Die Last der Vergangenheit

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Um das Schulzentrum Ubstadt-Weiher gut und sicher für die Zukunft aufzustellen, muss zuerst der Ballast vergangener Tage entsorgt werden

Ein bisschen sieht es im hermetisch abgeschotteten Baubereich der Hermann-Gmeiner-Schule in Ubstadt-Weiher aus wie auf einer Raumstation. Massive Luftschleusen, schwere,luftdichte Kunsstoffplanen und dazwischen Facharbeiter mit Masken, Schutzbrillen und Schutzanzügen. Die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen sind notwendig um die in der alten Bausubstanz enthaltenen Asbestfasern ohne Gefahr entfernen zu können. Das überholte Baumaterial, dessen Name vom griechischen Wort Unvergänglichkeit abgeleitet wird, wurde noch bis in die Siebziger Jahre hinein auf unzähligen Baustellen verarbeitet, bis es aufgrund der von ihm ausgehenden Gesundheitsgefährdungen schließlich verboten wurde. Da der bereits vor über 120 Jahren entdeckte Baustoff auch in den Wandverkleidungen der Hermann-Gmeiner-Schule enthalten ist, muss dieser nun im Zuge der Sanierung des Schulzentrums akribisch abgetragen werden. Dazu wird der entsprechende Bereich versiegelt und die Raumatmosphäre mit einem Unterdruck versehen. Auf diese Art und Weise können die Fasern nicht in die Umwelt gelangen, werden über massive Luftabsaugsysteme und HEPA-Filter gesammelt und sicher entsorgt.

Bis Ende April soll die Schadstoffsanierungen abgeschlossen sein, weiß Architekt Bernhard Rapp vom Architekturbüro Weindel aus Karlsruhe, der die Bauleitung des Gesamtprojektes innehat. Bis zum Herbst 2023 soll das Bauvorhaben schließlich abgeschlossen werden. Bis dahin bleiben die Rahmenbedingungen aber weiter sportlich. So soll der dritte Bauabschnitt parallel zum Schulbetrieb stattfinden – das vor dem Schulzentrum errichtete Containerdorf, in dem in den letzten Monaten unterrichtet wurde, wird vorher wieder abgebaut. Bauarbeiter und Schüler werden sich dabei aber nicht ins Gehege kommen, die entsprechenden Abschnitte werden strikt voneinander getrennt. Anderthalb Jahre müssen die Schülerinnen und Schüler des Alfred-Delp-Schulzentrum also noch etwas zusammenrücken, Logistik und Jonglage der zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten werden hier und da eine Herausforderung für das Zusammenspiel aus Bau- und Schulleitung.

Zwischenzeitlich sind die Arbeiten im Gebäude der Realschule so gut wie abgeschlossen. Die Haustechnik wurde komplett erneuert, die Raumaufteilung angepasst, Böden, Wände und Leitungen saniert und modernisiert. Das rundum erneuerte Lehrerzimmer sowie das Direktorat sind bereits in Betrieb, ebenso die neuen Klassenräume und der nagelneue EDV-Raum auf dem neuesten Stand der Technik. Auch die strengen Vorgaben des Brandschutzes wurden vollumfänglich umgesetzt, dazu zählen auch eine neue Fluchttreppe und der Fluchtbalkon. An letzterem fehlen derzeit noch die Verkleidungselemente, ein Umstand der Lieferengpässen geschuldet ist. Diese bereiten der Bauleitung bereits seit Monaten Sorgen, könnten nun durch den Ukraine-Konflikt weiter verschärft werden. Einige Materialien haben bereits erhebliche Lieferverzögerungen, bislang aber nichts, das die Bauarbeiten völlig ausbremsen könnte.

Die Gemeinde Ubstadt-Weiher investiert in einem außergewöhnlichen, finanziellen Kraftakt einen hohen Millionenbetrag in die Sanierung des 2014 durch die Fusion der Hermann-Gmeiner-Schule und der Alfred-Delp-Schule entstandenen Schulzentrums. Die in die Jahre gekommenen Gebäude werden dabei grundlegend saniert und modernisiert, zudem entstand mit einem imposanten, gläsernen Korridor eine Verbindung der beiden bisher getrennten Räumlichkeiten.

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1 Gedanke zu „Die Last der Vergangenheit“

  1. Vorbildlich!!! Wenn sich nur jede Gemeinde so um ihre Altlasten kümmern würde. Woanders wird so ein Problem totgeschwiegen…

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