In Tiefenbach wollen sich Petra und Manuel mit glücklichen Hühnern ein neues Leben aufbauen. Das geht aber nur mit ganz besonderen Bodyguards auf der grünen Wiese.
Groß und grün steht es da mitten in der Ortsdurchfahrt von Tiefenbach, geduldig schiebt sich der Verkehr auf der verbleibenden Spur an dem Koloss vorbei. Erst einen Tag zuvor wurde das brandneue Hühnermobil ausgeliefert, erzählt Manuel stolz und zeigt mir zusammen mit seiner Frau Petra den mobilen Hühnerstall im Großformat. Es gibt alles was ein Hühnerherz erfreut – diskrete Brutboxen mit reichlich Privatsphäre, Sitzgelegenheiten, Trinkwasserspender, automatische Förderbänder für das Futter und der anfallende Mist kann sogar mit einer Raupe direkt aus dem Stall nach draußen befördert werden. Mit Energie versorgt wird das Hühnermobil direkt über eine Solaranlage auf dem Dach, so ist der autarke Betrieb auch draußen auf der grünen Wiese problemlos möglich. Billig war diese Anschaffung nicht. “Das entspricht in etwa einem Mercedes“, sagt Manuel und fügt hinzu “…und zwar keinem kleinen”.
Dennoch haben sich Petra und Manuel für die Investition entschieden, wollen sie doch ihren bisher ausschließlich im Nebenerwerb geführten landwirtschaftlichen Betrieb im Östringer Stadtteil Tiefenbach Stück für Stück weiter ausbauen, möglichst um davon richtig und gut leben zu können. Bisher arbeiten beide noch hauptberuflich anderweitig, Manuel bei einem Weingut, Petra in der Altenpflege, doch ihr Herz schlägt für das Landleben. So bauen sie Obst und Gemüse auf ihrem kleinen Hofgut in Tiefenbach an, verkaufen selbst erzeugte und regionale Produkte in ihrem Hofladen – einer kleinen Holzhütte in ihrem Innenhof, die Manuel selbst gebaut hat.
Besonders stolz sind Petra und Manuel aber auf ihre Hühner und vor allem deren Eier. Von weit her kommen die Kunden, um die frischen Landeier direkt vom Hof zu kaufen, das Geschäft läuft so gut, dass es sich ausschließlich über den Direktverkauf trägt. Ihr Geheimnis: Die möglichst naturnahe und tierfreundliche Haltung der Hühner. So füttern Petra und Manuel ausschließlich regional erzeugtes Futter, das gänzlich ohne gentechnische Manipulation auskommt. Zudem haben die Tiere durch das Hühnermobil Zugang zur grünen Wiese und das von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Auch der neue mobile Stall wird in Kürze auf einer Tiefenbacher Wiese aufgestellt, wo die Hühner ganztägig ihren – nun ja- Hühner-Verrichtungen nachgehen können.
Jeder Hühnerhalter weiß, der Auslauf unter freiem Himmel ist mit immensen Risiken verbunden. Füchse und Raubvögel haben es auf die Tiere abgesehen, weswegen sich mancher Betrieb pragmatisch hauptsächlich auf die Stallhaltung verlegt. Doch für dieses Problem haben Petra und Manuel eine unkonventionelle, aber höchst effiziente Lösung gefunden. Die Hühner teilen sich ihre Wiese mit den beiden Alpakas “Romeo und Julia“, die wie große Geschwister auf das Federvieh achtgeben. Auch wenn man es den knuffigen, wolligen Tieren nicht ansieht – mit ihnen ist im Falle eines Angriffs nicht gut Kirschen essen. Einen Fuchs oder einen Raubvogel schlägt die ursprünglich aus den Anden stammende Kamelart locker in die Flucht. So können sich die Hühner ganz entspannt auf das Scharren und Picken konzentrieren und weitgehend stressfrei durch den Tag kommen.
