Medizinische Versorgung in der Kraichgau-Gemeinde gesichert
Nach 37 Jahren übergibt Dr. Pricken seine Praxis in die Hände von Dr. Paulus
Was ein Bäckerei-Besuch alles so mit sich bringt. Ein selbiger sorgte letztlich dafür, dass die ärztliche Versorgung in Gondelsheim weiterhin gesichert ist. Anfang des Jahres übergab der Allgemeinmediziner Dr. Peter Pricken seine Praxis am Rathausplatz an seinen Nachfolger Dr. Jan Paulus. „In Zeiten des Ärztemangels und wenn ich sehe, in wie vielen Orten sich kein Nachfolger finden lässt, dann können wir froh und glücklich sein. Denn die ärztliche Grundversorgung gehört zu den ganz elementaren Dienstleistungen einer jeden Gemeinde“, sagt Bürgermeister Markus Rupp und fügt hinzu: „Zwei Allgemeinmediziner, eine Zahnarztpraxis und eine Apotheke, damit sind wir gut aufgestellt. Und dennoch oder gerade deshalb bleiben wir mit allen medizinischen Einrichtungen im Ort im ständigem Kontakt.“
Aber zurück zum besagten Bäckerei-Besuch. Den absolvierte Dr. Pricken vor ungefähr einem Jahr. Beim Verlassen des Ladens sprach ihn ein junger Mann mit zwei kleinen Kindern an – Dr. Paulus, wie sich herausstellen sollte. „Als klar war, dass das Gegenüber ebenfalls Mediziner ist, fragte ich ihn, ob er nicht eine eigene Praxis führen möchte, so wie ich das in den vergangenen vier, fünf Jahren viele jüngere Kollegen gefragt habe“, erinnert sich Dr. Pricken. Denn für den 69-Jährigen war klar, dass er mit dem Anbruch des siebten Lebensjahrzehnts in den Ruhestand gehen würde.
Beide Seiten zeigten Interesse und nach einem dreimonatigen gemeinsamen Arbeiten in der Praxis fand nun mit dem Jahreswechsel die endgültige Übergabe statt. Als „kompetent, intelligent, zielstrebig und menschlich“ beschreibt Dr. Pricken seinen Nachfolger. Dr. Paulus seinerseits spricht von „großen Fußstapfen“ in die er trete. Für ihn sei immer klar gewesen, irgendwann eine eigene Praxis zu führen. „Zeitlich hat es gut gepasst und zu Gondelsheim besteht eine Beziehung, da ich einige Jahre hier gewohnt habe“, berichtet der 35-Jährige und ergänzt: „Die Menschen begegnen mir mit viel Sympathie und haben mich überaus herzlich aufgenommen.“ Beide eint ebenso ihr Berufsverständnis: „Es ist wichtig, den Menschen als Ganzes zu betrachten und nicht nur einzelne Krankheitsbilder zu behandeln.“ Sich Zeit zu nehmen, zuzuhören – das zeichnet einen guten Arzt aus.
Wie sehr diese medizinische wie menschliche Kompetenz geschätzt wird, das erfuhr Dr. Pricken als sein baldiger Ruhestand bekannt wurde: „So viele Patienten kamen vorbei, um sich zu verabschieden. Das war überwältigend und hat mich wahrlich berührt.“ Kleine Geschenke, handgeschriebene Briefe, vielfache Dankesworte – damit brachten die Gondelsheimer ihre Empfindungen zum Ausdruck zum beruflichen Abschied von Dr. Pricken. 37 Jahre lang kümmerte sich der gebürtige Gondelsheimer in seinem Heimatort um das Wohlergehen der Bürger, zuerst mit einer Praxis im Schloss und dann ab 1988 im neu errichteten Privat- und Geschäftshaus am Rathausplatz. Der Neu-Ruheständler verbindet seinerseits eine tiefe Verbundenheit mit den Menschen: „Nicht selten habe ich vier Generationen einer Familie behandelt. Da teilt man nicht nur die medizinischen Sorgen, sondern ist auch Seelendoktor.“
Das Interesse am allgemeinen Wohlbefinden und an den Menschen führte Dr. Pricken auch kurzzeitig in die Politik. 1994 zog der Parteilose für die CDU in den Gemeinderat ein – als Stimmenkönig. „Das hat nicht jeden gefreut“. Dennoch wählte ihn die Versammlung zum ehrenamtlichen Stellvertreter des Bürgermeisters. In der Funktion war es ihm damals beschieden, den aktuellen Amtsinhaber Markus Rupp ins Amt einzuführen. „Die Zeit im Gemeinderat war eine wertvolle Erfahrung. Aber ich habe dann gemerkt, dass man in meiner Position eher neutral sein sollte.“ So endete der Ausflug in die Kommunalpolitik nach einer Wahlperiode.
Beendet ist für ihn nun auch die Fremdbestimmtheit. „Ich bin froh, nun keine Verantwortung mehr für andere zu tragen“, betont Dr. Pricken. Deshalb hat er auch keine Pläne für die Gestaltung der neugewonnenen Freizeit. Vielmehr freut er sich auf das Gefühl von Langeweile.
Pressemitteilung und Bild: Gemeinde Gondelsheim