“Eine Institution der praktischen Nächstenliebe”

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Nur wenigen Menschen verleiht der Ministerpräsident die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg – Margaretha Braun aus Ubstadt-Weiher ist nun eine davon.

Die Welt ist voll von Menschen die mit Scheuklappen zu beiden Seiten, den Blick starr auf die eigenen Füße gerichtet, auf dem Weg des Lebens wandeln. Verdenken kann man es ihnen nicht immer, schließlich braucht es Mut über den Tellerrand hinauszublicken und sich auf andere und ihre Bedürfnisse einzulassen. Es sind besondere und bewundernswerte Menschen, die besagten Weg mit offenen Augen gehen und die Nöte und Sorgen anderer nicht nur wahrnehmen, sondern sich ihrer auch annehmen. Margaretha Braun aus Ubstadt-Weiher ist ein solcher Mensch. Ihr ganzes Leben lang hat sie gegeben, geholfen wo immer sie konnte. Nicht nur in ihrer geliebten Kirchengemeinde St. Marcellus in Stettfeld, sondern in jungen Jahren sogar weltweit, beispielsweise bei den Schwestern Mutter Teresas in Kalkutta. Weit gereist ist die Kosmopolitin Margaretha Braun, spricht gar Englisch, Arabisch, Italienisch und Latein.

Gretel, wie Familie und Freunde sie nennen, blickt auf ein langes, bewegtes Leben zurück. Geboren wurde sie in Österreich, erlernte den Beruf der Krankenschwester. In einem Kibbuz in Israel lernte sie ihren späteren Mann Edgar kennen und übersiedelte mit ihm 1987 nach Stettfeld. In der katholische Pfarrgemeinde St. Marcellus fand sie in vielerlei Hinsicht ein Zuhause – hier konnte sie sich entfalten, helfen und anpacken. Wann immer es ein Projekt umzusetzen galt, stand Gretel an vorderster Front und krempelte die Ärmel hoch, animierte vor vielen Jahren sogar den damals jungen Tony Löffler zum ehrenamtlichen Ausbau des Kindergartens in Stettfeld. Sie half Kindern bei den Hausaufgaben, Älteren beim Einkauf und engagierte sich in der Hilfe geflüchteter Menschen – ausdauernd, über Jahrzehnte hinweg, demütig und ohne je etwas dafür verlangt zu haben.

Um dieses beispiellose Engagement zu würdigen, wurde Margaretha Braun am vergangenen Freitag mit einer der höchsten Auszeichnungen des Landes Baden-Württemberg geehrt. Stellvertretend für Ministerpräsident Winfried Kretschmann überreichte Landrat Dr. Christoph Schnaudigel, Gretel die Staufermedaille des Landes, erstmals vergeben 1977 als besondere, persönliche Auszeichnung für Verdienste um das Land Baden-Württemberg und seine Bevölkerung. In seiner herzlichen Laudatio bezeichnete der Landrat Margaretha Braun gar als “Eine Institution der praktischen Nächstenliebe”, Bürgermeister Tony Löffler verneigte sich zuvor symbolisch vor ihrem Lebenswerk.

Bei dem kleinen, wegen der Pandemie bereits zweimal verschobenen Festakt, waren neben dem Landrat, dem Bürgermeister und Edda Huber von der Pfarrgemeinde als Laudatoren, auch zahlreiche Verwandte von Margaretha Braun, die mitunter über die ganze Welt verteilt leben, in Stettfeld zu Gast. Sogar Stephan Gartner, Bürgermeister von Gretels Heimatort Neudorf im österreichischen Weinviertel war Zeuge der Verleihung und der anschließenden Eintragung Gretel Brauns in das goldene Buch der Gemeinde.

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