Glühwein, Brodworscht, Ferdig!

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Der Eppinger Advent ist insgeheim der ehrlichste und pragmatischste Weihnachtsmarkt der Region.

von Stephan Gilliar

Selbstgestrickte Mützen und Schals, handgegossene bunte Kerzen, Räucherduft, Holzhandwerk und filigraner Schmuck. Dazu ökologisches Holzspielzeug aus dem Erzgebirge, wertvolle Kleinode aus der Schwarzwälder Glasbläserkunst. So muss ein Weihnachtsmarkt aussehen, bunte und fantasievoll geschmückte und bestückte Buden bis zum Horizont und eine Auswahl bis zum Abwinken.

Pustekuchen, was für eine Heuchelei. Wer sich auf den Weihnachtsmärkten in der Regionen in den letzten Jahren mit wachen Augen umgesehen hat, der wird nicht umhin kommen zu bemerken, dass genau diese Art von Buden, diese Händler, die Kunsthandwerker und Könner immer weniger werden, sich zunehmend auf dem Rückzug befinden. Warum, ganz einfach! Weil wir sie zunehmend nur noch als Statisten für unser Wohlfühl-Ambiente missbraucht haben. Sie waren wichtig für uns, um die Atmosphäre zu erschaffen, die unserer Meinung nach zu einem Weihnachtsmarkt einfach dazu gehört. Wir sind an ihren Buden vorbei geschlendert, haben mit wohlgefälligem Lächeln die Waren in Augenschein genommen, bewundert und die Handfertigkeit die dahinter steckt honoriert… gekauft haben wir aber nichts. Nüschte, Niente…

Unser Geld tragen wir stattdessen – gerne auch mehrmals in der Woche – zu den Glühwein- und Fressbuden. 5 Mäuse für die Tasse Punsch, geschenkt, gib mir gleich zwei. Dazu für den gleichen Preis eine runzelige Bratwurst und schon halten wir alles in Händen, was wir uns von einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt erhoffen. Heißer Alkohol und heißes Fett, herrlich ist das Leben, ein Hoch auf die Vorweihnachtszeit.

Daran ist überhaupt nichts verwerflich, der Mensch will, was der Mensch will. Unfair ist jedoch, Menschen, die unzählige Stunden mit der Anfertigung filigraner Kleinode beschäftigt sind, einzig und allein als heimelige Dekoration für das Weihnachtsgefühl längst vergangene Tage zu degradieren. Für die Kunsthandwerker sind die Märkte wichtig, die wichtigste Saison des ganzen Jahres. Dass sie vielen Märkten mittlerweile den Rücken kehren ist nur konsequent, wenngleich auch sehr, sehr traurig.

Das Konzept des Eppinger Advents ist daher erfrischend ehrlich, erfrischend pragmatisch. Klar, in der Fachwerkstadt gibt es in jedem Fall auch einen kleinen Weihnachtsmarkt. Am ersten Adventswochenende finden sich in der Altstadt die altbekannten Buden und das ganze Sortiment – darunter sicher auch viel Handgemachtes und mit Liebe erdachtes. Immer verbunden mit der Hoffnung, dass es Menschen gibt, die diese Fertigkeiten mit dem einen oder anderen Einkauf honorieren.

Der Eppinger Advent geht jedoch über diese beiden Tage Anfang Dezember hinaus und lässt eine Art Weihnachtsmarkt weiterlaufen, der sich über die gesamte Vorweihnachtszeit und die gesamte Innenstadt hinweg erstreckt. Unter den leuchtenden Kugeln der Weihnachtsbeleuchtung gibt es diverse Hütten von örtlichen Gastronomen, in denen es genau das gibt, wonach es ganz augenfällig dem Publikum am meisten verlangt. Ebbes zum Trinken, ebbes zum Essen und hin und wieder ein bisschen Musik dazu.

Eine schöne Sache, ganz ehrlich, ohne jede Ironie. Man gibt den Menschen das, nach was es ihnen verlangt, und verzichtet auf all den Klimbim, der nur als Kulisse einfach verschwendete Liebesmüh wäre. Mit dabei ist z.B Altstadtlegende Andy mit einer Hütte vor seiner Bar, aber auch Johann von Aras Bar steht in der Brettener Straße mit einer eigenen weihnachtlichen Bude zur Stelle. Ein paar Meter weiter schlägt Ronny vor seinem Helgets die weihnachtlichen Zelte auf und gegenüber auf dem Marktplatz Danja mit ihrem Angebot.

Jeden Tag wird dieses Quartett die Eppinger gerne an ihren Ständen bewirten, samt Lichterglanz, Budenzauber und eben all dem, was zu den frommen vorweihnachtlichen Wünschen der Kundschaft gehört. An ausgewählten Tagen gibt es dazu auch noch weihnachtliche Live-Musik – Herz was willst du mehr. Nicht zu vergessen, Natascha öffnet im Weiherpark an den Adventswochenenden ihr kleines Bistro, dann kann man den Glühwein oder eine Kleinigkeit zum Naschen auch mit Blick auf die Eppinger Skyline genießen.

Was es sonst noch in Eppingen in der Vorweihnachtszeit zu erleben gibt? Lassen Sie mich dazu Teile der passenden Pressemitteilung aus dem Eppinger Rathaus ins Feld führen:

Eine besondere Gelegenheit, den Eppinger Advent zu genießen, bieten die Traditionsveranstaltungen, beginnend mit dem Einschalten der Weihnachtsbeleuchtung und dem XXL-Shopping am 1. Dezember, gefolgt vom Eppinger und Mühlbacher Weihnachtsmarkt am 2. Dezember. Mit dem Nikolausrock 2.0 bietet der Getränkefachmarkt Scherer am 6. Dezember ausgelassene Stimmung für einen guten Zweck. Folgend wird das Gasthaus “Zum Eichbaum“ am zweiten und dritten Advent ein Hüttenangebot am Steinplatz anbieten. Am 10. Dezember wird das Angebot vor Ort ab 16 Uhr durch den Chor „Nachklang“ ergänzt. Am 17. Dezember spielen ab 17 Uhr der Posaunenchor Eppingen und danach Saxo Kible. Ein besonderes Highlight wird am selben Tag der erste Adventsmarkt rund um den Weiher sein: 22 Aussteller sorgen ab 11 Uhr mit Kulinarik, Holzprodukten, Dekoration und Geschenkartikeln für vorweihnachtliche Atmosphäre. Mit der Band „Flugrost“ vor dem Helget’s trumpft der Eppinger Advent am 23. Dezember nochmals mit einer großen Abschlussparty auf.

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