Die Neuen im Glashaus

|

Mit nur 23 Jahren übernimmt Elias das Mingolsheimer Kult-Café Glashaus

Kaum einer in Bad Schönborn hat es wirklich mitbekommen, dafür ging einfach alles zu schnell. Seit rund einer Woche weht ein frischer Wind durch das Mingolsheimer Glashaus, seit Jahrzehnten eine Institution in der Kurgemeinde. Direkt am Rathaus in der Monestraße gelegen, gibt es hier seit Ewigkeiten schon am Morgen Frühstück, am Mittag Deftiges, Nachmittags Kaffee und am Abend Cocktails oder ein Bierchen – wohlgemerkt an sieben Tagen die Woche.

20 Jahre lang hat zuerst sein Bruder und danach Francesco „Franz“ Ranaldi, das Glashaus betrieben. Ein Name, den man in der Region durchaus kennt, beispielsweise aus dem “La Oliva” im benachbarten Östringen. 2017 hat Franz uns gegenüber seinen Ruhestand in fünf Jahren angekündigt und – ein Mann ein Wort – diesen Plan nun in die Tat umgesetzt. Übergeben hat er sein Schätzchen mit der namensgebenden, verglasten Front nicht etwa an einen alten Hasen, sondern an einen Newcomer. Der heißt Elias Hillenbrand, ist 23 Jahre alt, gebürtiger Kronauer und zudem ausgebildeter Koch.

Am Sonntag vor einer Woche feierte er nach nur 14 Tagen Zeit für den Neustart seine Premiere. Hinter ihm liegen zwei anstrengende Wochen, in denen Elias nur sehr wenig Zeit im Bett, dafür umso mehr in seinem Glashaus verbracht hat. “Man ist irgendwie nie fertig“, grinst er und nippt an seinem Milchcafé. “Es gibt immer irgendetwas zu tun”. Hinter ihm steht sein Freund Mitja am Tresen und richtet die Getränke für eine Bestellung. Er arbeitet schon länger im Glashaus, stellte den Kontakt zwischen Elias und Franz her – das Ergebnis dieser Bekanntschaft hat nun Gestalt angenommen. Auch Mitja sieht etwas übernächtigt aus, hat genauso wie Elias in den letzten Wochen permanent Gas gegeben, um den Neustart gelingen zu lassen.

Ob Franz denn keine Bedenken hatte, sein Glashaus einem Novizen zu überlassen, wollen wir von Elias wissen, aber dieser winkt gelassen ab. “Das hat für ihn gut gepasst, schließlich hat er selbst auch mit 23 seinen ersten Laden übernommen”. Etwas nervös ist er aber hier und da schon noch, schließlich gibt es reichlich Neuland zu entdecken. Besonders der Papierkram hinter den Kulissen kann ganz schön fordernd sein. Im Großen und Ganzen wirkt Elias aber entspannt, schließlich ist die Gastronomie für ihn schon längst kein Neuland mehr. Nach seiner Ausbildung in einem Hotel in Bad Schönborn hat er bereits Erfahrungen im Phoenix-Café in Bruchsal sowie im Karlsruher Kesselhaus sammeln können. Aber klar, der Wechsel aus einem Angestelltenverhältnis hinein in die wilde Selbstständigkeit braucht Mut und Sitzfleisch.

Erneuerung um jeden Preis steht aber nicht auf der Agenda. Das altbewährte Konzept des Glashauses will Elias erst einmal nicht anrühren, der Ort soll für die Mingolsheimer genauso vertraut bleiben, wie er es bis jetzt war. Die Öffnungszeiten, die Speisekarte und das Flair haben sich im Dorf etabliert. Wie heißt es doch so schön: “never change a running system”. So sind es zunächst eher kleine Justierungen, die Elias an der gut geölten Maschine Glashaus vornehmen möchte. Den Mittagstisch will er ausbauen, im Sommer regelmäßig Cocktailabende auf die Beine stellen und zudem hin und wieder auch kleine Events mit Musik, Spaß und eben all dem, was das Glashaus ausmacht.

Vorheriger Beitrag

Yggdrasil ist gefallen

Nachhaltig & karitativ: Über 2.900 Euro für Kirchliche Sozialstation SW

Nächster Beitrag

4 Gedanken zu „Die Neuen im Glashaus“

  1. Finde ich Spitze, dass junge Leute zum Zug kommen. Genau richtig so! Wünsche viel Erfolg! Auf weitere 20 Jahre Glashaus.

Kommentare sind geschlossen.