Nach vier Jahren Bauzeit und 11 Millionen Euro Investitionskosten, wurde das erneuerte Alfred-Delp-Schulzentrum in Ubstadt-Weiher nun offiziell seiner Bestimmung übergeben
In nicht einmal einem Monat werden es 80 Jahre sein, die vergangen sind, seitdem die Gestapo Pater Alfred Delp nach dem Gottesdienst in der Münchner Kirche St. Georg abgefangen, verhaftet und zum Tode durch Erhängen verurteilt hat. Vorgeworfen wurde ihm Hochverrat und Beteiligung am Stauffenberg-Attentat sowie dem damit einhergehenden Umsturzversuch im Sommer 1944. Zwar entbehrten diese Vorwürfe jeglicher Grundlage, doch reichte dem Gericht letztlich selbst friedlicher Widerstand als Priester gegen den Nationalsozialismus aus, um sich einem unliebsamen Gegner zu entledigen. Der Mut dieses Mannes ist noch heute ein Lehrstück für Courage und Aufrichtigkeit. “Wie lange ich nun hier warte, ob und wann ich getötet werde, weiß ich nicht. Der Weg hierher bis zum Galgen nach Plötzensee ist nur zehn Minuten Fahrt. Man erfährt es erst kurz vorher, dass man heute und zwar gleich ‚dran‘ ist. Nicht traurig sein. Gott hilft mir so wunderbar und spürbar bis jetzt. Ich bin noch gar nicht erschrocken. Das kommt wohl noch. Vielleicht will Gott diesen Wartestand als äußerste Erprobung des Vertrauens. Mir soll es recht sein. Ich will mir Mühe geben, als fruchtbarer Samen in die Scholle zu fallen, für Euch alle und für dieses Land und Volk, dem ich dienen und helfen wollte.“ Diese Worte Alfred Delps, wurden aus seiner Zeit in der Haftanstalt Plötzensee kurz vor seinem Tode dokumentiert und der Nachwelt zugänglich gemacht.
Diesem Mann zu Ehren wurde zuerst die Realschule in Ubstadt-Weiher nach Alfred Delp benannt, später auch das in den vergangenen Jahren entstandene, große Schulzentrum im Ortsteil Ubstadt. Bei einem feierlichen Festakt wurde das nun fertiggestellte Zentrum, nach vier Jahren Bauzeit und Investitionen von über 11 Millionen Euro, offiziell am Freitag seiner Bestimmung übergeben. Seit 2014 bereits bilden die Hermann-Gmeiner Grund- und Werkrealschule und die Alfred-Delp-Realschule in der Hebelstraße eine Einheit, durch die umfangreichen Baumaßnahmen wurde dieser Zusammenschluss nun auch physisch vollzogen. Markantestes Merkmal der Fusion ist eine zweigeschossige Brücke, die die früher voneinander getrennten Gebäudeteile nun miteinander verbindet.
Ein symbolträchtiger Ort, um das neue Schulzentrum einzuweihen und ihm Gottes Wünsche mit auf den Weg zu geben. Gemeinsam segneten Pfarrerin Luise Helm und Pfarrer Christian Erath den lichtdurchfluteten Übergang, ganz im Sinne der Ökumene und dem Grundtenor der Einweihungsfeier: “Wir wollen aufstehen aufeinander zugehen und voneinander lernen”, vom Chor der Grundschule, nur einer von drei Schulformen, die unter dem Dach des Alfred-Delp-Schulzentrums vereint sind, als Lied zum Besten gegeben. Vor zahlreichen geladenen Gästen, darunter der Bundestagsabgeordnete Olav Gutting, der Landtagsabgeordnete Ulli Hockenberger, Bürgermeister Tobias Borho aus Kraichtal und selbstredend dem Hausherren, Bürgermeister Tony Löffler, führte Schulleiter Jörg Weber durch die kleine Feierstunde. Er berichtete von den Schwierigkeiten, denen der Lehrbetrieb in den damals stark renovierungsbedürftig Räumlichkeiten ausgesetzt war, von den Diskussionen um eine mögliche Gemeinschaftsschule, der Entscheidung am Erhalt der ursprünglichen Schularten festzuhalten und von denen nicht unerheblichen Strapazen, die die massiven Umbauarbeiten, der Umzug und die Sanierung nahezu aller Gebäudeteile bei laufendem Schulbetrieb mit sich brachten. Dennoch sei in einer Zeit, in der die Demokratie ins Wanken geriete, die Investition in die Bildung eine Investitionen in die Zukunft, so Jörg Weber.
In seinem Grußwort brachte Bürgermeister Tony Löffler seine Freude darüber zum Ausdruck, dass das größte Bauprojekt der Gemeinde Ubstadt-Weiher nun nach vier Jahren abgeschlossen sei. “Ich habe mich sehr auf diesen Tag gefreut”, so das Gemeindeoberhaupt, auch wenn die Bauarbeiten am Schulzentrum vermutlich auf die eine oder andere Weise noch eine ganze Weile fortdauern werden. Zu tun sei noch einiges, perspektivisch müsse die Heizungsanlage durch ein modernes, umweltbewusstes und nachhaltiges Pendant ersetzt werden, zudem stünden noch die Arbeiten am Außengelände an, die Erneuerung des Fahrradkellers, des Daches und mehr, umriss Tony Löffler die To-do Liste.
Doch der Blick nach vorne spielte an diesem Freitag nicht die zentrale Rolle, schließlich ging es darum, das bislang Erreichte würdig zu feiern. Tatsächlich sind die Arbeiten, die hier in der Hebelstraße in den letzten Jahren durchgeführt wurden, äußerst umfangreich. Vor den Umbauarbeiten stand zuerst die Entfernung alter Schadstoffe, darunter ein äußerst aufwändiges Verfahren zur Ermittlung und Entfernung von Asbest-Altlasten. Barrierefreiheit und Brandschutz forderten große Anstrengungen und noch größere Investitionen. Von den etwas über 11 Millionen Euro, die übrigens in einer per Punktlandung erbrachten Bauleistung in das Projekt geflossen sind, wurden circa 3 Millionen vom Land Baden-Württemberg und weitere knapp 700.000 Euro per Ausgleichsstock abgemildert. Der Löwenanteil musste allerdings von der Gemeinde Ubstadt-Weiher geschultert werden, keine Selbstverständlichkeit für eine 14.000-Seelen-Kommune. “Eine Meisterleistung” nannte Tony Löffler die Einhaltung der ursprünglich gesteckten Planziele, trotz Widrigkeiten wie Wirtschaftskrise und Corona-Engpässen, fügte aber auch schmunzelnd hinzu: “Das muss jetzt eine Weile halten”.
In seiner kurzen Laudatio, stellvertretend für das Land Baden-Württemberg, hielt der CDU Landtagsabgeordnete Ulli Hockenberger fest: “Es gibt für das Land nichts Edleres, als in Bildung zu investieren”. Umrahmt wurde die Feierstunde durch tolle musikalische Beiträge des Orchesters, durch spannend aufbereitete Informationen der umfangreichen Umbauarbeiten, durch diverse Präsentationen der Schülerinnen und Schüler sowie informativer Rundgänge durch das neue Schulzentrum. Zu sehen gab es dabei einiges, nahezu jeder Raum erstrahlt in neuem Glanz, wurde ausgestattet mit modernster Technik für einen Lehrbetrieb, der den Erfordernissen der Zeit mehr als gerecht wird.
Der Erfolg gibt den immensen Investitionen der Gemeinde Ubstadt-Weiher in ihr Schulzentrum dabei durchaus recht. Jedes Jahr übersteigt die Zahl der Aufnahmeanträge die Zahl der verfügbaren Schulplätze, nach wie vor erfreut sich das Alfred-Delp-Schulzentrum großer Beliebtheit, nicht nur in Ubstadt-Weiher, sondern auch in den umliegenden Kommunen. “lernen. leben. handeln.” Diese, im besten Sinne der Worte auszulegende Maxime, hat sich das Schulzentrum auf die Fahnen geschrieben. Ein Auftrag, dem es jeden Tag versucht gerecht zu werden, allein schon um der großen Verantwortung willen, die mit der namentlichen Reminiszenz an den großen Alfred Delp einhergeht.
Bildung sorgt auch dafür dieses System der Gier zuerkennen !? Wer kann das wollen !? 🙃. Bildung ist nicht gleich Bildung
Hä?