Es fährt kein Bus nach nirgendwo…

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Regelmäßig fallen in den letzten Monaten in Bruchsal und der ganzen Region Busverbindungen aus, doch ein Ende der Misere ist nicht in Sicht….

von Stephan Gilliar

Man möchte niemandem wünschen, in Sachen Mobilität gerade von Busverbindungen beruflich oder schulisch abhängig zu sein. Auf manchen Linien haben die Ausfälle in der letzten Zeit es zu derart trauriger Regelmäßigkeit geschafft, dass eine verlässliche Planung schlicht unmöglich geworden ist. So spielen beispielsweise zahllose BruchsalerInnen jeden Tag auf der Linie 182 das allseits unbeliebte Bingo-Spiel “Kommt der Bus, oder kommt er nicht?”. Wenn er nicht kommt, ist guter Rat teuer. Dann wird der Weg zur Arbeit, zum Arzt, zum Einkaufen oder zur Schule ein richtiges Abenteuer… eines auf das man vermutlich gerne verzichtet hätte.

Doch woran liegt es, dass nicht nur die Stadtwerke Bruchsal als Betreiber des Stadtbus, sondern z.B. auch die Karlsruher Verkehrsbetriebe in den letzten Wochen und Monaten immer wieder und gehäuft über Ausfälle berichten? Nun, den einen Grund kennen sie und können ihn vermutlich nicht mehr hören: Corona, Corona, Corona. Denn auch wenn wir in diesem Sommer 2022 gerne ausblenden, dass die Pandemie nach wie vor Teil unseres Alltages ist, sind die Infektionszahlen derzeit äußerst hoch. Aufgrund der Isolationspflicht fallen daher Fahrerinnen und Fahrer an allen Ecken und Enden aus, und das gleich für mehrere Tage.

Ausgleichen lassen sich diese Löcher oft nicht mehr, da das Fahrerlager ohnehin nicht sonderlich gut besetzt ist. So bleibt den Disponenten am Morgen, wenn die neusten Krankmeldungen eingegangen sind, nichts anderes übrig als mit den verfügbaren Kapazitäten zu jonglieren, Löcher zu stopfen wo es nur geht. Überall geht das nicht, bei weitem nicht. Wenn der Eimer eben aus zu vielen Lecks tropft, reichen wenige Pflaster eben nicht aus, um ein Bild zu bemühen.

Captain Covid reicht aber als Erklärung für die Engpässe bei weitem nicht aus, manche Probleme wurzeln tiefer. Denn auch unabhängig von Corona fehlt es schlicht und einfach an Fahrpersonal und das nicht erst seit gestern. Seit Jahren fällt es der Branche immer schwerer Nachwuchs für diesen Job zu begeistern, der offenbar alles andere als ein Zuckerschlecken ist. Das Gehalt ist mitunter nicht sonderlich üppig, die Verantwortung dagegen hoch, der Stresspegel im Alltag ebenso. Es gilt sich mit teilweise äußerst schwierigem Publikum zu arrangieren.. gerade in der Stadt, gerade während Spät- oder Nachtschichten. Die Attacken auf das Fahrpersonal nehmen zu, die Verkehrslage in den Städten wird immer herausfordernder, Arbeit am Wochenende ist Regel statt Ausnahme und obwohl der Bedarf hoch ist, haben die Löhne augenfällig noch immer kein ausreichend attraktives Niveau erreicht, um ein “Game Changer” für manche zu sein.

Dementsprechend schlecht können die bestehenden Ausschreibungen mit passenden Bewerbern besetzt werden, berichtet uns eine Sprecherin der Karlsruher Verkehrsbetriebe, die die angespannte Lage ebenso spüren und regelmäßig über Fahrtausfälle berichten müssen. Bei den Straßenbahnfahrern und Fahrerinnen ist es kein größeres Problem, hier bilde die KVV selbst direkt im Haus aus, bei den Busfahrern sei der Mangel aber spürbar, so die Sprecherin weiter. Auch bei den Stadtwerken Bruchsal kann man nur hilflos zusehen und die zahlreichen Ausfälle gegenüber der eigenen Kundschaft kommunizieren. Zwar stellt die Stadtbusverkehr Bruchsal GmbH die Busse, nicht aber die Fahrer. Für das Personal sind andere, zum Beispiel die DB Regio Bus Baden-Württemberg zuständig und aus dieser Ecke kommen dieser Tage keine erbaulichen Nachrichten. Der Personalmangel scheint derart große Ausmaße angenommen zu haben, dass hier mittelfristig mit keinerlei Entspannung zu rechnen ist. Zwar habe man zwischenzeitlich wieder eine eigene Fahrschule für die Ausbildung der Nachwuchskräfte auf die Beine gestellt, doch vor November ist aus dieser Ecke mit keinen Entlastungen zu rechnen, so die Deutsche Bahn auf unsere Rückfrage hin. Aktuell hätten sich 15 bis 20 KandidatInnen gefunden, die sich für die Ausbildung zum Busfahrer interessieren, wieviel am Ende davon noch übrig sind, steht derzeit in den Sternen. Es gilt schließlich nicht nur den passenden Führerschein, sondern auch den Personenbeförderungsschein in Angriff zu nehmen. Früher kam noch viel geeignetes Personal aus der Grundausbildung der Bundeswehr, das bereits mit dem LKW-Führerschein ausgestattet war, doch aus bekannten Gründen ist diese Quelle weitestgehend versiegt. Ein Bahnmitarbeiter drückt es uns gegenüber am Telefon klipp und klar aus: “Der Markt ist leer”.

Es ist ein fataler Trend, gerade in Zeiten, in denen dem ÖPNV durch steigende Energiepreise eine besonders wichtige Rolle zufällt. Doch niemandem ist es zuzumuten sich auf Verbindungen zu verlassen, die viel zu regelmäßig schlicht nicht stattfinden. Bevor der Job verloren geht oder der Ausbildungsplatz abhanden kommt, setzt man sich dann doch zähneknirschend wieder in den eigenen Wagen, tankt das teure Benzin. Denn was bringt der beste Bus, wenn er am Ende doch nicht fährt?

Apropos Job. Hier gibt es zumindest in ironischer Hinsicht neue Perspektiven: Wer sich derzeit für eine Ausbildung zum Busfahrer, bzw zur Busfahrerin interessiert und eine diesbezügliche Stelle sucht, dürfte selten zuvor so große und gute Chancen gehabt haben

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