Zum letzten Mal führte Bürgermeister Tony Löffler durch den Neujahrsempfang Ubstadt-Weiher
Ein Neujahrsempfang ist traditionell keine Bühne für Spontaneität. Vielmehr folgt er einem klar definierten Ablauf, von dem – außer in außergewöhnlichen Situationen – kaum abgewichen wird. Doch beim diesjährigen Empfang der Gemeinde Ubstadt-Weiher am vergangenen Freitagabend lag ein unterschwelliges Summen in der Luft. Eine besondere Erwartungshaltung war spürbar, die in der Rolle des Gastgebers begründet liegen dürfte.
Auch wenn es keineswegs Tony Löfflers erster Neujahrsempfang war, so war es doch sein letzter – zumindest in der Position, die er über viele Jahre innehatte. Erst vor wenigen Wochen hatte der Bürgermeister angekündigt, sein Amt vorzeitig niederzulegen. Bereits im Mai dieses Jahres wird Ubstadt-Weiher ein neues Gemeindeoberhaupt wählen. Wer an diesem Abend, in der gut besuchten Kultur- und Sporthalle, auf genauere Informationen zu diesem Thema hoffte, wurde jedoch enttäuscht. Löffler erwähnte seine Entscheidung nur beiläufig und betonte, dass der Abend nicht seine Verabschiedung sei. Damit leitete er über zu seinem traditionellen Rückblick.
Rückblick auf das große Weltgeschehen
Der Rückblick begann, wie gewohnt, mit einem Blick auf das Weltgeschehen der vergangenen zwölf Monate und dessen Auswirkungen auf die lokale Ebene. Löffler streifte die großen Themen des Jahres 2024: vom Gaza-Krieg über den Ukraine-Krieg, die bevorstehenden Neuwahlen in Deutschland und den Bruch der Ampelkoalition bis hin zu Trump, dem Klimawandel und der angespannten Weltwirtschaft.
„Nichts braucht dieses Land mehr als eine klare Kursbestimmung, sodass jeder weiß, wo es langgeht“, mahnte Löffler. Die Herausforderungen seien zahlreich, sowohl auf nationaler als auch auf kommunaler Ebene. Besonders kritisierte er die zunehmenden finanziellen Belastungen der Gemeinden: „Die finanzielle Leistungsfähigkeit der Kreise, Städte und Gemeinden hat ihre Grenzen erreicht.“ Ebenso mahnte er: „Was nicht finanzierbar ist, darf nicht durch Versprechungen auf die Gemeinden abgewälzt werden.“
Auch die wachsende Bürokratie sprach Löffler an: „Wenn es uns nicht gelingt, von Standards herunterzukommen und einfach mal zu vertrauen, dann werden uns andere in der Entwicklung abhängen.“
Erfolgsmeldungen und laufende Projekte
Löfflers Rede bestand jedoch nicht nur aus Kritik, sondern hob auch zahlreiche Erfolge und Fortschritte hervor. So konnte das größte Bauprojekt der Gemeinde, der Umbau des Schulzentrums in Ubstadt, erfolgreich abgeschlossen werden. Beim Glasfaserausbau zeichne sich eine Inbetriebnahme bis Mitte des Jahres ab, und auch die Sanierung der Besingstraße in Zeutern gehe ihrem Ende entgegen.
In Weiher beginne nach jahrelanger Planung nun endlich die Erschließung eines neuen Baugebietes, und die Umgestaltung der Ortsmitte nehme konkrete Formen an.
Ein dringendes Thema auf der Agenda der Gemeinde sei jedoch die Suche nach neuen Ärzten. Durch Ruhestände hätten mehrere Mediziner in den vier Ortsteilen ihre Praxen bereits geschlossen oder stünden kurz davor. Während in einigen Fällen bereits Lösungen erkennbar seien, sei die Situation in anderen noch offen.
Ehrenamt als Rückgrat der Gemeinde
Ein besonderer Fokus lag auf der Würdigung des Ehrenamts. Tony Löffler hob die zahlreichen ehrenamtlichen Stunden hervor, die in der Gemeinde erbracht wurden. Sein Lob galt der Vereinsarbeit in Ubstadt-Weiher und den Stadtteilen sowie dem unermüdlichen Einsatz der Blaulichtfamilie. Allein die Feuerwehr habe im vergangenen Jahr 132 Einsätze bewältigt, betonte Löffler stolz.
Ein Höhepunkt des Abends war die Verleihung der Landesehrennadel Baden-Württemberg an Roland Pfenninger. Geehrt wurde er für sein Engagement im Heimatverein Ubstadt-Weiher und seine Arbeit zum Erhalt des Firstständerhauses in Zeutern. Die Auszeichnung wurde von Landtagsabgeordnetem Ulli Hockenberger angesteckt, der den Abend gemeinsam mit Bundestagskollege Olav Gutting als Ehrengast begleitete.
Abschließende Worte und ein Zitat mit Symbolkraft
In seinem kurzen Grußwort dankte Ulli Hockenberger dem scheidenden Bürgermeister für dessen langjährigen Einsatz. Löffler habe das Amt des Bürgermeisters von Grund auf gelernt und die Gemeinde nachhaltig geprägt, so Hockenberger.
Das letzte Wort des Abends hatte Tony Löffler selbst, der eines seiner Lieblingszitate wählte: „Auch aus Steinen, die uns in den Weg gelegt werden, können wir etwas Schönes bauen.“
Ein lockerer Ausklang
Nach erbaulichen und persönlichen Grußworten von Pfarrerin Luise Helm und der musikalischen Untermalung durch die Percussiongruppe des Musikvereins Ubstadt unter der Leitung von Andreas Rapport begann der ungezwungene Teil des Abends. Smalltalk, das gemeinsame Anstoßen mit einem Gläschen Sekt und der traditionelle Anschnitt der großen Neujahrsbrezel durch Bürgermeister und Gemeinderat rundeten den Empfang ab.