine Vorbildfunktion erkennbar sein?

  12. „Klimapolitische Ausrichtung“ – hört sich gut an, aber was genau ist darunter zu verstehen ?
    Stadtradeln ? Ist das ein überfälliges Projekt ?
    Sollte es andere ERNSTZUNEHMENDE geben bitte ausführlich informieren (betrifft Hügelhelden).
    Östringen hat Fernwärme welche die Bevölkerung nicht will. Kraichtal ?
    Fahre ich hier (Waghäusel) durch die Stadt begrüßen mich riesige Schilder – „ERNEUERBARE JA, GEOTHERMIE NEIN“ – ich frage mich was dieses seltsame Volk eigentlich will.
    Kern-/Kohlestrom nein, Windenergie nein, Erdwärme nein – nein nein und nochmal nein. Von was wollt ihr eigentlich leben ?

  13. Richtig! Da geht gar nix in Kraichtal. Kaum Ladestationen für Elektroautos, keine umweltfreundlichen Busse, kein Verkehrskonzept, kein Energiekonzept.
    Die Hoffnung, dass alles so bleiben kann, wie es ist, stirbt zuletzt.
    Aber sie stirbt!

  14. Kraichtal, wo sind denn die konkreten Pläne für eine lokale Energiewende?
    Wo ist das längst überfällige (Anti-)Verkehrskonzept,?
    Wo sind die Pläne für Begrünungen innerhalb der Ortschaften zum Schutz vor Sonne und Hitze?
    Wo sind die Pläne für Wasserspeichermöglichkeiten oder zur Nutzung von Regenwasser?
    Wo ist sie denn, die Vorbildfunktion der öffentlichen Stellen, was z.B. Nutzung von Gebäuden oder alternativen Bewegungsmitteln angeht?
    Wo sind die Pläne für ökologisch sinnvolle Gebäudenutzung oder Erstellung?
    Nichts! Nur Dampfplauderei und Schönrednerei.
    Traurig!

  15. Ich finde, Bürgermeister, Stadtverwaltung und Landratsamt sollten mehr im Kopf haben als Planung von Neubaugebieten und Ansiedlung von Industrie.
    Beides hat nur noch mehr Verkehr zur Folge.
    Und das alles, ohne ein flächendeckendes Konzept zu haben.
    Eigentlich unglaublich. Und wir müssen das alles noch bezahlen!

  16. Grad kam’s in der Tagesschau: Deutschland gehört zu den Schlusslichtern im Erreichen der Pariser Klimaschutzziele.
    Wundert mich gar nicht, wenn es überall so läuft wie in Kraichtal.

  17. Wenn ich das alles lese, was hier alles geplant wird, wirds mir schlecht!!!
    Anstatt das höchste und schönste Gut, das es hier gibt, zu schützen und bewahren, plant man den Ausverkauf.
    Schade, dass ich hier soviel Arbeit und Geld investiert habe.
    Damit hätte ich auch von weit weg her fahren können, die Noch-Landschaft genießen können und dann wieder wegfahren können.
    So wie es jetzt geplant und kommen wird.
    Ach ja, und den Müll kann man dann auch gleich hier lassen.

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