Der Kampf ums Rathaus – Bad Schönborn hat die Wahl

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Der Wahlkampf ist in der heißen Phase angekommen

Vier Kandidaten wollen Bürgermeister in der Kurgemeinde werden

Am Dienstag stellten sich die Bewerber gemeinsam der Öffentlichkeit vor

Was man den Menschen in Bad Schönborn definitiv nicht vorwerfen kann, ist Ihr Interesse an der kommunalen Politik. Die kleine Kraichgauhalle in der Ortsmitte von Langenbrücken als voll zu bezeichnen, würde den Tatsachen nicht gerecht werden. Die Menschen standen dicht gedrängt bis in den letzten Winkel, viele von ihnen fanden am Ende keinen Platz mehr. Schon an dieser Stelle bleibt zu hoffen, dass der Wahlausschuss daraus seine Lehren ziehen wird und die kommende Infoveranstaltung in Mingolsheim nicht wie geplant in der Ohrenberghalle, sondern in der größere Schönbornhalle abhalten wird.

Für all jene die gestern noch einen der begehrten Plätze in Langenbrücken ergattern konnten, bot sich eine durchweg spannende Vorstellung. Die Bürgermeisterwahl in Bad Schönborn dürfte in der Tat eine der interessanteren Wahlen im Kraichgau werden, treten doch hier durchweg potente Bewerber in den Ring und nicht wie beispielsweise letztes Jahr im benachbarten Ubstadt-Weiher Nischen-Kandidaten ohne echte Chancen.

Mit insgesamt drei Herausforderern sieht sich Amtsinhaber Klaus-Detlev Huge dieser Tage konfrontiert. Da wäre zunächst die 51-Jährige Politologin Sybille Klett sowie der 42-Jährige Industriemechaniker Christian Kerti. Vor wenigen Tagen stieg dann noch mit Holger Seufert Kandidat Nummer vier in den Ring. Alle Bewerber um den Chefposten in der Kurgemeinde hatten gestern Abend jeweils 15 Minuten Zeit um sich und ihre Ziele vorzustellen. Die Reihenfolge orientierte sich dabei am zeitlichen Eingang der Bewerbungen.

Klaus-Detlev Huge

Klaus-Detlev Huge

So war es am Amtsinhaber die Vorstellungsrunde zu eröffnen. Klaus-Detlev Huge ist 57 Jahre alt, verheiratet, Vater von fünf Kindern und seit 2011 Bürgermeister in Bad Schönborn. Der kürzlich in die Gemeinde gezogene Sozialdemokrat hat ein Magister in Politik und Geschichte und arbeitete rund zwei Jahrzehnte lang in der Heidelberger Stadtverwaltung. Bei seiner Vorstellung setzte er auf die Vorteile des Amtsinhabers und verwies auf das Geleistete und die Errungenschaften in den bisherigen Jahren seiner ersten Amtszeit. Auf einer Art imaginärem Rundgang durch die beiden Teilorte Bad Schönborns, zog er Bilanz über die Verbesserungen die in seinen acht Jahren als Bürgermeister erzielt werden konnten. Darunter waren das LKW Fahrverbot in Langenbrücken, die Neugestaltung des dortigen Ortskerns, die Schaffung von neuem Wohnraum in Mingolsheim, die Sanierung und der Ausbau der örtlichen Schulen und die Umgestaltung des Kurparks. Zu seinen Plänen für eine mögliche zweite Amtszeit zählte Huge sodann die Schärfung des Profils Bad Schönborns als familienfreundliche Gesundheitsgemeinde. Dazu sollen der Neubau von Kindergärten, die Erweiterung und Modernisierung von Schulen und ein kompletter Neubau der Schönbornhalle zählen. Was den Dauerbrenner Umgehungsstraße angeht, so will Klaus-Detlev-Huge auf eine neue Trassenführung westlich von Kislau und nördlich vom Reimoldsee setzen und dem Gemeinderat einen dementsprechenden Bürgerentscheid vorschlagen. Abschließend kam der Bürgermeister noch auf die ihm oft vorgeworfene, fehlende Nähe zu den Menschen der Gemeinde zu sprechen und gestand seine Schwäche ein, nicht auf Jahrmärkten oder bei Festen von Tisch zu Tisch zu gehen und viele Hände zu schütteln. Sein “Ding” sei eher die Arbeit für “unsere schöne Gemeinde”. Die zurückliegenden acht Jahre seien gut für diese gewesen,. In den kommenden acht Jahren wolle er gemeinsam mit den Menschen noch besser werden, schloss Huge seine um 30 Sekunden über der Zeit liegenden Ausführungen.

Christian Kerti

Christian Kerti

Als zweiter Kandidat präsentierte sich Christian Kerti unter dem Motto “Einer von uns – einer für uns”. Der politische Quereinsteiger ist 43 Jahre alt (seit gestern – Pause – Applaus) lebt nach eigenem Bekunden schon immer in Mingolsheim und hat eine Frau und zwei Kinder. Nach seiner Einschätzung kommen die Ortsbürger Bad Schönborns bei den politischen Prozessen immer zuletzt, zuerst würden immer alle anderen angehört. Um in Kontakt mit den Menschen zu kommen, sei er bereits durch alle 90 Straßen Mingolsheim gelaufen und habe an jeder Türe geklingelt – bis zur Wahl wolle er auch noch alle 80 Straßen in Langenbrücken abarbeiten. Zudem habe er seine Plakate nicht wie die anderen Kandidaten in der Nacht, sondern öffentlich sichtbar am Tage aufgehängt, so Kerti in seiner flammenden Auftaktrede weiter. Zu seinen Themen und Zielen erklärte er mitunter den Ausbau und die Sanierung von Kindergärten und Schulen. So sei beispielsweise die Kernzeitbetreuung in der Gemeinde ein Witz – Kinder würden hier mitunter in Kellerräumen zusammengepfercht und Brandschutzbestimmungen ignoriert werden. Die Schönbornhalle bezeichnete er als Schande, sie sei so marode dass bei Starkregen bis zu 20 Eimer Regenwasser durch das undichte Dach sickerten. Würde er Bürgermeister, so wolle er neue Räumlichkeiten für die Vereinsarbeit aber auch Treffpunkte für Senioren und Jugendliche schaffen. Auch die Sanierung der vielen maroden Straßen in der Gemeinde ist dem 43-Jährigen ein Anliegen, ebenso wie die Reduzierung des Schilderwaldes und die Förderung von kleinen Selbstständigen in Bad Schönborn. Um einen aktiven und schnellen Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern zu ermöglichen, möchte er zudem im Falle seines Wahlsieges einen direkten Draht zum Bürgermeister errichten – sei es in Form einer E-Mail-Adresse oder einer Telefonnummer. Kerti schloss seine Bewerbungsrede mit dem Versprechen: “Ich werde Euch nicht enttäuschen”.

Sybille Klett

Sybille Klett

Die dritte im Bunde war Sybille Klett. Die 51-Jährige Büroleiterin im Landtag von Baden-Württemberg ist studierte Politologin und hat für die Zeit des Wahlkampfes nach eigener Aussage eine Ferienwohnung in Bad Schönborn bezogen. Zu den Interessen der ledigen, gebürtigen Stuttgarterin, zählen das Tauchen, die Arbeit im Garten und das gemeinsame Kochen mit Freunden. Als kleine Anekdote erzählte Sie von einer Begegnung mit zwei Frauen aus Bad Schönborn – Agnes und Karin. Diese habe sie bei einem Spaziergang im Kurpark kennengelernt und beide als offene und freundliche Menschen erlebt. Beide seien für sie zu Botschafterinnen Bad Schönborns geworden und stünden für die positiven Eigenschaften der Menschen in der Gemeinde. Im Falle eines Wahlsieges wollte sie in jedem Fall in dieser heimisch werden – erste Wohnungsangebote lägen bereits vor, so der unverkennbare kleine Stich gegen Amtsinhaber Huge, dem oft vorgeworfen wurde nicht selbst in der Gemeinde zu leben. Klett führte weiter aus als Bürgermeisterin die Vorteile Bad Schönborns weiterentwickeln zu wollen und dabei auf die Gleichberechtigung von Mingolsheim und Langenbrücken zu setzen. Das Rathaus möchte sie fortan als Servicecenter für die Menschen begreifen und auf einen sachorientierten Umgang mit dem Gemeinderat bauen. Zwar sei sie ein Mitglied der CDU, jedoch habe ihrer Meinung nach Parteipolitik in der Kommunalpolitik nichts zu suchen, so Klett weiter. Zu den weiteren erklärten Zielen gehöre es den Markenkern Bad Schönborns zu stärken, bezahlbare und verlässliche Einrichtungen für Familien zu schaffen, einen hauptamtlichen Beauftragten für das Ehrenamt in der Verwaltung zu benennen und ein präzises Zukunftskonzept für die Gemeinde zu erarbeiten. Klett schloss ihre Ausführungen mit dem Statement: “Ich will nicht irgendwo Bürgermeisterin werden, ich möchte ihre Bürgermeisterin sein”

Holger Seufert

Holger Seufert

Zu guter Letzt stellte sich Holger Seufert den Menschen in der Kraichgauhalle vor. Der 43-Jährige Karlsruher ließ es betont gelassen angehen – trank erstmal einen tiefen Schluck Wasser und rückte sein Mikrofon zurecht. Seinen beruflichen Werdegang könne er an dieser Stelle nicht ausführen, das würde den zeitlichen Rahmen sprengen, eröffnete er seine Vorstellung. Der Vater dreier Kinder lebt seit 2014 in Mingolsheim, zuvor mehrere Jahre in Eggenstein-Leopoldshafen. Aktuelle berufliche Projekte habe er zugunsten der Vorbereitung auf die Wahl zunächst zurückgestellt, so Seufert. Wäre er Bürgermeister, so wolle er seine Erfahrungen als Manager zugunsten der Gemeinde einsetzen. Dazu zähle auch die richtigen Leute an die richtigen Positionen zu setzen, offen für Argumente zu sein und als Teamplayer zu agieren. Er habe Freude am Umgang mit Menschen und trete als unabhängiger Kandidat, frei von Verknüpfungen, in Bad Schönborn an. Die Top-Themen auf seiner zukünftigen Agenda seien der Ausbau der sozialen Infrastruktur für Kinder und Familien, die Umsetzung neuer Verkehrskonzepte (bezogen auf die B3 / Umgehungsstraße), so wie eine Lösung der Parkplatzprobleme in der Gemeinde. Weil die Gemeinde aber finanziell an der Wand stünde, so müssten alle Einnahmen und Ausgaben auf Einsparpotenziale geprüft werden, so Seufert. Für den wirtschaftlichen Aufschwung gälte es neue Unternehmen nach Bad Schönborn zu holen, sowie den Tourismus und die Gastronomie zu stärken. Seufert betonte zudem aus seiner Sicht die Vorzüge Bad Schönborns, als da wären: ein gutes Miteinander, eine Infrastruktur auf hohem Niveau sowie ein schönes Ortsbild und eine gute Lage. Wäre er Bürgermeister so wolle er den Schulstandort Bad Schönborn stärken, Arbeitsplätze sichern und neue zeitgemäße Wohnformen entwickeln. Dabei setzte er aber nicht auf neue Neubaugebiete, sondern auf die Nutzung bestehender Flächen. Am Ende forderte Holger Seufert die Menschen im Saal auf, nun abzuwägen wer der beste Bürgermeister wäre, er wolle die Gemeindegeschicke in die richtigen Bahnen lenken.

Zur den Urnen, Bad Schönborn!

Wer die Vorstellung der vier Kandidaten in Langenbrücken verpasst oder gestern schlicht keinen Platz mehr in der Kraichgauhalle gefunden hat, der hat bereits morgen in Mingolsheim erneut die Chance. Um 19 Uhr stellen sich die Kandidaten dann in der Ohrenberghalle vor, es empfiehlt sich bereits pünktlich zu Saalöffnung um 18:30 Uhr vor Ort zu sein. Die Bürgermeisterwahl selbst findet dann am Sonntag den 3. Februar statt, wir berichten selbstredend in einem Liveticker vor Ort.

UPDATE: Die Veranstaltung in Mingolsheim wurde nun tatsächlich in die Schönbornhalle verlegt!

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