Die Mönche vom Wigoldesberg

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Der alte Stifterhof in Odenheim blickt zurück auf eine fast 1000-jährige Geschichte

Einsam und ruhig liegt er da, in den nur mäßig wärmenden Strahlen der Mai-Sonne. Der alte Stifterhof zwischen den Östringer Stadtteilen Eichelberg, Tiefenbach und Odenheim. Seit gut zehn Jahren beherbergen die alten Mauern eine Außenstelle des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg, sind zudem beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen durch die grünen Hügel drumherum. Wer genau hinsieht, kommt nicht umhin zu bemerken, dass es sich hierbei nicht einfach um ein altes landwirtschaftliches Anwesen handelt… Welcher Bauernhof verfügt auch schon über zwei Wehrtürme? Tatsächlich blickt der Stifterhof in naher Zukunft auf einer bereits 1000-jährige Geschichte zurück. Vor recht genau 900 Jahren wurde er das erste Mal in alten Unterlagen erwähnt, damals lebten und beteten hier Mönche des Benediktinerordens. Gegründet wurde das Kloster von den Grafen von Lauffen auf dem nahen Wigoldesberg, heute vielen auch als Greifenberg bekannt. Bereits ein paar Jahre später erfolgte dann der Umzug ins Tal, just an jene Stelle, auf der heute der Stifterhof zu finden ist.

Im 12. Jahrhundert erlebte das Kloster seine goldenen Ära. Kaiser Friedrich II. erhob die Anlage zur Reichsvogtei, das Dorf Eichelberg wurde in nächster Nachbarschaft gegründet und Odenheim erlebte durch das neu zugeteilte Marktrecht einen wirtschaftlichen Aufschwung. Als im Laufe des 14. Jahrhunderts die Lage in Europa – mitunter durch den Ausbruch des Hundertjährigen Krieges – zunehmend brenzlig wurde, beschlossen der damalige Abt, sowie mehrere seiner Nachfolger, den Ausbau des Klosters zur Wehranlage. Offenbar mit Erfolg – einem Angriff im Jahr 1461, konnte die Anlage mühelos standhalten.

Ende des 15. Jahrhunderts wurde das Kloster auf Wunsch des Kaisers Maximilian durch den damaligen Papst Alexander in ein Ritterstift umgewandelt. Aufgrund von Bauernunruhen und Streitigkeiten mit dem nahen Odenheim, verlegte nur wenige Jahre später der Speyerer Bischof den Ritterstift dann aber nach Bruchsal. Tatsächlich brannten aufgebrachte Bauern das alte Kloster schließlich nieder. Ihnen ging es dabei auch um die Vernichtung von Schuldscheinen, da diese aber bereits nach Bruchsal verbracht worden waren, verschlang das Feuer letztlich eine historisch bedeutsame Bibliothek, die mitunter auch eine Abschrift des Nibelungenliedes enthalten haben soll. Die Ruine des Klosters diente fortan den Odenheimern als Quelle für Baumaterial, viele Sandsteine aus der alten Anlage finden sich noch heute in den Bauwerken Odenheims wieder.

Der Stifterhof wie wir ihn heute kennen, wurde erst nach dem Dreißigjährigen Krieg gegen Ende des 18. Jahrhunderts errichtet. Zusätzlich zu den bereits vorhandenen Wehranlagen wurden eine Meierei, eine kleine Kirche, eine Kapelle und weitere Wirtschaftsgebäude gebaut. Im Zuge der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts fiel die Ansage schließlich an das Land Baden und befindet sich noch heute in öffentlicher Hand. An die längst vergangenen Tage von Mönchen und Rittern, erinnern heute noch die zwei erhaltenen Wehrtürme, ein paar Mauerreste und einige Kellergewölbe.

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