Damit im Bruchsaler Sasch das Wasser klar und sauber und die Sauna mollig warm bleibt, braucht es eine gigantische Maschinerie im Untergrund. Ihr Herr und Gebieter ist Schwimmmeister Udo Hiller.
von Stephan Gilliar
So ruhig ist es in der Bruchsaler Sauna bei keinem meiner vielen Besucher jemals gewesen. Man könnte die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören, lediglich aus der Ferne ist das Lachen und das Planschen der Freibad-Gäste zu hören, ansonsten scheint die Zeit still zu stehen. Dunkelheit gähnt Udo Hiller und mir aus den Saunen und Duschen entgegen, als wir durch die Wellnessanlage des Sasch spazieren. Überall stehen Putzutensilien, liegt Werkzeug verstreut, noch wird an der Anlage gearbeitet. Doch es sind nur die letzten Handgriffe der alljährlichen Revision, die es noch zu erledigen gilt – in ein paar Stunden kommen die Putztrupps und bringen die Sauna wieder auf Hochglanz, schließlich soll es bereits am heutigen Montag wieder losgehen. Obwohl draußen noch hochsommerliche Temperaturen herrschen, öffnet der Wellnessbereich im Sasch schon heute, morgen folgt dann das Hallenbad. Es ist eine ganz besondere Woche für das Team der Bäderlandschaft, denn dass alle drei Einrichtungen – Sauna, Hallenbad und Freibad – gleichzeitig geöffnet sind, das geschieht äußerst selten. “Da brauchen wir das gesamte verfügbare Personal“, erzählt Udo Hiller, erfahrener Schwimmmeister und technischer Betriebsleiter hier im Sasch.
Mit seiner Crew ist er schon seit Tagen im Dauereinsatz, um die während der Sommersaison stillgelegte Anlage wieder hochzufahren und zum Leben zu erwecken. Allein das Befüllen der beiden großen Becken des Hallenbades dauert mehrere Tage. Damit im öffentlichen Wassernetz die Fließgeschwindigkeit nicht überproportional zunimmt, müssen die mehrere hundert Kubikmeter fassenden Becken vergleichsweise langsam befüllt werden. 4 Tage und vier Nächte läuft das Wasser ein, bis es die gewünschte Höhe erreicht hat. Zumindest muss bei den noch hohen Außentemperaturen nicht geheizt werden um die Beckentemperatur von 12 Grad auf die gewünschten 28 Grad zu bringen – das erledigt die Sonne, die auf die großen Panoramafenster fällt, dankenswerterweise in diesem Jahr zum Nulltarif. Darüber freut man sich bei den Stadtwerken Bruchsal ohne Zweifel denn die hohen Energiekosten sind die Achillesferse einer solchen Anlage. In der weitläufigen und riesigen Betriebsebene im Untergrund des Sasch stehen zwei riesige Blockheizkraftwerke, die die benötigte Wärme und die Elektrizität mittels Gasturbinen erzeugen. Wie sich die Gaspreise in den letzten Jahren entwickelt haben, muss an dieser Stelle wohl kaum näher erläutert werden, darüber kann jeder, der eine Gasheizung zu Hause hat, ein deprimierendes Liedchen singen.
Stolz erläutert Udo Hiller jede der komplexen technischen Einrichtungen in seinem unterirdischen Reich, zeigt mir wie die gigantischen Wärmetauscher funktionieren, wie moderne Elektronik die Flusssteuerung der gesamten Anlage übernimmt und wie die Umwälzpumpen das Wasser in den großen Becken im Innen- und Außenbereich beständig in Bewegung halten. Nicht minder beeindruckend ist die schwere Hydraulik, die den Beckenboden im Hallenbad samt des tonnenschweren Wassers auf und ab bewegen kann. Hinter Udo liegen arbeitsreiche Tage, die Revision umfasst eine ellenlange Checkliste, die es akribisch abzuarbeiten gilt. Malerarbeiten, Austausch von Fliesen und Fugen, Wartung der Duschen, der Pumpen und Filter sowie der Umwelt- und Druckluftsysteme.
Udo kennt die Anlage wie seine Westentasche, weiß wo jeder der unzähligen Leitungen hinführt, wofür jeder Hebel und jede Kurbel gut ist. Gebaut wurde das ursprüngliche Bruchsaler Hallenbad schon vor 51 Jahren, anno 1972. Zur Jahrtausendwende folgte dann die komplette Neugestaltung der Anlage. Vom alten Bad blieb allenfalls die Grundstruktur erhalten, der Rest wurde komplett neu gestaltet inklusive Freibad und Saunaanlage. Doch seit diesen Tagen ist nun auch schon fast ein Vierteljahrhundert ins Land gezogen – viele Wellnesseinrichtungen im Umland sind deutlich jüngeren Datums. Mit XXL-Saunen wie beispielsweise der Thermenlandschaft in Sinsheim will und kann man in Bruchsal aber nicht mithalten. “Muss man auch nicht“, sagt Udo, „viel zu groß, bei uns ist es gemütlicher”. Die Bruchsaler Sauna hat längst ein treues Stammpublikum, Kunden die die vergleichsweise niedrigen Tagessätze zu schätzen wissen und sich daher nicht nur ab und zu sondern ganz regelmäßig hier erholen.
Die Revision während der Sommerpause betrifft natürlich auch den Saunabereich, auch hier gibt es jede Menge kleiner und großer Arbeiten zu verrichten. Vor allem das Holz der Sitzbänke muss abgeschliffen und tiefengereinigt werden, Brusler Schweiß kann hartnäckig sein. Auch die Steine in den Saunaöfen müssen ausgetauscht werden, durch das beständige Abkühlen und Erhitzen werden diese irgendwann porös und fangen an zu bröckeln. Ob in der Farblichtsauna immer noch die uralte CD mit dem immer gleichen Panflöten-Solo läuft, möchte ich augenzwinkernd wissen und Udo lacht “Da haben wir mittlerweile mal was Neues besorgt”.
Apropos Neues.. während es in den vergangenen Jahren immer mal wieder ein kleines Upgrade in der Saunalandschaft gegeben hat, bleibt in dieser Saison alles beim Alten, alles so, wie man es kennt. Doch natürlich geht auch am Bruchsaler Sasch die Zeit nicht unbemerkt vorüber, das weiß auch Udo. Immer mal wieder etwas Neues, das hält die Kundschaft bei Laune, schließlich gibt es ja im direkten Umland auch ein paar Mitbewerber, die nicht auf den Kopf gefallen sind. Auch im Sasch überlegt man daher, mit welchen Neuanschaffungen man die Sauna aufwerten könnte. “Mol gugge, was neu isch uffm Markt” gibt sich Udo optimistisch.
Das bereits diese Woche die Bude voll ist, davon geht Udo allerdings nicht aus, schließlich herrscht draußen noch spätsommerliche Hitze. Doch er weiß genau, spätestens wenn die ersten kalten Tage des Herbstes im Kraichgau Einzug halten, dann sehnen sich seine Brusler sofort nach Wärme und strömen ins Hallenbad und in die Sauna des Sasch. Dass sie es hier schön warm, mollig und gemütlich haben, dafür sorgt selbstverständlich Udo, darauf kann man sich verlassen.