Ein einsamer Klabautermann

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Spielplatz ohne Kinder – Seit Monaten wartet das Philippsburger Klabauterland auf die Rückkehr des Lachens und Tobens.

UPDATE: Das Klabauterland hat nach Monaten des Stillstands seit Anfang September wieder geöffnet. Wir holen den Artikel aus diesem Grund noch einmal nach oben

Es ist eine traurige und bedrückende Atmosphäre, die in der gigantischen Halle des großen Indoorspielplatzes Klabauterland am Rande Philippsburgs herrscht. Düster und in völliger Stille liegen die normalerweise bunt und hell beleuchteten Spiele, Trampolins und Kletterparcours dar. Der wilde Bulle wartet in seiner luftlosen Arena auf den nächsten wilden Ritt, die mächtige Hüpfburg ist in sich zusammengesunken und die kleinen Tretautos stehen in Reihe und Glied verlassen da. Inmitten dieses 2800 Quadratmeter großen Kinderparadieses steht – ebenso verlassen und melancholisch – Kurt Schmitt.

Seit 2003 ist er zusammen mit seinem Schwager Richard der oberste Klabauter an Bord, gemeinsam haben sie vor fast 20 Jahren den gigantischen Indoorspielplatz aus dem Boden gestampft. “Es war von Anfang an unser Baby” sagt Kurt und schaut gedankenverloren durch das dämmerige Zwielicht das viel zu stillen Klabauterlandes. Seit über einem halben Jahr hat kein Kind mehr die Halle betreten, Stille hat sich in der ehemaligen Tennisanlage breit gemacht. Dank der staatlichen Hilfen und eines sehr kulanten Vermieters haben Kurt und Richard bisher durchgehalten, doch allmählich wird die Luft dünn – sehr dünn. Dann auch trotz des Stillstandes müssen 2800 Quadratmeter in Schuss gehalten, gereinigt und gewartet werden.

Durch die sinkenden Fallzahlen könnte das Klabauterland zwar aktuell wieder öffnen, doch liegen die Hürden derart hoch, dass Kurt noch nicht an einen schnellen Erfolg und die Wiederkehr der Familien glaubt. Zuerst einmal müssten die Eltern und ihre Kinder frisch getestet, geimpft oder genesen sein. Das wäre vielleicht noch machbar, möglicherweise sogar mit einer eigenen Teststation, doch der derzeit größte Hemmschuh ist die durchgängige Maskenpflicht in der Halle. Kinder, die beim Toben und Spielen durchgängig eine Maske tragen müssen? Nicht gerade die Traumvorstellung eines zwanglosen und befreiten Nachmittags für die Kids. Zudem ist das derzeit schöne Sommerwetter auch nicht gerade die klassische Hochphase eines Indoorspielplatzes – traditionell boomt das Geschäft hier eher an grauen Regentagen.

Dennoch wollen Kurt und Richard natürlich nicht die Hände in den Schoß legen, sondern nach vorne blicken. Voraussichtlich mit dem Start in die Sommerferien soll das Klabauterland wieder öffnen, die große Hoffnung liegt dann auf weiteren Lockerungen und vielleicht sogar dem Wegfall der Maskenpflicht in der Halle. Mit Unbehagen blicken die beiden zweifachen Väter auf den kommenden Herbst, eigentlich eine starke Phase für das Klabauterland. Sollte aber eine erneute Welle zu einem weiteren Lockdown und führen, könnte es schnell eng werden. “Des wird haarisch” sagt Kurt in seinem Pfälzer Akzent und ergänzt knallhart pragmatisch: “Die Reserven sind aufgebraucht”. Wer also weiterhin an kalten und regnerischen Tagen einen bunten und fröhlichen Ort für die Kinder in der Region wissen möchte, der sollte es nicht vergessen – das Land für kleine und große Klabauter am Rande Philippsburgs. In voraussichtlich einem Monat heißt es hier endlich wieder: Alle Mann an Bord!

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