Die Mutter aller Bruchsaler Abkürzungen seit 155 Jahren
Es war im Jahr 1867, als der Bruchsaler Bäcker Andreas Rössler den langen Umweg über die Steighohle hinauf zu seinen Weinbergen um das Belvedere endgültig satt hatte. Es musste doch einen schnelleren Weg geben, um von der Huttenstraße hinauf zu seinem Wengert zu kommen.. Als findiger Brusler schnappte sich Andreas also Schaufel und Spitzhacke und legte eine Treppe vom Bruchsaler Tal hinauf zu seinen Reben an. Damals, vor 155 Jahren, lag oberhalb des alten Bruchsals, abgesehen vom Belvedere, noch nichts Nennenswertes dort oben. Gärten, ein paar Wäldchen und eben Andreas Weinberge. Die alte Staffel muss man sich daher noch als improvisierte Stiege vorstellen, über die Andreas seine Gerätschaften und nach der Weinlese die Trauben transportieren konnte. Am Ende der Treppe errichtete Andreas im selben Atemzug ein kleines Weinberghäuschen, besser bekannt als Wingerthäusle. Anders als seine vielen Pendants in den Kraichgauer Weinbergen, handelte es sich hierbei aber nicht nur um einen simplen Bretterverschlag, sondern um ein edles kleines Steinhaus mit gotischen Fenstern und mittelalterlich anmutenden Zinnen. Im Inneren soll sich lediglich ein Tisch, ein Stuhl, ein Ofen und eine Liege befunden haben, im Keller – so die Sage – stets ein offenes Fässchen Wein zur Befeuchtung durstiger Kehlen.
Seine Abkürzung und das Häuschen an deren Ende, konnte Andreas Rössler gerade einmal acht Jahre lang genießen. Er starb anno 1875 im für damalige Zeiten rüstigen Alter von 73 Jahren. Noch heute sind seine beiden Bauwerke aber echte Bruchsaler Wahrzeichen, nach seinem Tod kaufte die Stadt sowohl die Treppe als auch das Häuschen. Die ersten Stufen mussten zwar verlegt werden, weil in unmittelbarer Nähe eine Quelle erschlossen wurde, die von einer örtlichen Brauerei genutzt wurde, der Rest allerdings wurde mehrfach ertüchtigt und steht auch noch heute den Bruchsalern für den schnellen Aufstieg von der Huttenstraße zur sich heute oberhalb befindlichen Adolf-Bieringer-Straße zur Verfügung. Im alten Wingerthäusle ist seit langen Jahren das Graf Kuno Museum beheimatet.