Die Kraichtaler Kreisel-Krise

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Lange Staus direkt nach Einrichtung der Kreisverkehr-Baustelle zwischen Unteröwisheim und Münzesheim

Jedem, der die zähen Verkehrsflüsse durch Kraichtal kennt, war es bereits im Vorfeld klar – die neue Baustelle zur Errichtung eines Kreisverkehrs am östlichen Ende von Unteröwisheim auf Höhe der Abzweigung Richtung Oberöwisheim wird ein echte Belastungsprobe. Dort wo sich bereits schnell ein ordentlicher Rückstau bildet, wenn auch nur ein Fahrer kurz am Straßenrand hält, um einen Brief einzuwerfen, war das sich nun vollziehende Problem im Grunde voraus programmiert. Direkt nach der Einrichtung des ersten Bauabschnitts am Montagmorgen, in welchem der Verkehr mittels Ampelschaltung einseitig an der Baustelle vorbeigeführt werden soll, bildeten sich quasi sofort lange Rückstaus. In den sozialen Netzwerken brach sich der Unmut noch am selben Tag Bahn, Anlieger und Pendler berichteten von extrem zähen Verkehrsflüssen und Wartezeiten von bis zu einer Stunde – wohlgemerkt nur um einen wenige 100 Meter umfassenden Abschnitt zu passieren. Betroffen von der Misere sind auch Schulbusse, die ebenso wie alle anderen Verkehrsteilnehmer im Stau stecken bleiben. Am heutigen Morgen trafen so z.B. Schüler/innen der Gemeinschaftsschule in Münzesheim mit einer Verzögerung von gut einer Stunde im Unterricht ein.

Das Regierungspräsidium Karlsruhe sieht sich als ausführende Behörde nun starker Kritik ausgesetzt. Auch Kraichtals neuer Bürgermeister Tobias Borho, für den die Situation im doppelten Wortsinn die erste große Baustelle seiner Amtszeit ist, schließt sich dieser Kritik an und formulierte in einem offenen Brief einige zentrale Forderungen um die Situation schnellstmöglich zu verbessern. Dazu zählen kurzfristig umsetzbare Punkte wie die Optimierung der Ampelschaltung und die Ausweisung von Ausweichstrecken sowie vermutlich eher schwieriger umzusetzende Punkte wie ein vorübergehendes Durchfahrtsverbot für LKW oder die Beschleunigung der Planungen für die Bruchsaler Umgehungsstraße B35 Ost.

In dem direkt an Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder adressierten Schreiben kritisierte Borho zudem das Ausbleiben im Vorfeld besprochener Ausgleichsmaßnahmen und forderte aufgrund der akuten Situation eine Umsetzung der optimierten Ampelschaltung und der Ausweisung von Ausweichstrecken binnen zwei Tagen. Das Schreiben hat offenbar direkt Wirkung gezeigt. Wie der Bürgermeister am Dienstag mitteilte, soll die verbesserte Ampelschaltung noch im Laufe des Tages realisiert werden, zudem wird eine überörtliche Umleitung ausgeschildert. Letzteres dürfte allenfalls eine symbolische Wirkungen entfalten, effektiv nötig wäre die Ausweisung lokaler Ausweichstrecken, wenngleich die Begebenheiten vor Ort diesbezüglich hier eher schwierig sind.

Die Situation erinnert stark an die Großbaustelle vor einigen Jahren, als in Unteröwisheim der Straßenbelag erneuert und eine Sperrung der kompletten Landesstraße die Folge war. Damals kam der Verkehr regelmäßig in den Stoßzeiten zum Erliegen, erst nach Protesten aus der Bevölkerung wurden lokale Ausweichstrecken eingerichtet um die Situation zu entspannen. Das damalige Chaos scheint allerdings keinen wirklichen Lerneffekt in Karlruhe entfaltet zu haben, nur so ist jedenfalls zu erklären, wieso besagte Maßnahmen nicht gleich zur Einrichtung der aktuellen Baustelle am Kreisverkehr in die Wege geleitet wurden.

Doch egal welche Maßnahmen zur Entlastung nun kurzfristig auf den Weg gebracht werden können, schon jetzt ist klar, die nächsten Monate werden hier und da schwierig. Voraussichtlich bis Ende des Jahres wird die Baustelle dauern, zeitweilig sogar unter Vollsperrung. Während der Sommerferien dürfte der Druck zwar etwas verringert werden, spätestens im September geht es dann aber wieder ans Eingemachte.

Wer glaubt, dass danach endlich erst einmal Ruhe herrscht, der muss allerdings leider enttäuscht werden. Bereits heute laufen die Planungen für die Errichtung eines weiteren Kreisverkehrs in Unteröwisheim auf der Ubstadt zugewandten Seite. Dieser soll das dort neu zu erschließende Gewerbegebiet an die Landesstraße anbinden.

Update 18:00 Uhr: Nach Rückmeldung mehrerer Leser/innen, scheint die modifizierte Ampelschaltung gut zu funktionieren. Offenbar klappt die „Durchreise“ durch Unteröwisheim nun erheblich besser, als noch zuvor.

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3 Gedanken zu „Die Kraichtaler Kreisel-Krise“

  1. Als häufiger Nutzer dieser Strecke von Münzesheim nach Unteröwisheim Frage ich mich, welchem Zweck hier ein Kreisverkehr dienen soll. Ich bin auch Befürworter von Kreiseln, da wo diese sinnvoll sind. Die nun geänderte Ampelschaltung um den Verkehrsfluss auf der Hauptroute zu verbessern beweist doch die Sinnlosigkeit dieses geplanten Kreisels. Aus dem Bereich Oberöwisheim heraus kommen doch relativ wenige Fahrzeuge, die im Regelfall auch problemlos in die Hauptroute einbiegen können (so meine bisherigen Beobachtungen). Hier wird sehr viel Geld verbrannt, welches man sicher an anderen Stellen sinnvoller verbauen könnte.

    • Da bin ich ganz Ihrer Meinung! Fahre die Strecke auch jeden Tag und wirklich viele Autos biegen nicht nach Oberöwisheim ab bzw. kommen von dort.

  2. Das Abbiegen aus Richtung Oberöwisheim besonders in Richtung Münzesheim ist alles andere als problemlos! Zu manchen Tageszeiten ist sogar fast unmöglich…

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