Der Neue auf dem Eichelberg

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Kommandowechsel beim ABC-Abwehrkommando vor dem Schloss Bruchsal

Wenn im zivilen Leben ein Wechsel an einer Führungsspitze ansteht, dann gibt es einen Blumenstrauß, einen Händedruck und vielleicht noch einen Umtrunk mit Kollegen beim örtlichen Italiener. Wenn bei der Bundeswehr ein Kommandowechsel ansteht, übt sich die Truppe indes nicht wirklich in Bescheidenheit. Vor der prunkvollen Kulisse des Bruchsaler Schlosses, fand am Dienstagmittag – nicht minder prunkvoll – der Übergabeappell des derzeitigen Kommandeurs Oberst Klaus Werner Schiff an den neuen Kommandeur Oberst Stephan Saalow statt.

Bezeugt von zahlreichen Gästen, sowohl aus dem militärischen als auch dem zivilen Bereich, darunter auch die Abgeordneten Fischer, Gutting und Balzer sowie Bürgermeister Glaser, meldete sich der scheidende Kommandeur Oberst Schiff streng nach Protokoll beim Inspekteur der Streitkräftebasis Generalleutnant Martin Schelleis ab. Dieser übergab im Anschluss besagtes Kommando an Oberst Stephan Saalow, der künftig auf dem Bruchsaler Eichelberg die höchste militärische Autorität repräsentiert.

Begleitet wurde die Zeremonie im Beisein von rund 300 Soldat/innen musikalisch durch das Heeresmusikkorps Ulm – vom Einmarsch der Truppe über die Übergabe der Truppenfahne bis zum Ehrenzug des scheidenden Kommandeurs am Ende des Appels.

In ihren Ansprachen thematisierten sowohl Generalleutnant Martin Schelleis als auch Oberst Schiff das wohl größte Thema in der Truppe – das dramatische Ende des Afghanistan-Einsatzes vor wenigen Wochen. 160.000 Soldaten haben im Zuge dieses Einsatzes in Afghanistan ihren Dienst verrichtet, nach Auffassung von Martin Schelleis hat die Bundeswehr dabei ihren militärischen Auftrag erfüllt. Er begrüße nun aber auch die öffentliche Diskussion, in der Fragen gestellt werden wie “War der Einsatz die vielen Opfer wert?” und breiter gefasst: “Was wollen die Deutschen von und mit ihrer Bundeswehr?” Beides durchaus berechtigte Fragen, deren Antworten niemand leichtfertig und ohne darüber nachzudenken formulieren sollte. 20 Jahre lang dauerte der Afghanistan-Einsatz – die in Masar-i-Scharif stationierte Bundeswehr verlor in diesen zwei Jahrzehnten 59 Soldaten.

Künftig wird also Oberst Salow die Truppe auf dem Eichelberg kommandieren. Das hier stationierte ABC-Abwehrkommando ist innerhalb der Bundeswehr für die Abwehr von (A)tomaren (B)iologischen und (C)hemischen Bedrohungen und Gefahren zuständig. Dies gilt nicht nur für Auslandseinsätze der Bundeswehr, sondern auch für mögliche Szenarien im Inland. Bei schweren Unglücken oder Katastrophen kann das Kommando in Einklang mit Artikel 35 des Grundgesetzes auch zur Amts-und Katastrophenhilfe eingesetzt werden.

Oberst Stephan Salow hat seine militärische Laufbahn 1986 bei der ABC Abwehrkompanie in Emden begonnen, war bereits ABC-Abwehroffizier beim Kommando Spezialkräfte in Calw, Referent für Militärpolitik beim Auswärtigen Amt in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Brüssel, sowie Special Advisor in der “Commanders Action Group” in Norfolk USA. Von 2006 bis 2007 war er bereits einmal in Bruchsal stationiert.

Für den scheidenden Oberst Klaus Werner Schiff endet an diesem Tag seine militärische Karriere, er zieht sich nun in den Ruhestand zurück. Wie er an seine Frau gewand mit einem Augenzwinkern hinzufügte, stehe er nur noch für leichte und überschaubare Aufgaben im Familienkreis zur Verfügung.

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