Verein Lernort Zivilcourage und Widerstand (LZW) verlieh den Preis „Jugend zeigt Zivilcourage“ / Hoffenheims israelischer Fußballer und Jungprofi Ilay Elmkies zu Gast.
von Hans-Joachim Of – Der „Lernort Zivilcourage & Widerstand“ (LZW) wurde 2012 in Karlsruhe von Menschen gegründet, die in der Vermittlung der NS-Geschichte neue Wege gehen möchten.
Das Ziel des Vereins, der die Schaffung eines neuartigen Lernorts auf dem Areal des 1933 errichteten Konzentrationslagers Kislau in Bad Schönborn in den Mittelpunkt seiner Vereinsaktivitäten stellt, ist, die Relevanz historischer Ereignisse für Gegenwart und Zukunft stärker herauszuarbeiten. Aus diesem Grund beschäftigen sich die Mitglieder des eingetragenen Vereins mit Dieter Bürk an der Spitze gezielt mit der Geschichte des Landes Baden in den Jahren 1918 bis 1945. Als Projektleiterin des neu zu konzipierenden Lernorts in Bad Schönborner fungiert Politikwissenschaftlerin und Zeithistorikerin Dr. Andrea Hoffend, die Ehefrau des Karlsruher Oberbürgermeisters Dr. Frank Mentrup. Bereits im Vorjahr hatte der LZW einen mit 500 Euro dotierten „Engagement-Preis“ ausgelobt. Junge Menschen (Schüler, Studenten, Azubis) aus der ganzen Region sollten darin bestärkt werden, im Alltag aktiv für demokratische Werte und Menschenrechte einzutreten.
Jetzt konnte Dieter Bürk zusammen mit der stellvertretenden Vorsitzenden Angelika Messmer (DRG-Koordinatorin an der Universität Heidelberg, langjährige Gemeinderätin in Bad Schönborn) im Presseraum des Dietmar-Hopp-Stadions in Hoffenheim den Preis „für vorbildhafte und gegenwartsbezogene Erinnerungsarbeit“ an die vielköpfige Projektgruppe der Albert Schweitzer-Realschule Sinsheim sowie an zwei Vertreter der Nachwuchsakademie der TSG 1899 Hoffenheim – Ilay Elmkies und Pascal Söll – übergeben. 14 Jugendliche hatten unter der Leitung von Diplom-Pädagoge Michael Heitz am aufwändig inszenierten Centropa-Filmprojekt „Zahor – erinnere dich“ mitgewirkt. Gemeinsam spürten die jungen Erwachsenen dem Schicksal der jüdischen Brüder Menachem Mayer und Fred Raymes, die im Kraichgau lebten, nach.
Ein Ergebnis dieser Beschäftigung ist der bereits 2018 fertiggestellte Film, in dem der israelische TSG-Akteur und Jung-Nationalspieler Israels, seit Saisonbeginn mit einem Profivertrag ausgestattete, Ilay Elmkies als Sprecher firmiert, in deutscher, englischer und hebräischer Sprache eindrucksvoll und authentisch von der Bedeutung einer vitalen Gedenkkultur erzählt. Dabei gelang dem stets bescheiden auftretenden Fußballer, die positive, universelle Kraft des Fußballs zu nutzen, um gerade junge Menschen für die Themen Antisemitismus, Xenophobie und Ausgrenzung zu sensibilisieren. Diese Tatsache betonte auch Jury-Mitglied Harald Denecken, Sport-Bürgermeister in Karlsruhe und Träger des Bundesverdienstkreuzes, bei seiner Laudatio im Rahmen der Preisverleihung. „Wie viel Geschichte steckt in dir“, stellte er die rhetorische Frage an das Auditorium, in dem neben Sinsheims Oberbürgermeister Jörg Albrecht oder Bad Schönborns Bürgermeister Klaus Detlev Huge viele weitere Gäste aus allen Gesellschaftsschichten saßen.
Denecken, der Artikel 1 des Grundgesetzes in Erinnerung rief, wo es heißt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, betonte: „Wir müssen die Wichtigkeit historischer Ereignisse stärker herausarbeiten. Wir, die nach dem Krieg geborenen, sind nicht schuldig am Holocaust – aber wir tragen eine große Verantwortung“. Der frühere Lehrer dankte den Preisträgern, „die über viele Jahre lang zusammen mit ihren Pädagogen die Geschichte ihrer Heimat erforschten“. Auch Landtagsabgeordneter Dr. Albrecht Schütte sprach in seinem Grußwort davon, “die Erinnerung wach zu halten“, zusammenzustehen „damit die Demokratie ein Morgen hat“. Schüttes eindringlicher Appell: „Treten Sie weiter gegen Fremdenhass und Antisemitismus ein. Jeden Tag!“.
Landrat Stefan Dallinger, der vom gezeigten Film „Zahor – erinnere dich“ sehr beeindruckt war, dankte der Sinsheimer Bildungseinrichtung mit Schulleiter Oliver Frank sowie der TSG Hoffenheim und der Akademie mit „Anpfiff ins Leben“ für ihre „tolle Arbeit“ und sagte: „Der Verein lebt, und trägt dies in hervorragender Weise nach außen“. Nach einer eindrucksvollen Powerpoint-Präsentation, in der unter anderem der Wanderweg der beiden Kraichgauer Juden mit Hinweistafeln, Gedenksteinen oder Markierungen nachgezeichnet wurde, führte Michael Heitz von der Albert-Schweitzer-Schule und Jan Zurheide von der TSG-Akademie ausführliche Interviews mit Preisträgern. Neben Ilay Elmkies („Die Geschichte hat mich sehr betroffen gemacht. Schrecklich, unfassbar und nicht vorstellbar, was damals passierte“) und Pascal Söll (heute U13-Trainer in Hoffenheim) standen auch die heutigen Erzieherinnen Simone Ohr und Maria Himmelsbach Rede und Antwort. „Wir müssen die Geschichte weitererzählen“, lautete das Resümee der eindrucksvollen Feierstunde. Michael Heitz abschließend: „Die Projekte gehen an unserer Schule weiter“.