Wildbienenretter an der Lußhardt Gemeinschaftsschule
von Dirk Marterer
Seit kurzem heißt es „Zimmer frei“ für Wildbienen auf dem Campus der Lußhardt Gemeinschaftsschule in Hambrücken. Die Schülerinnen und Schüler der achten Klassen wurden im Rahmen von Projekttagen zu Wildbienenrettern und schufen Wohnraum für unzählige der verkannten kleinen Helden unseres Ökosystems.
Wildbienen leben meist als Einzelgänger und bilden keine Völker. So mag der starke Rückgang ihrer Zahl und Arten dem ein oder anderen kaum auffallen. Allerdings ist über die letzten Jahrzehnte die Zahl der Bienenpopulationen in Europa durch Umweltgifte, Siedlungsbau und fehlende Blühpflanzen drastisch gesunken. Von den über 500 Wildbienenarten in Deutschland ist die Hälfte vom Aussterben bedroht. Dies hat fatale Folgen, denn der Verlust der Bestäuber hat einen erheblichen Effekt auf die Biodiversität der Tier- und Pflanzenwelt. So war das übergeordnete Projektziel, ökologische Zusammenhänge zwischen Pflanzen und Tieren aufzuzeigen und zu vermitteln, dass Bestäuberinsekten wertvoll und wichtig sind. Am Beispiel der Wildbienen lässt sich dies äußerst gut aufzeigen. Auch erzeugt der immense und dokumentierte Rückgang der Insekten ein neues Problembewusstsein, da niemand auf Obst und Gemüse verzichten kann.
Zu Beginn brachten die projektbetreuenden Lehrkräfte Dirk Marterer und Stefan Sramek den Jugendlichen die Biologie der Wildbienen, ihre Lebensweise, das Nahrungsspektrum und die Entwicklung näher. Da leider viele im Handel erhältliche Nisthilfen nur bedingt für Wildbienen geeignet sind, wurde während der Veranstaltung besonders darauf eingegangen, was beim Bau einer Nisthilfe aus Sicht der Wildbienen zu beachten ist. Hierzu zählen beispielsweise unterschiedliche Durchmesser und Tiefen der Brutröhren oder glatte Wände, an denen sich die Tiere ihre empfindlichen Flügel nicht verletzen. Dementsprechend wurde anschließend im kurzerhand auf den Schulhof verlegten Werkraum fleißig gesägt, gebohrt, geschliffen und gefeilt. So entstanden mit tatkräftiger Unterstützung von Gemeinderat und Streuobstpädagoge Egon Drexler und seinem Mitstreiter Ernst Riedel regelrechte 5 Sterne Hotels für die Wildbienen. Es wurde auf größtmöglichen Komfort und vielfältige Wohnmöglichkeiten geachtet. Auf Länge gesägte und vom Mark befreite Bambusröhrchen bieten attraktive Hohlräume für die Gehörnte Mauerbiene. Gekürzte und in leere Konservendosen gesteckte Schilfrohre locken Scherenbienen an. Stammabschnitte von einer Eiche, in die in das Längsholz Gänge gebohrt wurden, ziehen unter anderem die Natternkopf – Mauerbiene an. Der Tisch ist reich gedeckt für die zu erwartenden Gäste. Beete mit bienenfreundlichen Küchenkräutern und Stauden sorgen für ein abwechslungsreiches Nahrungsangebot. Unter Anleitung der ortsansässigen Künstlerin Christa Eckert wurden große und kleine Steine kunstvoll bemalt, mit den jeweiligen Namen der Pflanzen beschriftet und in den Beeten platziert.
Die Schülerinnen und Schüler waren mit Begeisterung dabei und am Ende Stolz darauf, dass sie auf ihrem Pausenhof ein Zuhause für Wildbienen schaffen konnten. Am letzten Projekttag ließ es sich auch Bürgermeister Dr. Marc Wagner nicht nehmen, sich ein Bild vor Ort zu machen. Sichtlich beeindruckt von den Ergebnissen und der damit verbundenen Aufwertung des Schulgeländes leistete das Ortsoberhaupt durch die fachmännische Pflanzung eines Apfelbaums einen weiteren Beitrag zur Rettung von Majas wilden Schwestern.