Das schon fast totgeglaubte System der Alarmsirenen kehrt zurück
Die älteren Hügelländer werden sich vielleicht noch lebhaft daran erinnern können. Während der Kalte Krieg vor Jahrzehnten die Menschen weltweit in beständige Unruhe versetzte, heulten die pilzförmige Sirenen auf den Dächern der dörflichen und städtischen Einrichtungen testweise sehr regelmäßig. Aufgebaut wurde das flächendeckende Warnsystem in Deutschland bereits in den 50er Jahren, nach dem Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs Anfang der 90er Jahre versank es zunehmend in der Bedeutungslosigkeit. Zwar finden sich immer noch auf vielen Gebäuden Vertreter der alten Einheitssirene von 1957, doch seit dem Beginn des Rückbaus anno 1993 hat sich deren Zahl mehr als halbiert.
Seither ist Deutschland in punkto Sirenensignale ein einziger Flickenteppich. Es gibt kein einheitliches Alarmierungssystem mehr, die verschiedenen Städte, Kommunen und Kreise setzen teilweise auf ganz unterschiedliche Verfahrensweisen. Um die Bevölkerung im Falle eines Falles zu warnen und zu informieren, gibt es zwischenzeitlich mehrere Strategien. Eine davon setzt auf Massen-Nachrichten über Handys und Smartphones, die bekanntlich heutzutage fast jeder mit sich herum trägt. Schon vor Monaten hat der Bundesrat ein System abgesegnet, das im Katastrophenfall gleichzeitig alle Handys in einem bestimmten Umkreis bzw Radius erreichen und dessen Nutzer warnen soll.
Doch was nützt die beste Warnung, wenn Sie aufgrund eines nicht griffbereiten oder ausgeschalteten Handys gar nicht erst empfangen wird. Diese Frage treibt natürlich auch die Experten um, spätestens seit der verheerenden Flutkatastrophe an der Ahr ist die Frage nach effektiven Zivilschutzsignale wieder äußerst brisant und aktuell geworden. Manchmal sind die einfachsten Antworten die besten und so kommt es, dass die bereits vom Aussterben bedrohten Sirenen überall im Land ein Comeback erleben. Als Teil der neuen Warnstrategie des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, werden vielerorts wieder Alarmsirenen installiert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Bereits im Spätjahr 2021 hat das Regierungspräsidium Karlsruhe 21 Kommunen in seinem Zuständigkeitsbereich entsprechende Zuschüsse gewährt, heute verkündet die Behörde die Förderung 19 weiterer Kommunen. „Wir sind sehr froh, dass wir so zeitnah weitere 19 Kommunen bei der Verbesserung ihrer Warninfrastruktur unterstützen können“, so Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder in einer aktuellen Mitteilung des Präsidiums.
Die Maßnahme baut auf einem Förderprogramm des Bundes auf, der allen Kommunen in Baden-Württemberg Zuschüsse in Höhe von etwa elf Millionen Euro gewährt. Die Gelder fließen aus dem sogenannten “Konjunktur und Krisenbewältigungspaket”. 63 weitere Sirenenanlagen werden nun in 19 weiteren Kommunen in der Region installiert : Unterm Strich 54 Sirenen in Dachmontage und 9 Sirenen auf Masten. Im Falle eines Falles sollen sie die Bevölkerung vor Gefahren warnen, kombiniert mit Durchsagen im Radio, Warnmeldungen per App und auf Infotafeln sowie voraussichtlich ab Ende 2022 mit oben umschriebenen Cell Broadcast via Smartphone/Handy.