Nur Neubau oder auch im Altbau?
Wer sich über die Wärmepumpe informieren will, findet sich schnell in einem endlosen Meer aus Fakten, Physik und Fake News wieder. Für Klaus Staudt ist die Wärmepumpe aber vor allem eines: die Zukunft.
Wenn wir schon über Physik reden, beginnen wir doch mit einem berühmten Zitat, das gerne dem Physiker Albert Einstein zugeschrieben wird: „Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius null – und das nennen sie ihren Standpunkt.“ Man könnte das auch ein bisschen gemeiner mit „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“ übersetzen, aber es soll hier heute nicht um Schuldzuweisungen gehen, sondern um eine kurze Bestandsaufnahme rund um eine Technologie, die in den letzten Jahren stark in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerückt ist. Viele reden über die Wärmepumpe, nur wenige aber wissen wirklich über sie Bescheid. Die Wahrnehmungen könnten dabei unterschiedlicher nicht sein – das habe ich schon im kleinen Kreis der Familie selbst erlebt.
Ich zum Beispiel habe in Eigenregie unseren energiefressenden 3-kW-Warmwasserboiler durch eine moderne Brauchwasserwärmepumpe ersetzt, die ausschließlich über ein kleines PV-Inselsystem betrieben wird. Seither habe ich – von der Investition abgesehen – keinerlei Kosten mehr für heißes Wasser. Mein Bruder wiederum, der sich im tiefsten Schwarzwald ein kleines Haus gekauft hat und es mit einer neuen Heizungsanlage ausstatten wollte, bekam von mehreren örtlichen Installateuren sowie seinem Schornsteinfeger den Hinweis: Wärmepumpe ist Quatsch, funktioniert nicht im Altbau, vergessen Sie das gleich wieder.
Derlei pauschale Aussagen hört man immer wieder, doch in den allermeisten Fällen sind sie einfach Unsinn, findet Klaus Staudt, und er muss es wissen. Mit seiner Firma, einem Familienbetrieb in dritter Generation, installiert er bereits seit vielen Jahrzehnten Wärmepumpen und ist von diesem System vollkommen überzeugt. Jedes Jahr installiert Staudt eine hohe Zahl an Pumpen in privaten Wohnhäusern, aber auch in Gewerbebetrieben – Tendenz steigend. Allein 2024 hat das Unternehmen durchschnittlich jeden dritten Tag eine Pumpe installiert.
Die physikalischen Fakten sprechen auch klar im Sinne dieses Fortschritts. Besonders beeindruckend ist der Wirkungsgrad der Systeme. Wärmepumpen können 3- bis 4-mal so viel Energie liefern, wie sie benötigen. Der sogenannte COP liegt in der Regel zwischen 3 und 5. Um das etwas plastischer auszudrücken: Eine Gasheizung hat einen Wirkungsgrad von circa 85 Prozent bei alten Geräten bis hin zu 98 Prozent bei neuer Brennwerttechnik, ähnlich sieht es bei der Ölheizung aus. Eine Wärmepumpe erreicht effektiv im Vergleich einen Wirkungsgrad von 300 bis 500 Prozent, natürlich abhängig von der Jahresarbeitszahl und den Betriebsbedingungen. Nicht der einzige Vorteil übrigens: Das System ist – je nach verwendeter Energie – umweltfreundlich, stößt im Betrieb keinerlei CO₂ aus, ist wartungsarm und last but not least unabhängig von den bekanntlich endlichen fossilen Energien.
In Neubauten ist die Überlegenheit der Technik auch mehr oder minder unbestritten, viele Mythen und Gerüchte ranken sich aber um das Thema „Wärmepumpe im Altbau“. Das pauschale „Nein“, das mein Bruder bei seinem Häuschen im Schwarzwald von mehreren Seiten vernommen hat, stimmt so einfach nicht, stellt Klaus Staudt klipp und klar fest. Er verweist auf unzählige Altbauten, in denen er eine Wärmepumpe verbaut hat und wo sie teilweise seit Jahren anstandslos und erfolgreich läuft. „Im Altbau funktioniert die Wärmepumpe genauso gut wie im Neubau – wenn die Rahmenbedingungen passen“, sagt er und meint mit Rahmenbedingungen in erster Linie Dämmung und vorhandene Heizkörper. Zwei Punkte, die in sehr vielen Fällen ein weitaus kleineres Problem darstellen, als mancher Hausbesitzer annehmen mag. So wurden beispielsweise in der Vergangenheit regelmäßig viel zu groß dimensionierte Heizkörper eingebaut, nicht selten doppelt so leistungsfähig, wie sie hätten sein müssen, weiß Klaus Staudt, der hierbei auf jahrzehntelange Erfahrungen – die eigenen und die seines Vaters – zurückgreifen kann. „Gusseiserne Rippenheizkörper sind oft besser für Wärmepumpen geeignet als moderne Blechheizkörper, weil sie eine größere Oberfläche haben“, erklärt Klaus. „… ein Vorteil, der uns heute zugutekommt.“
Dennoch ist natürlich kein Haus wie das andere. Eine Wärmepumpe wird erst dann installiert, wenn alles durchgerechnet wurde und die Zahlen passen: „Man kann nicht einfach ins Haus reinlaufen und sagen: ‚Wunderbar, Wärmepumpe passt.‘ Das funktioniert nicht. Wir rechnen alles genau durch“, erläutert Klaus Staudt sein Vorgehen. „Wir gehen niemals blauäugig rein.“ Dabei verweist er auf viele erfolgreiche Projekte mit Wärmepumpen in Altbauten wie zum Beispiel Fachwerkhäusern oder Gebäuden aus den 1950er- bis 1990er-Jahren. Wenn irgendwo einmal ein paar Kennziffern nicht stimmen sollten, dann lässt sich meist mit minimalem Aufwand nachbessern: ein bisschen Dämmung hier, ein größerer Heizkörper da – und schon passt die Rechnung wieder. Ein pauschaler Tausch aller Heizkörper ist für Klaus Staudt dabei einfach Unsinn, genauso wie die oft erhobene Forderung, überall Fußbodenheizung einziehen zu müssen. „Wir tauschen nur Heizkörper aus, wenn sie zu klein sind. Pauschal zu sagen, man muss alle Heizkörper austauschen, ist Unsinn.“
Klaus Staudt ist absolut überzeugt von der Wärmepumpe, für ihn ein unschlagbares System für jedermann. „Die Wärmepumpe passt zu jedem – das ist ein Fakt“, ist er sicher und schickt hinterher: „Die Wärmepumpe ist ein System für die Zukunft. Da ist sich die Fachwelt einig.“ Kritisch sieht er hingegen die vielen Skeptiker in der Branche, insbesondere manche Energieberater oder kleine Handwerksbetriebe, die nach Klaus Staudts Meinung mangels Erfahrung an veralteten Überzeugungen festhalten – oder weil ihnen schlicht das Vertrauen in die Technik fehlt. Hinzu kommen viele fehlgeleitete Diskussionen in der Politik, die aus der Verunsicherung der Menschen Kapital schlagen wollen – allerdings nicht im Dienste von Physik oder Nachhaltigkeit, sondern vielmehr aus kalkuliertem Eigeninteresse heraus. Dennoch ist er sicher: An der Wärmepumpe führt mittelfristig kein Weg vorbei. Insbesondere in Kombination mit einer PV-Anlage ist das System für Klaus Staudt einfach unschlagbar.
Doch so schön eine Wärmepumpe auch ist – insbesondere wenn der Strom dafür zu großen Teilen von der eigenen PV-Anlage kommt – ein solches System muss man sich eben auch leisten können. In Deutschland sind die Kosten dafür höher als im europäischen Umland. Zwischen 30.000 und 50.000 € müssen investiert werden, auch wenn ein beachtlicher Teil durch Zuschüsse und Förderungen kompensiert werden kann. Doch vergleichsweise hohe bürokratische Auflagen, steuerliche Belastungen, Lohnkosten und Fachkräftemangel sind in Deutschland echte Hemmschuhe für den großflächigen Durchbruch der Technik.
Dass er dennoch irgendwann kommen wird, da ist sich Klaus Staudt absolut sicher. Tatsächlich sprechen etliche Entwicklungen für diese Einschätzung: Heizungen, die auf fossilen Energien wie Gas oder Öl basieren, haben langfristig keine Zukunft, weil fossile Brennstoffe immer knapper und teurer werden, während ihr Einsatz erheblich zur Klimakrise beiträgt. Politische Maßnahmen wie CO₂-Steuern und Verbote fossiler Heizungen machen sie zunehmend unrentabel. Gleichzeitig fördern erneuerbare Energien wie Wärmepumpen oder Solarthermie den Umstieg auf nachhaltige Technologien, die umweltfreundlicher und zukunftssicherer sind. Oder anders ausgedrückt: Fossile Systeme sind einfach nicht kompatibel mit den Klimazielen und der globalen Energiewende.
Die vergleichsweise hohen Kosten in Deutschland sollten der Politik als Herausforderung dienen, ebenso eine gewisse Verlässlichkeit, was die Entwicklung der Stromkosten angeht. Wie volatil Gas- und Ölpreise sind, haben wir in der Vergangenheit bereits schmerzlich erfahren dürfen. Die Akzeptanz der Technologie Wärmepumpe würde daher in jedem Fall von überschaubaren Strompreisen profitieren. Die Diskussion darüber ist nicht nur entbrannt, sondern steht lichterloh in Flammen. Wie sich dieses Schlachtfeld entwickeln wird, wird sich auch im Nachgang der anstehenden Bundestagswahlen zeigen müssen.
Da warte ich noch 10 Jahre ab, wie sich die Dinger vor der Haustür oder im Garten so halten 😉. Alles andere ist nur wieder eine große Show 😉
Naja, ich spreche Herrn Staudt sicherlich nicht seine Fachkompetenz ab, aber am Ende verdient er gerade mit der Umrüstung alter Heizungssysteme auf Wärmepumpen sein Geld. Ob aus dieser Richtung kritische Äußerungen zu erwarten wären, halte ich für fraglich.
Pauschalierungen sind in beide Richtungen falsch.
Wie z.B. der Wirkungsgrad – der ist abhängig von der Technik (Wasser/Wasser, Erde/Wasser, Luft/Wasser). Am schlechtesten schneidet Luft/Wasser ab – also die Technik, die aufgrund der vergleichsweise niedrigen Investitionskosten und der einfachen Installation vorzugsweise zum Einsatz kommt – der COP liegt bei 3. Diese Technik ist im Vergleich zu den anderen zusätzlich auch noch abhängig von Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit. Ungünstige Bedingungen (wie man sie vorzugsweise im Winter antrifft) können den COP auf 2 oder weniger drücken, was sich natürlich auf den Stromverbrauch auswirkt.
Leider sind die Diskussionen rund um die Wärmepumpe emotional sehr aufgeladen, und die Wärmepumpe eine Glaubensfrage. Die Politik tut alles dafür, die Menschen maximal zu verunsichern und hat nebenbei mit ihren satten Subventionen und dem künstlich erzeugten „Run“ auf diese Technik die Preise massiv in die Höhe getrieben.
Es bleibt zu erwarten, dass zunehmend Anbieter aus dem asiatischen Raum auf den Markt drängen und die Preise für Wärmepumpen grundsätzlich fallen werden. Ich halte es wie mein Vorredner – erstmal nichts übers Knie brechen und dann zu gegebener Zeit ergebnisoffen prüfen, ob diese Technik auch für unser älteres Haus in Frage kommt.