Eine Kraichgau-Special-Kraxel-Tour für alle die gerne aufwärts wandern
Unsere Heimat, unser Kraichgau ist ein wirklich fruchtbares Land. Kein Wunder, dass jeder freie Quadratzentimeter mit Feldern aller Arten überzogen ist, der Ackerbau ist in unserer Ecke der Welt eben durchaus lohnenswert. Das hängt natürlich mit unserer speziellen Art von Boden zusammen, besonders der Löß ist in unseren Breitengraden überall dort zu finden, wo wir gehen und stehen.
So fruchtbar der Löß auch sein mag, einen stabilen Untergrund bietet er nicht. Deshalb hat der weiche Wald- und Feldboden unter der jahrhundertelangen Belastung durch den Menschen, seine Tiere und seine Fahrzeuge, auch Stück für Stück nachgegeben. Rumpelnde Wagenräder, Ochsenkarren und unzählige Huf- und Stiefel-Tritte, haben die Straßen und Wege im Kraichgau immer tiefer in den Boden einsinken lassen. Der Regen und im Frühjahr das Tauwasser, sammelten sich in diesen Furten und spülten um so mehr des feinen Sediments davon. Auf diese Weise bildeten sich über Jahrhunderte hinweg unsere Hohlwege – ein Prozess der übrigens auch noch heute in Bewegung ist.
Wenn unsere Heimat über irgendeine Art von Wahrzeichen verfügt, dann sind es sicherlich diese Hohlwege. Überall ziehen sie sich – mal kleiner, mal größer, mal sanfter, mal tiefer – durch unser Hügelland. Wer sie erkunden möchte, für den haben wir heute eine nicht allzu lange, dafür aber anspruchsvolle Wanderung zusammengestellt. Sie brauchen dafür gutes, stabiles Schuhwerk und ordentlich Kondition – mitunter ist der Anstieg recht steil. Für Menschen die schlecht zu Fuß unterwegs sind, empfiehlt sich diese Runde nicht, viele Hohlwege sind durch die Aushöhlung des Wassers nur mit einigem Geschick begehbar.
Wir starten unsere kleine Tour am Friedhof in Zeutern. Hier lässt sich ein Parkplatz für das Auto finden, alternativ ist Zeutern aber auch bequem an die Stadtbahn angeschlossen. Wenn Sie nun aufwärts blicken, sehen Sie bereits das Zeuterner Himmelreich, das erste Etappenziel unserer Wanderung. Dorthin bringt uns fast auf direktem Wege die Hirschhohle, ein echtes Prachtexemplar eines Hohlweges, zudem gespickt mit allerlei Informationstafeln, die über die Beschaffenheit, die Herkunft und die geologische Geschichte der Hohlwege informieren. Aber vorsicht – s’isch steil, man! Da die Hohlwege – wie auch in den letzten Jahrhunderten und Jahrtausenden weiterhin damit beschäftigt sind tiefer zu werden – dürfen Sie hier nicht mit einem durchweg passierbarem und gut ausgetrampeltem Pfad rechnen. Die schmalen Furten sind durchzogen mit tiefen Rinnen, in denen bei Regen das Wasser talwärts schießt. Hier kann man sich problemlos den Knöchel verknacksen, deswegen achten Sie immer auf ihren nächsten Schritt. Die Hirschhohle ist etwas tückisch, immer dann wenn sie glauben endlich ganz oben zu sein, führen nur zwei bis drei Meter über ein kleines Plateau und auf der anderen Seite öffnet sich bereits der nächste Abschnitt der Hohle bergaufwärts.
Irgendwann ist dann aber auch der letzte, steile Aufstieg geschafft und sie stehen auf einem der schönsten Flecken Erde im Kraichgau – dem Himmelreich zwischen Zeutern und Oberöwisheim. Wenn Sie sich ein paar Meter nach links wenden, treffen sie auf die Himmelreichhütte, ein Rastplatz mit Weitblick bis in die Rheinebene hinein. Geradeaus, unserer Route folgend, stoßen sie auf die Brandwaldhütte, ebenfalls ein wunderbarer Rastplatz, auf dem nach Voranmeldung auch gegrillt werden kann und der eine große Hütte für gesellige Runden bietet. (Zumindest dann wenn, na ja, sie wissen schon…).
Nach ihrer Verschnaufpause folgen Sie einfach dem asphaltierten Weg weiter in Richtung Unteröwisheim. Wenn sie auf der rechten Seite eine Haltebucht für Fahrzeuge sehen, können Sie links davon einen Grasweg durch ein Feld entdecken. Dieser Weg ist eine feine Abkürzung unserer Strecke durch ein wunderschönes, idyllisches Stück Natur – inklusive zweier, kleinerer Hohlen. Sollten Sie die etwas versteckt liegende Einmündung nicht finden, folgen Sie einfach dem asphaltierten Weg auf unserer Karte weiter Richtung Unteröwisheim, biegen dann nach links am Rande des Höhenkamms nach Oberöwisheim ab. Auch dieser Weg führt sie zuverlässig an den Fuß des Mausbergs, wo sich eine der schönsten Hohlen im ganzen Kraichgau befindet.
Die Galgenhohle sollten Sie mit allen Sinnen genießen. Sie liegt, tief eingekerbt im wild überwucherten Lössboden. Über 13 Meter ragen rechts und links die erdigen Wände nach oben, im Sommer umschlingen ineinander geflochtene Bäume das Dach der Hohle. Ein einmaliges Naturerlebnis, das man gesehen haben muss. Bitte gehen Sie respektvoll mit der Natur um, bleiben Sie auf dem Pfad, klettern sie nicht an den Wurzeln und gönnen Sie den vielen Tieren, die hier ihren Lebensraum haben ihre Ruhe.
Wenn Sie die 180 Meter lange Hohle hinter sich gebracht haben, wandern Sie durch den herrlich grünen Grasweg, der ein bisschen an das Auenland aus Herr der Ringe erinnert. Hier treffen Sie auf eines der schönsten Hügelsofas überhaupt: Der Ausblick, die Stille und unter ihnen das weit offene Hügelland sorgen für Glücksgefühle und tiefe Entspannung. Die Chance hier auf einen Hügelhelden-Redakteur zustoßen, fällt je nach Tageszeit ziemlich hoch aus ;-)
Wenn Sie diesem wunderschönen Wegabschnitt noch etwas folgen, gelangen sie irgendwann an einen Waldrand, an dem sie sich nach rechts orientieren und dort wo Kraichtal und Ubstadt-Weiher aufeinandertreffen erneut das Himmelreich betreten. An der Himmelreichhütte finden Sie direkt hinter dem Sitzplatz einen kleinen, ins Tal führenden Pfad. Diesem ausgewiesenen Natur- und Erlebnispfad folgen Sie eine Weile bis sie entweder auf die Engelterhohle stoßen oder wahlweise nach links in den Barfußpfad wechseln, der nach einigen Metern wieder in die Hirschhohle mündet. In beiden Fällen gelangen sie aber zurück nach Zeutern und damit zu ihrem Ausgangspunkt.
Vielen Dank für die immer wieder tollen Wander- und Ausflugstipps. Ich könnte auch noch einen dazu beisteuern: Rund um Gochsheim. Wie wärs?
Aber gerne