Finaler Streckenverlauf steht – XXL-Gütertrasse führt durch den Kraichgau

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Unser Aprilscherz 2022

Schienenausbau im Raum Bruchsal-Bretten beschlossen

Paukenschlag bei der gestrigen Pressekonferenz der MEEEG (Mitteleuropäische Eisenbahn-Entwicklungsgesellschaft) in der Brettener Stadtparkhalle. Nach Monaten der intensiven Vorgespräche, Planungsrunden und Verhandlungen sind die Würfel nun gefallen – der künftige Trassenverlauf für die paneuropäische Gütertrasse von Rotterdam nach Genua steht. Die von Vertretern der MEEEG und dem Regionalverband Oberer Unterrhein vorgestellte Schienenstrasse, auf der künftig mehrere hunderttausend Tonnen Güter pro Jahr transportiert werden sollen, fällt in ihrer finalen Variante jedoch anders aus, als im Vorfeld erwartet. Anstatt sich in ihrem Verlauf grob an der Autobahn 5 und dem Rheintal zu orientieren, führt der als Hoffnungsträger der Verkehrswende titulierte Schienenstrang nun durch den weniger dicht besiedelten Raum Bruchsal-Bretten. Offensichtlich hatten die zuvor durch die Kommunen Graben-Neudorf, Forst, Hambrücken, Karlsdorf-Neuthard und die Städte Stutensee und Philippsburg formulierten Einwände Gehör beim Planungsstab gefunden – sämtliche Varianten über die entsprechenden Gemarkungsgrenzen wurden nun samt und sonders verworfen. “Es war für uns in letzter Instanz nicht vermittelbar, wieso bislang schon über Gebühr belastete Städte und Gemeinden nun noch darüber hinausgehend für die übergeordneten Ziele der Verkehrswende herangezogen werden sollten” erläuterte Planungschef Herbert van der Schien, der via Videostream aus der MEEEG-Zentrale in Köln-Nippes zugeschaltet war die Entscheidung. “Im Sinne einer fairen Lastenverteilung haben wir uns daher für einen weiter östlich verlaufenden Schienenweg durch die Region Kraichgau entschieden”.

die Arbeiten in Bretten für den neuen Tiefbahnhof laufen bereits

Dieser aktualisierte Trassenverlauf birgt indes jede Menge Sprengstoff, schont er zwar die A5-Anrainer, belastet aber dafür zahlreiche Kommunen im Kraichgauer Hinterland. Dreh- und Angelpunkt des neuen Abschnitts T-800 der paneuropäischen Gütertrasse wird die Stadt Bretten. Die Arbeiten für den großen Umschlagbahnhof, über den künftig auch die Hauptexportgüter der Stadt (Hundefutter und Dunstabzugshauben) abgewickelt werden sollen, haben bereits vor Wochen am Sporgassenplatz nahe der historischen Innenstadt begonnen – die Baugrube für den geplanten Tiefbahnhof steht schon seit Tagen. Problematisch gestaltet sich derzeit noch die Gleisführung in der unmittelbaren Umgebung. Die von der Stadt favorisierte Trasse, der eine ehemalige Bäckerei an der Ecke Sporgasse/Weißhoferstraße weichen sollte, wurde durch den Widerstand aus der Bürgerschaft bereits vor Wochen verworfen. Stattdessen verläuft der Schienenweg nun durch Teile der Altstadt, quert die Weißach und den Neff-Kreisel um schließlich auf Höhe der B294 in den bestehenden Schienenstrang einzumünden. Um die optischen Eingriffe in die historische Altstadt Brettens so gering wie möglich zu halten, wurden seitens der MEEEG Lärmschutzwände in Fachwerkoptik in Aussicht gestellt.

Die Schilder stehen bereits. Die Bauarbeiten für die neuen, zusätzlichen Bahngleise in Diedelsheim, Gondelsheim und Heidelsheim beginnen in Kürze

Auf wenig Gegenliebe dürften die nun vorgestellten Pläne bei der benachbarten Gemeinde Gondelsheim stoßen. So soll der Ausbau der Gütertrasse auch zwei weitere Gleise im parallelen Verlauf zur regionalen Bahnstrecke durch die Kraichgau-Gemeinde vorsehen. Durch den engen Takt der hier verkehrenden Güterzüge, werden sich die Schließzeiten des Gondelsheimer Bahnübergangs drastisch reduzieren. Die bisher kommunizierten Zeitfenster sehen eine Öffnung für den Kfz-Verkehr jeden Dienstag von 23.05 Uhr bis 23.07 Uhr vor sowie Sonntags um 06.12 Uhr bis 06.15 Uhr. Im Gegenzug stellte die MEEEG der Gondelsheimer Gemeindeverwaltung aber einen vorgezogenen Baubeginn für die geplante Unterführung in Aussicht. Diese soll nun voraussichtlich bereits 2047 realisiert werden.

Massive, städtebauliche Eingriffe werden auch die Bruchsalerinnen und Bruchsaler im Laufe der bereits im Herbst beginnenden, ersten Ausbauphase hinnehmen müssen. Weil die bestehenden Tunnelbauwerke bei der Peterskirche und nahe des Campus für die neuen Belastungen nicht ausreichend dimensioniert sind, favorisiert die MEEEG einen direkten Trassenverlauf in Richtung des Bruchsaler Bahnhofes. So soll die Württemberger Straße künftig nicht mehr für den Kfz-Verkehr zur Verfügung stehen, stattdessen soll hier ein neues Gleisbett angelegt werden. Um die Belastungen für die Anwohner möglichst gering zu halten, setzen wir hier aber auf moderne “Flüstergleise”, die Lärmemissionen um bis zu 2% reduzieren können” beschwichtigt Harald Feehknjuhs vom Regionalverband Oberer Unterrhein die sichtlich aufgebrachten Vertreter der Bruchsaler Stadtverwaltung.

Trotz der zu erwartenden, punktuellen Problemstellungen entlang des künftigen Trassenverlaufes, fiel das Echo auf die vorgestellten Pläne aber unterm Strich vorwiegend positiv aus. Als “Durchbruch” bezeichnete gar ROU-Verbandsdirektorin Helga Schindluder den skizzierten Schienenverlauf. “Minimalinvasive und gut verträgliche Eingriffe in menschliche Siedlungsgebiete, eine weitgehende Schonungen unberührten Naturraums – meine Wunschvorstellungen wurden bei weitem übertroffen”. Von Vorteil seien die engmaschig verkehrenden Güterzüge auch für den öffentlichen Personennahverkehr in der Region, so MEEEG-Unterhändler Rainer Schwachsinn abschließend. “Wir freuen uns Ihnen mitteilen zu dürfen, dass es uns gelungen ist eine Mitfahrerlaubnis für Pendler/innen zu erwirken: “Unsere Güterzüge werden bei der Passage von Städten und Gemeinden nur mit Geschwindigkeiten von etwa 50 Stundenkilometer unterwegs sein, ein “Zustieg” ist also mit professioneller und offizieller Unterstützung möglich.” Diese Möglichkeit besteht allerdings nur an ausgewiesenen Punkten und auch ausschließlich mit Hilfe von Fachpersonal, stellt der Unterhändler klar! Alles andere wäre gefährlich, grob fahrlässig und ist überdies streng verboten. “Sobald sie ein günstiges Mitfahrticket bei unseren kräftigen und diesbezüglich ausgebildeten Kollegen erworben haben, werfen diese sie mit geübtem Schwung direkt auf die Ladefläche der Waggons – nur so ist ein sicherer Zustieg gewährleistet.” führt Rainer Schwachsinn das Prozedere näher aus. Voraussetzungen für die Mitfahrt sind eine mitgeführte Dose Bohnen, eine Mundharmonika, ein Schutzhelm sowie die nachweislich vollständige Textkenntnis von “Auf der schwäbschen Eisenbahn”

Weitere Infos zum paneuropäischen Güterbahn-Projekt “Nord-Süd-un-Anerschtrum” sowie den detaillierten Trassenverlauf durch die Region finden Sie im Netz auf railway-madness.com.

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12 Gedanken zu „Finaler Streckenverlauf steht – XXL-Gütertrasse führt durch den Kraichgau“

  1. Habe gehört, der Termin der feierlichen Eröffnung steht schon fest.
    01.04. – nur über das Eröffnungsjahr wäre man sich noch nicht einig.

    ÜBRIGENS, der Umleitungsverkehr soll aus technischen Gründen über den Wirtschaftsweg am Rohrbacher Hof geführt werden.

  2. Hab grad lange mit Herr van der Schien telefoniert.
    Kraichtal bekommt einen Tunnel!!!
    Da geht dann alles durch. Züge, LKW`s, Traktoren und PKW`s…
    Und der Tunnel wird für die Freizeitfahrer (Cabrios, Mopeds…) und Landwirte illuminiert und mit 3D-Video-Landschaften ausgestattet!!!
    Und der natürliche Zug des Tunnels wird als Windkraft genutzt!!!

    Endlich kommt die Ruhe zurück!!!
    Hach, isch bin sooo begeistert!!!
    Endlich wieder ne Perspektive!!!

  3. LILO KUH EPPINGEN
    Gibt es auch Erster und Zweiter Klasse- Einwurf? Ich als Seniorin lege Wert auf gepolsterte Ladeflächen. Und, ganz wichtig, wie wird das Maskenproblem gelöst? Schlage vor: Lila mit Aufdruck ‚KRAICHGAU HOBO(m,w,d)‘

  4. Wird der Tunnel denn auch für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer nutzbar?
    Hoffe doch, dass die wenigstens auch Kabel für das Internt verlegen. Blöd wenn man deswegen bei einem Spiel verliert, oder Gespräche abkacken.

  5. Wenn das die eine oder andere Bürgerinitiative liest kommt wieder viel Dampf aus deren Ohren.
    Aber die Bilderauswahl war wirklich gut.

  6. Jedoch muss ich sagen das 2047 für die Unterführung in Gondelsheim sich irgendwie realistisch anfühlt 🤪

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