Ein kleiner Liebesgruß zum 1250. Geburtstag und ein Ausblick auf das Programm zum anstehenden, großen Jubel-Wochenende
Liebe Oweroisa, ich hoffe ihr wisst, wie gut ihr es habt. Nach unserem Dafürhalten, lebt ihr in einem der schönsten Dörfer des ganzen Hügellandes. Es sind unzählige Kleinigkeiten, die uns zu dieser Erkenntnis bringen, bei einem nichtssagend pauschalen “Es ist doch so schön hier”, möchten wir es ganz bewusst nicht belassen. Zeit für ein liebevolles „Happy Birthday“
Da wäret zuallererst einmal ihr, liebe Oweroisa. Kraichgauer Originale, wie sie im Buche stehen. Verschroben, individuell, eigensinnig, dickköpfig und liebenswert. Zum Beispiel der Rudi, den alle nur Krummholz nannten, weil er früher als Wagener Holz zu Wagenrädern geformt hat. Oder die Birgit, die auf ihrem kleinen Hof zwei Esel-Damen beherbergt und gerne mit den beiden durch die Landschaft wandert. Unvergessen auch der “Lamo” der früher hier einmal mitten im Dorf einen waschechten Kult-Erotik-Nachtclub auf die Beine gestellt hat, gegen jede Wette und jede Wahrscheinlichkeit. Es gibt so viele Gesichter, Namen und Geschichten in Oberöwisheim, dass wir sie hier unmöglich alle aufzählen können. Der Björn, der aus Platzgründen einen Backofen auf der Straße vor seiner Bäckerei errichtet hat, der Roland, der auf dem Berg eine eigene Sternwarte aus dem Boden gestampft hat, der Jörg, der als Nachbarin Birgit den kleinen Tante Emma Laden aufgeben musste, kurzerhand seine Metzgerei zu einem Dorflädle erweitert hat oder der Alfons, der alles und jeden im Dorf kennt und die ganze Geschichte seiner Heimat auf einer eigenen Webseite zusammengeschrieben hat.
Oberöwisheim ist ein Ort, der lebendig ist, der einen eigenständigen Geist besitzt, der lebt und atmet. Nicht zuletzt durch die Menschen die ihn prägen, die hier wie eh und je Seite an Seite stehen. Wann immer sie können, kommen sie zusammen, tratschen, klatschen, lachen, trinken ein Bier….oder zehn. In der kleinen Kneipe, am Wochenende hin und wieder im immerjungen “Palm Beach”. Hier ist die Welt tatsächlich noch ein bisschen wie früher, bevor alles groß und überschaubar wurde, über jede Grenze hinweg zusammengewachsen ist. Oberöwisheim ist eine der letzten intakten Zeitblasen, die sich dem Drängen und Wirken der immer schneller werdenden Welt (noch) zu entziehen versteht.
Wer durch Oberöwisheim schlendert, fühlt sich hier und da wie aus der Zeit gefallen – das tut richtig gut. Hier finden sich noch alte Ziehbrunnen, hier picken Hühner tiefenentspannt auf der Gasse nach Körnern, hier sieht man Reiter über die Felder ziehen und Traktoren ihren Dienst verrichten, die anderswo schon im Museum stünden. Abgerundet wird diese Idylle, durch das herrliche Fleckchen Land, das Oberöwisheim in seiner Mitte weiß. Der kleine Kraichbach, der lautlose Pfannwaldsee, die Galgenhohle, der alte Judenfriedhof an seinem Hang im Walde, das alte Schloss, der Amtshof, die Zehntscheuer oder die wunderschöne Appenmühle… sie alle sind nur kleine Puzzleteile im wundersamen Gesamtbild Oberöwisheims.
Eigentlich hätte Oberöwisheim, genauso wie seine tiefer gelegene Schwester Unteröwisheim, schon vor zwei Jahren seinen 1250. Geburtstag begangen. Wegen Corona mussten die Feierlichkeiten jedoch abgesagt werden, zu schwierig wäre die Durchführung inmitten der Unsicherheiten der Pandemie gewesen.
Doch verschoben ist Gott sei Dank nicht aufgehoben und so soll nun am Wochenende endlich in Oweroise gefeiert werden!
So word am kommenden Sonntag und am Montag in der gemütlichen kleinen Dorf Mitte mit einem wunderbar bunten Programm gefeiert. Organisiert von den Vereinen – allen voran die engagierten Ehrenamtler von Pro3, die sich auch in der Vergangenheit unzählige Male um den Zusammenhalt und die Dorfgemeinschaft verdient gemacht haben – geht es schon am Sonntag morgen los.
Das Fest beginnt um 10 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst und wird im Anschluss offiziell durch Grußworte von Bürgermeister Tobias Borho eröffnet. Die Feierlichkeiten werden von zahlreichen Musik- und Tanzaufführungen begleitet und die Weingüter Niwenburg, Härdle und Hafner organisieren eine Wein-Probierstraße um den Gästen zu zeigen, was Kraichtaler Winzer auf dem Kasten und in den Fässern haben.
Eine weitere Attraktion ist dabei der überdimensionale Weinkelch in der Ortsmitte, dessen Gewicht gegen tolle Gewinne geschätzt werden darf. Mit den Einnahmen aus dem Schätzspiel soll der Weinkelch renoviert werden, der seit seiner Stiftung im Jahr 1985 etwas in die Jahre gekommen ist.
Am Montag spielt am Abend die Uptown Band bevor die Feuerschlucker der „Spirit of Dragonfire“ das Fest mit einer tollen Licht- und Feuershow beenden.
So darf man nur aus ganzem Herzen an dieser Stelle Happy Birthday Oweroise wünschen – feiert schön und bleibt wie ihr seid!
Tausend Dank für diesen wunderschön geschriebenen und herzerwärmenden Artikel. Genau, so ist Oweroise!
Treffender Artikel über meinen Heimatort. Nur schade, dass die Stadt Kraichtal nicht in der Lage war, das geschichtsträchtige Amtshaus für sich zu gewinnen, sondern in fremde Hände gelangte. Es bleibt die Hoffnung, dass mit dem historische Zehntkeller anders verfahren wird.